Küsse am Meer. Rosita Hoppe

Küsse am Meer - Rosita Hoppe


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      Der Roman spielt hauptsächlich in bekannten Regionen, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über www.dnb.de

      © 2021 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

      www.niemeyer-buch.de

      Alle Rechte vorbehalten

      Umschlaggestaltung: C. Riethmüller

      Der Umschlag verwendet Motiv(e) von 123rf.com

      EPub Produktion durch CW Niemeyer Buchverlage GmbH

      eISBN 978-3-8271-8417-7

      Rosita Hoppe

      Küsse am Meer

      Freunde sind immer und

      in jeder Lebenslage

      füreinander da

      1. Kapitel

      Ralf nahm seine prallgefüllte Sporttasche und sah Pauline mit einem nicht deutbaren Blick an. Sie kannte diesen Blick. Er setzte ihn immer auf, wenn er etwas plante, von dem er wusste, dass es ihr nicht gefiel. So wie jetzt. Es gefiel Pauline ganz und gar nicht, was Ralf vorhatte. Aber sie hatte keine Kraft, ihn aufzuhalten. Nicht mehr. „Ich geh dann.“

      „Machs gut.“

      Pauline kniff die Augen zusammen und versuchte, an etwas Schönes zu denken. Eiscreme zum Beispiel. Sie liebte Eiscreme. Besonders Tiramisu und Stracciatella – mit großen Schokostücken.

      Die Wohnungstür klappte.

      Zart schmelzendes Vanilleeis in heißer Himbeersoße … Sie leckte sich über die Lippen.

      Es klingelte. Pauline reagierte nicht. Einen Augenblick später hörte sie das Klimpern eines Schlüsselbundes. Kurz darauf stand Ralf wieder im Wohnzimmer. Mit diesem Blick. Er legte etwas Silbernes auf den Tisch.

      „Der Schlüssel.“ Er zuckte mit den Schultern. „Brauch ich ja nicht mehr.“

      … mit einem dicken Klecks Sahne …

      Als die Tür zum zweiten Mal ins Schloss fiel, kamen die Tränen. Pauline halfen die Visionen diverser Eiskreationen nicht mehr. Ralf war gegangen. Für immer. Er hatte sie verlassen. Dieser Schuft.

      Sie hatte von einer gemeinsamen Zukunft mit Ralf geträumt. Nein, nicht nur geträumt. Schon vor Monaten hatten sie darüber nachgedacht, ob Ralf es hinkriegen würde, wenn er seine Wohnung in Frankfurt aufgeben und ganz zu ihr ziehen würde. Doch er entschied sich, erst einmal alles beim Alten zu lassen. Als Pilot, der hauptsächlich von Frankfurt aus starten musste, war Hameln einfach zu weit vom Arbeitsplatz entfernt.

      Pauline erhob sich müde und schlurfte in Richtung Kühlschrank. Im Eisfach lag noch eine Packung Straccia­tellaeis. Die brauchte sie – ganz dringend. Die Packung war halb leer. Hatte sich Ralf etwa daran vergriffen, bevor er seine Sachen gepackt hatte? Das hätte ihm ähnlichgesehen. Ihr auf diese Weise noch mal eins auszuwischen. Sie schlurfte zurück. Mit der Packung und einem Löffel ließ sie sich in die Sofaecke plumpsen.

      Dieser Schuft! Lecker. Dieser elende Mistkerl! Wie konnte er nur? Hach, Stracciatella … Gerade jetzt, wo sie sich entschlossen hatte, zu ihm nach Frankfurt zu ziehen. Ja. Genau das hatte sie vorgehabt. Noch einen Löffel voll … Sie wollte hier in Hameln ihre Zelte abbrechen. Seit Tagen schmiedete sie deswegen Pläne. An ihrem dritten Jahrestag, kommende Woche, hatte sie ihm einen Heiratsantrag machen wollen. Ganz romantisch. Die Packung war leer. Pauline warf die Eisverpackung und den Löffel auf den Tisch. Da lag auch Ralfs Schlüssel – Ralfs ehemaliger Schlüssel. Pauline biss sich auf die Lippen. Was jetzt? Jetzt hatte sie den Salat. Wie konnte sie nur so blöd sein? Blöder ging es wirklich nicht mehr, denn am Morgen, nach einer Auseinandersetzung mit dem Chef, der an ihrem Werbekonzept für eine Hamelner Firma kein gutes Haar gelassen hatte, hatte sie ihm ihre Kündigung an den Kopf geworfen. Sie wollte sowieso nach Frankfurt gehen, wieso nicht gleich kündigen, hatte sie in dem Moment gedacht. Tja, denken war manchmal nicht ihre Stärke.

      „Mist!“ Pauline schimpfte vor sich hin. In dem Moment fiel ihr Blick auf Ralfs Foto, das auf der Kommode vor dem Fenster stand. Sie sprang auf, griff nach dem Bild, riss das Fenster auf und warf diesen elendigen Mistkerl in hohem Bogen hinaus. Es klirrte, als es unten ankam. Verstohlen lugte sie hinaus. Zum Glück hatte sie mit dieser Spontanaktion keinen Passanten getroffen.

      Da lag er, der Schuft, inmitten von Glasscherben. Geschah ihm ganz recht. Nicht nur, dass er sie so kurz vor ihrem Heiratsantrag verlassen hatte. Nein, er hatte die Frechheit besessen, ihr zu gestehen, dass er seit einiger Zeit eine Affäre mit einer Stewardess hatte. Tja, und er hatte sie geschwängert. Die Ärmste. Vermutlich würde er sie bald mit ihrem kommenden Nachwuchs sitzen lassen und zur nächsten Dame abschwirren.

      Wie hatte sie sich so von ihm täuschen lassen können?

      Energisch schloss Pauline das Fenster.

      Am nächsten Morgen wachte Pauline mit rasenden Kopfschmerzen auf. Sie fühlte sich, als hätte sie die vergangene Nacht literweise Wodka oder ähnliches Zeug in sich hineingekippt. Hätte sie vielleicht tun sollen. Das Ergebnis wäre das Gleiche gewesen. Mit dem winzigen Unterschied, dass ihr der Alkohol vermutlich für ein paar Stunden Vergessen beschert hätte. Mit geschlossenen Augen blieb Pauline liegen. Bloß nicht bewegen, vielleicht würde es von allein besser werden. Mit einem nervtötenden Geräusch bimmelte der Wecker. An den hatte sie gar nicht gedacht. Nach einem Schlag auf die Austaste herrschte Ruhe. Die Erinnerung kam und mit ihr die Erkenntnis, dass nichts mehr so war, wie vierundzwanzig Stunden zuvor. Wie sollte es weitergehen? Kraftlos setzte sich Pauline auf und tappte ins Bad. Die Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, kannte sie nicht. Die sah ja grauenvoll aus. Lange, wirr abstehende strohige Haare, dicke verquollene Augen … Sie zog die Schublade des kleinen Hängeschränkchens heraus und wühlte darin herum. Schließlich fand sie eine zerdrückte Packung mit Schmerztabletten. Zwei davon schluckte sie und spülte sie mit Leitungswasser hinunter.

      Sie ging unter die Dusche und drehte den Wasserhahn voll auf. Minutenlang ließ sie das Wasser auf ihren Körper prasseln. Doch das Wasser spülte weder ihren Kummer noch die Sorge wegen ihres Arbeitsplatzes fort.

      Nach einer Tasse starken Kaffees arbeiteten ihre Gehirnzellen allmählich. Musste – durfte sie die Agentur eigentlich noch mal betreten? Oder würde man sie dort achtkantig hinauswerfen, nach dem, was sie gestern von sich gegeben hatte? Pauline hatte keine Ahnung. Wieso hatte sie sich dazu hinreißen lassen nach dem Rüffel, den ihr der Chef wegen eines missglückten Werbekonzepts erteilt hatte, ihren Job zu kündigen? Hinzu kam, dass sie die Kündigung wenige Tage vor Ablauf der Probezeit ausgesprochen hatte. Innerhalb der Probezeit konnten Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit sofortiger Wirkung kündigen. Echt blöd gelaufen. Sie war sich so sicher gewesen, dass sie sowieso bald zu Ralf ziehen würde – dass er mit Freuden ihren Antrag annehmen würde. Über die Konsequenzen ihrer gestrigen Aktion hatte sie nicht nachgedacht. Die waren nämlich, wie ihr erst jetzt bewusst wurde, dass sie kein Geld verdienen würde, außer dem Gehalt, das ihr noch für die geleistete Arbeit zustand. Arbeitslosengeld war für die ersten Wochen auch nicht zu erwarten. Tränen traten ihr in die Augen, als ihr die Tragweite ihres Handelns deutlich wurde. Sie musste schleunigst ihre Finanzen überprüfen und sich einen anderen Job suchen. Schuld an allem war natürlich Ralf. Ohne ihn wäre sie niemals auf die Idee gekommen, ihren Job hinzuschmeißen und ohne ihn würde sie sich nicht so verdammt schlecht fühlen und ständig heulen müssen.

      Um sich abzulenken, schaltete Pauline ihren Laptop ein. Später würde sie zum Arbeitsamt fahren müssen, aber zuerst mussten die verheulten Augen abschwellen. So konnte sie nicht unter die Leute gehen. Im E-Mail-Postfach fand Pauline eine Nachricht von Sigrid Mölder, ihrer Lektorin.

      Sie warte immer noch auf Exposé und Leseprobe, schrieb sie. Pauline seufzte. Ja, sie wartete auch. Auf eine Idee nämlich. Der nächste Roman sollte heiter und amüsant sein, forderte Paulines Lektorin. Doch


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