OMMYA - Freund und Feind. Dennis Blesinger
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Dennis Blesinger
OMMYA - Freund und Feind
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Mein Dank geht an:
Roland, Nicole und Eileen für das Testlesen und die dazugehörigen Anmerkungen und Kritiken.
Und erneut Marie-Katharina Wölk für die sehr entspannte und produktive Zusammenarbeit, was das Cover angeht.
Vielen lieben Dank!
1
»Wendy, ich weiß, dass du dich langweilst, aber du bringst mir die Ablage durcheinander.«
René drückte die Seiten auf den Tisch und wartete, bis der Feenstaub seine Wirkung verlor. Die kleine Fee flog einen kleinen Bogen um den Schreibtisch herum und entschuldigte sich leise. René lächelte ihr zu.
»Du brauchst dich nicht entschuldigen.« Als er sicher war, dass die Seite nicht wieder davon schweben würde, arbeitete er sich weiter durch den Stapel Formulare, der vor ihm lag. Er war erfreulich klein. Noch vor einem Jahr wären es mindestens zehnmal so viele Seiten gewesen, aber das war, bevor er sich dazu entschlossen hatte, André Hansen die Sache auf's Auge zu drücken. Anfangs als Notlösung gedacht, hatte sich die Entscheidung als Glücksgriff herausgestellt.
Hansen war vor knapp zwei Jahren zu OMMYA – der Organisation für Magische und Mystische Angelegenheiten – gestoßen, jedoch hatte sich schnell gezeigt, dass er für den Außeneinsatz nicht zu gebrauchen war. Selbst der Anblick einer der Feen oder Pixies, wie Wendy eine war, hatten ihn lange Zeit aus dem Konzept gebracht. Da er auch noch leicht asthmatisch veranlagt war und Allergien gegen Substanzen hatte, die in keiner medizinischen Abhandlung vorkamen, hatten sie ihn ebenfalls nicht für die Pflege der mystischen Geschöpfe einsetzen können. Schwere körperliche Arbeiten schieden ebenfalls aus. René war sich immer noch nicht sicher, wie Hansen den abschließenden körperlichen Eignungstest bestanden hatte. Also war René als Leiter der Abteilung gezwungen gewesen, sich eine Beschäftigung für den Mann zu suchen, oder ihn still und heimlich verschwinden zu lassen. Als die letzte regelmäßige Inventur angestanden hatte und sowohl Jochen, Renés direkter Stellvertreter, als auch Christopher, die Nummer drei in der Kette, krank gewesen waren, hatte sich jedoch eine Seite an dem schmächtigen blassen Mann gezeigt, die – zumindest für René – nicht mit Gold aufzuwiegen war.
Was René an seinem Job hasste wie die Pest, schien Hansen geradezu mit einer stillen Glückseligkeit zu erfüllen. Der Mann war imstande, den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als Formulare und Listen zu prüfen, auszufüllen, abzulegen und somit die komplette bürokratische Last von Renés Schultern zu nehmen. Nur die Formulare, die René persönlich unterschreiben musste, landeten auf seinem Schreibtisch und mittlerweile war er imstande, diesen Teil seiner Arbeit innerhalb von weniger als einer Stunde zu erledigen und sich den Rest des Tages um seinen eigentlichen Job zu kümmern. Und dieser Job hatte es in sich.
Wenn sein Privatleben jetzt auch noch so entspannt laufen würde, oder er überhaupt eines gehabt hätte, wäre er zum ersten Mal seit Jahren dazu gekommen, sich wirklich entspannen zu können. Aber irgendwas war ja immer.
Er setzte seine Unterschrift unter die letzte Seite und wandte sich an die kleine Fee, die nach wie vor im Zimmer schwebte und ihm über die Schulter blickte. Einerseits fand er die kleinen Wesen, so wie es bei fast allen anderen Mitarbeitern von OMMYA der Fall war, sehr niedlich und er musste über die Neugier, die die insgesamt acht Pixies für die Arbeit innerhalb der Zentrale entwickelt hatten, regelmäßig lächeln. Auf der anderen Seite taten sie ihm mit jedem Tag etwas mehr leid. Nach wie vor herrschte Krieg in der Welt, aus der sie stammten, und es war nicht abzusehen, dass dieser Krieg über kurz oder lang enden würde. Die Orks und die Elfen hatten sich in eine Art Patt hinein manövriert und keine der beiden Seiten schien gewillt, nachzugeben. Solange dieser Zustand andauerte, hatten die acht kleinen Feen hier inoffiziell Asyl erhalten.
Normalerweise hätte René nicht für Geld noch gute Worte einer anderen Lebensform Asyl gewährt. Allein die Unterbringung würde die Abteilung vor unlösbare Probleme stellen. Doch die kleinen Wesen hatten etwas in ihm berührt. Seit mehr als vier Jahren waren sie nun schon hier und mittlerweile empfand sie jeder als festen Bestandteil von OMMYA.