Die Verzauberten. Roland Betsch

Die Verzauberten - Roland Betsch


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davonzieht.

      »Ich habe auch ein Geheimnis,« sage ich.

      »Dann verrat's.«

      »Ich bin kein Tippler, wie du denkst. Ich bin ein Komödiant. Da hast du's!«

      Sie richtet sich halb auf und schaut mich glückselig an.

      »Ein Komödiant?! Dann gehst du auf die Jahrmärkte?«

      »Ja,« rufe ich laut und muß in den Himmel lachen, »ja, Brigitte, auf die Jahrmärkte. Dahin gehöre ich.«

      »Ich habe einen Freund bei den Komödianten. Sie haben ein schönes Zelt.«

      »Ich habe kein Zelt, Brigitte.«

      »Er ist der Mann mit der Lokomotivstärke.«

      »Gott schütze mich vor ihm.«

      »Wir kommen auch oft auf die Jahrmärkte. Einmal hat mich ein Dompteur engagieren wollen.«

      »Das ist ja großartig.«

      »Ich hätte ihn im Löwenkäfig rasieren sollen. Aber nein, sowas habe ich Gott sei Dank noch nicht nötig. Und du bist ein Komödiant? Ja, warum bist du denn vor die Hunde gegangen?«

      »Vor die Hunde?«

      »Na ja, du verkommst doch auf der Straße.«

      »Ich verkomme?«

      »Natürlich. Alle verkommen. Wer mal so richtig auf der Landstraße ist, den läßt sie nicht mehr los.«

      »Du magst recht haben. Es ist eine Witterung, der man immer wieder folgen muß. Das ist ein Leben, das neben dem andern Leben, neben dem großen Leben, hergeht.«

      »In was arbeitest du denn? Bist du Parterre oder am Trapez?«

      »Meistens am Trapez, Brigitte.«

      »Das ist schön, aber gefährlich.«

      »Ja, ja, das ist es.«

      Da liegen wir, und das Kornfeld ist über uns; da liegen wir, und die Erde dampft uns entgegen. Und rot leuchtet der blutende Mohn. Mit jedem Atemzug strömt ein Meer von Duft in meine Brust.

      Wir schlendern zurück, und ich sehe, daß Herr Schluckebier dem Pferd Ida die Trense anlegt. Lohengrin kommt uns freudig entgegen, man sieht ihm ordentlich an, wie sehr ihm dieses neue Familienleben gefällt.

      Schluckebier und Hurrle sind, es muß nun mal ausgesprochen werden, nicht mehr ganz nüchtern. Hurrle hat den Arm um den Porzellankönig gelegt und beteuert seine unverbrüchliche Freundschaft.

      »Und das steht fest,« sagt Hurrle, und hat einen bedrohlichen Schluckauf, »daß wir uns demnächst wieder sehen, und dann werde ich dir, lieber Xaver, den Porzellanwagen grün streichen.«

      Schluckebier ist sichtlich gerührt über den grünen Wagen. Er bekommt Wasser in die Augen und der Bauch wächst stolz hinaus.

      »Und bringe auch gleich den Ochsen mit zum Abschlecken.«

      Schluckebier lacht wie ein Gewitter über seinen Witz.

      Die Porzellanbrigitte klettert aus dem Wagen heraus und winkt mir, ich solle hinters Haus kommen.

      »Das schenke ich dir zum Abschied.«

      Sie gibt mir einen farbigen Teller, mit Blumen wunderschön bemalt, und in der Mitte glänzt in verzierten Buchstaben ein Spruch:

      Umsonst ist das Glück.

      Ich nehme den Teller, und mir wird weh ums Herz.

      »Gefällt er dir?«

      Sie schlingt die Arme um meinen Hals. Und dann muß sie heulen. Da steht sie hinterm Haus und flennt, und die Tränenrinnsale laufen über ihr Gesicht.

      Ich ziehe den Silberling hervor. Hört ihr, den Silberling, den mir die strohgelbe junge Dame geschenkt hat, den krame ich aus der Tasche hervor. Und mit dem Messer mache ich ein Zeichen hinein und schenke ihn der Porzellanbrigitte.

      »Da, nimm ihn. Bewahre ihn auf; er soll dir Glück bringen.«

      Oh, was liegt mir an Brigitte. Mag sie davonziehen; ich bin ein Mann. Ich lasse mir nicht das Herz schwer machen, wenn so ein Straßenbesen in gelben Lappen sich wieder aus dem Staub macht. Behüt dich Gott auf deiner Fahrt, behüt dich Gott!

      Siehst du, ich schaue dir nicht einmal nach. Fällt mir nicht ein. Hinter die Scheune gehe ich und lehne mich an die Bretterwand.

      Ho ho, was du dir einbildest mit deinem Löwenkäfig und deinem Mann mit der Lokomotivstärke.

      Hier lehne ich mich an die Scheunenwand. Da krabbeln Ameisen; viele Ameisen. Merkwürdig, wohin man schaut, überall gibt es Ameisen. Entsetzlich viele Ameisen gibt es auf der Welt. Ich höre Herrn Schluckebiers Peitsche knallen. Da fährt er jetzt davon und knallt in den lieben Mittag hinein.

      Sicher hockt die Porzellanbrigitte im Wagen und lümmelt sich ins Heu hinein. Meinetwegen! Meinetwegen, sage ich.

      Jetzt kommt Lohengrin um die Ecke.

      Außerdem, denke ich, hat sie fünf Mark aus der Kasse gestohlen und damit habe ich Lohengrin bezahlt.

      Nein, nein, ein Mädel, das fünf Mark stiehlt, das kann mir gestohlen werden.

      »Lohengrin, komm her.«

      Er kommt, und ich nehme seinen Kopf in beide Hände.

      Was für Wunderaugen er hat.

      Dort fährt der Porzellanwagen; ich sehe ihn auf der Landstraße. Etwas Gelbes flattert im Wind.

      Ich wende mich ab.

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