Die Seehunde haben heute Ruhetag. Markus Tönnishoff

Die Seehunde haben heute Ruhetag - Markus Tönnishoff


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       Markus Tönnishoff

       Die Seehunde haben heute Ruhetag

       Neue garstige Satiren

      © 2020 Markus Tönnishoff

      Umschlagfoto: Markus Tönnishoff

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN
Paperback:978-3-347-06388-4
Hardcover:978-3-347-06389-1
e-Book:978-3-347-06390-7

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

       Toilettenpapier kommt jetzt per Fax

       Tapfer und unerschrocken

       „Wer bekommt die 52?“

       „Sie haben einen an der Waffel“

       Es ist verboten, Verbote zu verbieten

       Ein Hoch auf den Smalltalk

       Der Service steht im Mittelpunkt

       Einfach mal kriminell werden

       Nichts klappt mehr

       Eine klare Sprache ist immer wichtig

       „Kennen Sie eigentlich den?“

       Katzen hören gerne zu

       Umgang mit dem Schwert von Vorteil

       Die Quote muss her

       Unerwarteter Rollentausch

       Die Seehunde haben heute Ruhetag

       Eine pazifistische Wunderwaffe

       Harem gefällig? Gerne!

       Es findet eine Beorgelung statt

       Wie man Pipi macht

       Wir brauchen mehr Hintergründe

       Ein Knopf für die Bundeswehr

       Ohne Datenschutz ist alles nichts

       Töpfchen mit Feinstaubplakette

       So geht Landesverteidigung

       Kein Zutritt ohne Haube

       Bahnbrechende Nachrichten

       Ich werde Täter-Beauftragter

       Über den Autor

       Toilettenpapier kommt jetzt per Fax

       Meine Freundin Nini und ich stehen dem Fortschritt uneingeschränkt aufgeschlossen gegenüber. Wir interessieren uns für jeden technischen Mumpitz und schließen selbigen auch schnell ins Herz. Da nimmt es nicht Wunder, dass in uns der Wunsch heranwuchs, unser Zuhause mit intelligent vernetzten Geräten auszustatten – ja, wir wollten ein Smart Home haben. Deshalb suchten wir einen entsprechenden Einrichtungshändler auf… und wir wurden auch nicht enttäuscht.

      Ein ordinärer Duschkopf das war das erste, auf das Ninis Blick fiel. „Er sieht nicht besonders intelligent aus“, stellte die schönste Frau diesseits des Universums fest. Mit dieser Äußerung rief sie jedoch gleich Jakob Wanzendreher, seines Zeichens Smart Home-Fachverkäufer, auf den Plan. „Dieser Duschkopf ist eine Revolution“, pries Wanzendreher das Produkt an. „Er merkt, wenn Sie unter der Dusche pupsen und übermittelt dieses Ereignis sofort telefonisch an den Toilettenpapierhalter. Dieser lässt sich dann schon mal vorsorglich Klopapier faxen“, erklärte der kompetente Verkäufer. „Zwei- oder dreilagig?“

      „Mindestens! Und auf Wunsch sogar bedruckt mit Texten von Herbert Grönemeyer oder den Vorschlägen für die Lottozahlen der nächsten drei Wochen.“

      Wir zeigten uns tief beeindruckt von so viel technischer Intelligenz, Nini jedoch war noch nicht ganz überzeugt. „Und was ist, wenn ich nicht unter der Dusche pupse?“, wollte sie wissen. „Nun, dann können Sie mit dem Duschkopf den Toilettenpapierhalter anrufen und ihm sagen, dass Sie gerade kein Klopapier brauchen“, erwiderte Wanzendreher. Doch nun war auch in mir eine weitere Frage herangereift: „Kann ich mit dem Duschkopf denn auch ins Fest- und Mobilfunknetz telefonieren?“

      „Nein, das geht zurzeit noch nicht. Aber Sie können mit den Toilettenpapierhalter ein Fax an den Duschkopf schicken“, so Wanzendreher. Dann entdeckte Nini einen Badezimmerspiegelschrank. „Was kann der?“, wollte sie sofort wissen. Wanzendreher war stolz, die technischen Vorzüge dieses Wunderwerks erläutern zu dürfen. „Dieser Spiegel wird Ihr Leben bereichern. Er erkennt, wenn Sie deprimiert aussehen und vereinbart dann sofort per E-Mail einen Termin beim Psychologen. Wenn Sie hingegen glücklich aussehen, informiert er die Steuerfahndung.“

      „Kann man mit dem Spiegel auch den Duschkopf anrufen?“, begehrte Nini zu wissen.

      „Ja, aber nur an ungeraden Tagen in einem Monat, in dem der Buchstabe „R“ vorkommt.

      „Kann der Spiegel auch Faxe verschicken?“, schaltete ich mich jetzt ein.

      „Nur, wenn Sie ihn unter die Dusche stellen“, erklärte Wanzendreher.

      Nun lenkten wir unsere Schritte in den Ausstellungsraum für Wohn- und Esszimmereinrichtungen. Nini steuerte eine Leselampe an. „Was ist das Besondere daran?“, richtete sie eine Frage an Wanzendreher, der selbstredend nicht um eine Antwort verlegen war: „Die Lampe erkennt, ob Sie etwas Anspruchsvolles lesen oder nicht. Wenn nicht, bestellt sie sofort etwas Anspruchsvolles aus dem Internet – zum Beispiel die Biografie von Pu der Bär oder die neueste Ausgabe des Playboy.“ Bei dem Wort „Playboy“ wurde ich schlagartig wieder wach. Ich zeigte auf einen Sessel. „Was macht der denn so?“, wollte ich wissen. „Nun, das ist ein Meisterstück der deutschen Sesselbau-Industrie“, erläuterte Wanzendreher und begann, vor dem Möbelstück auf die Knie zu sinken, bevor er fortfuhr. „Wenn Sie sich hineinsetzen, und Sie sind zu schwer, informiert der Sessel sofort die nächste Ortsgruppe der Weight Watchers. Wenn Sie hingegen zu leicht sind, wird ein naheliegendes Beerdigungsinstitut kontaktiert. Der Bestatter steht dann in der Regel in 15 Minuten vor der Haustür.“ Ein Schaudern bemächtigte sich unser, doch dann entdeckte Nini einen Esstisch auf Rollen, was ja bekanntlich eher ungewöhnlich ist. Wanzendreher erklärte diesen Umstand sofort. „Der Tisch misst die Kalorien in Ihrem Essen. Wenn Sie zu viel essen, fährt er einfach weg.“

      Uns war fast schon schwindelig wegen der außergewöhnlichen Innovationskraft, mit der wir konfrontiert wurden. Jetzt musste allerdings noch die Küchenabteilung in Augenschein genommen werden. Enttäuschung nahm von uns Besitz, als wir eines Toasters ansichtig wurden, der dort sein Dasein fristete – doch Wanzendreher konnte sofort die Vorzüge des Gerätes aufzählen. „Dieser Toaster stellt einen Meilenstein in der technischen Entwicklung dar“, hob er an, „Sie stecken das Brot rein, und der Drucker im Wohnzimmer druckt es kurze Zeit später aus wahlweise belegt mit Marmelade oder Eiersalat.“

      „Kann der Toaster das Brot auch an den Toilettenpapierhalter faxen, sodass man es im Badezimmer essen kann?“, wollte ich wissen. „Selbstverständlich, Sie


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