Geliebte Zwillingsschwester. Trutz Hardo

Geliebte Zwillingsschwester - Trutz Hardo


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       Geliebte Zwillingsschwester

      ein E-Mail-Roman

       Stella von Andersleben

      herausgegeben

      von

       Trutz Hardo

      *

       Geliebte Zwillingsschwester

      ein E-Mail-Roman

       Stella von Andersleben

      herausgegeben

      von

       Trutz Hardo

      © März 2020

      Claudia Gorbach,

      Buchgestaltung & Marketing,

      Institut Gorbach

      Ruderbach 60, 9430 St. Margrethen, SG, Schweiz

      Gestaltung: Claudia Gorbach, www.institutgorbach.ch

      Herausgeber: Trutz Hardo www.trutzhardo.de

      Autor: Stella von Andersleben (Trutz Hardo)

      Covergestaltung, Claudia Gorbach, [email protected]

      Lektorat, Korrektorat: Rebecca Gorbach

      Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 42, 22359 Hamburg

      ISBN:

      978-3-347-10092-3 (Paperback)

      978-3-347-10093-0 (Hardcover)

      978-3-347-10094-7 (e-Book)

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

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       Geliebte Zwillingsschwester

       13.12.2013

       Geliebte Zwillingsschwester Tara!

      In meiner letzten Mail vor einigen Tagen habe ich dir ja berichtet, was ich hier auf der Intensivstation alles erlebe. Ich hatte mich ja auf diese Station versetzen lassen, da ich weiß, dass viele hier Liegende dem Tode oft ganz nahe sind oder auch schon drüben waren und wieder zurückgekehrt sind. Mich interessiert es, was diese dann bei ihrem Erlebnis als klinisch Tote erlebt haben, möchte ich doch darüber ein Buch veröffentlichen, damit der Leser erfährt, dass wir keine Angst vor dem Tod haben müssen. Es ist sich nicht vorzustellen, was wäre, wenn alle Menschen wüssten, dass man nach dem Tod weiterlebt. Erst gestern wurde uns auf die Intensivstation eine zweiundsechzigjährige Frau gebracht, die reanimiert worden war. Als ich heute Morgen mit Elisabeth ihr Bett machen wollte, saß sie schon trotz der Schläuche in der Nase und am Arm aufrecht im Bett. Sie strahlte über ihr ganzes Gesicht. Und ich sagte: „Sie sehen ja aus, als ob Sie dem Herrgott begegnet sind.“ „Ja“, so entgegnete sie, „so könnte man es nennen.“ Und Elisabeth forderte sie auf, uns mehr zu erzählen. „Ich habe Christus gesehen, ob Sie es glauben oder nicht. Er stand auf einer großen Wiese. Und vor ihm hatten sich viele von uns versammelt. Er sprach zu uns und segnete uns. Es war überwältigend. Und ich wünschte, dass ich ihm die Füße küssen könnte. Und auf einmal, ich weiß nicht, wie es geschah, kniete ich vor ihm und küsste seine Füße.“ Wir beide lauschten gespannt. Sie bat um einen Schluck Tee. Doch plötzlich kam unser Stationsarzt herein und sagte, dass jemand - und er schaute dabei auf mich - von uns zwei auf Zimmer 216 kommen möge. Ich ging nun auf den Gang.

      Und als wir dort allein waren, drückte er mir heimlich von hinten die Hand. Mich durchfuhr ein Schrecken. Ich weiß, dass er mich begehrt. Ob er mich heimlich liebt, weiß ich noch nicht. Er sieht gut aus, ist erst Anfang dreißig und heißt Doktor Dudszinski. Ich glaube, seine Eltern sind Polen oder Tschechen. Schade, dass das Gespräch mit jener Reanimierten so plötzlich abgebrochen werden sollte. Vielleicht hat Elisabeth mehr erfahren. Wir konnten uns leider nicht mehr sprechen. Ich werde sie morgen fragen und dir weiterhin berichten.

      Wie geht es dir mit deiner (und auch meiner) großen Liebe in Sydney? Hat er dich schon geschwängert? Habt ihr vor, euch zu vermählen? Ich bin so neugierig, was du alles dort als Zimmermädchen in dem Hotel erfährst.

      Aus Berlin sende ich dir meine innigsten Umarmungen.

      Deine Leo

      ***

       15.12.2013

       Geliebte Zwillingsschwester Tara!

      Ja, du möchtest auf zwei Ereignisse nun Antwort haben. Frau Winter, jene Reanimierte, konnte ich leider nicht mehr persönlich sprechen. Doch Elisabeth erfuhr von ihr, dass sie Jesus fragte, wieso es möglich war, dass sie auf einmal sich vor ihm niederknien konnte, da doch dort so viele den gleichen Wunsch verspürt haben könnten. Und er antwortete ihr mit einer sie überwältigenden Liebe, dass er sich jeder Person im selben Augenblick vorstellen könnte, damit sie, wenn sie so will, zu ihm niederknien oder irgendwie von ihm einen persönlichen Segen empfangen möchte. Wie ist das zu erklären? Doch bei Gott und sicherlich auch bei Jesus ist alles möglich. Da sie bei jenem Autounfall auch einen Brustwirbel gebrochen hatte, wurde sie auf die Chirurgische verlegt. Vielleicht kommt sie ja danach wieder auf unsere Intensivstation.

      Aber nun zu deiner zweiten Frage, du Neugierige. Als Dr. Dudszinski, nachdem Felicitas und Elisabeth das Schwesternzimmer verlassen hatten, dort hereinschaute und mich allein erblickte, trat er ein. Es setzte sich zu mir und berührte meinen Arm. Dann sagte er, dass wir beide uns mal außerhalb treffen sollten. Er habe zufällig noch eine zweite Karte für die Zauberflöte, da seine Mutter wegen plötzlicher Erkrankung nicht mitkommen könne. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Und er schaute mich so liebevoll an, dass ich einfach nicht nein sagen mochte, obwohl mir diese Überrumplung zu schnell vonstattenging. Wie hättest du dich an meiner Stelle wohl verhalten?

      Jetzt ist es schon spät geworden. Ich muss ins Bett. Bei euch geht bestimmt schon die Sonne auf.

      Deine Leo

      ***

       18.12.2013

       Geliebte Zwillingsschwester Tara!

      Nun nennt er mich schon nicht mehr Leonore, sondern Leo, genau wie ich von Kind an von dir genannt wurde. Ja, nach der Oper hat er mich zum Dinner eingeladen. Es gab Champagner und dann auch zum gegrillten Fisch noch Weißwein. Ich war ganz schön angeduselt. Er wollte mich dann mit sich nach Hause nehmen, aber ich gab ihm zu verstehen - eine fette Lüge! -, dass ich meine Tage und dazu auch Kopfschmerzen hätte und mich nicht wohlfühlte. Also brachte er mich nach Hause. Und bevor ich ausstieg, küsste er mich heftig, öffnete auch meine Bluse, begrapschte mich. Ich war wie von Sinnen. Ich wollte mich wehren. Schließlich brachte er mich bis zu meiner Wohnungstür. Er wollte dann mit hereinkommen. Aber ich blieb, trotzdem ich ganz schön blau war - mehr als beschwipst, bei meinem Nein, indem ich sagte: „Heute nicht.“

      Seitdem wir beide zusammen mit William aus Sydney, diesem schönen Studenten, im Bett waren und er uns mit Neunzehn entjungferte und wir zu dritt über ein Jahr lang mit einander uns liebten, hatte ich, wie du ja weißt, in den letzten zwei Jahren noch keinen sexuellen Kontakt mit einem Mann gehabt, obwohl in der Schwesternausbildung und auf den verschiedenen Krankenstationen schon mancher Arzt - und natürlich Patienten in ihren Betten - begehrliche Blicke auf mich geworfen hatten oder auch Annäherungen versuchten. Attraktive Krankenschwestern sind ja so etwas wie ein wandelnder Präsentierteller von geheimen männlichen Wünschen. Und was sie, an uns denkend, dann unter der Bettdecke mit sich selbst machen, das bleibt ihr Geheimnis, doch ihr Bettlaken


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