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Artur R. Boelderl (Hrsg.)
Kakanien oder ka Kakanien?
Österreichs Geschick 1918–2018 im Spiegel der Literaturen
SCHRIFTENREIHE LITERATUR
Institut für Österreichkunde, Wien
Institut für GermanistikAECC/ Abteilung Fachdidaktik, AAU Klagenfurt
Herausgegeben von
Nicola Mitterer, Hajnalka Nagy und Werner Wintersteiner
Band 31
Kakanien oder ka Kakanien?
Österreichs Geschick 1918–2018
im Spiegel der Literaturen
Herausgegeben von
Artur R. Boelderl
Inhalt
„In Ruh’ lassen“: ein kakanischer Modus vivendi
Kakanien im Wandel – Annäherungen
Musils Kakanien – die Frage nach dem Realitätsgehalt eines literarischen Topos
Kakanische Nachdenklichkeiten oder die allmähliche Verwandlung eines historischen Phänomens
Kakanien im Detail – gestern, heute …?
Die Welt von Gestern – (post-)kakanische Zweigstellen.
Oder: 1918, Logik und Hoffnung des Ausnahmezustands
„Das Ende eines großen Reiches“.
Die Nachkriegsaussage des vormals k.k. Universitätsprofessors Eugen Ehrlich
Die kroatische Kakanien-Utopie
Arnautovic spricht mit Musil über Sport, Kunst und Moral
Kakanien im Detail – … heute, morgen?
Vom k. k. Schulbuchverlag zum elektronischen Schulbuch
Reisen von Ransmayr, Pollack und Gauß auf einen unentdeckten „Kontinent“
© Michael Murschetz 2020 für Der Standard
„In Ruh’ lassen“:
ein kakanischer Modus vivendi
Artur R. Boelderl
„Erde aus Ungarn“ – „Erde aus Polen“ – „Erde aus Kärnten“ – „Slowenische Erde“ – „Tschechische Erde“. Offiziere aus allen Teilen der Monarchie verabschieden sich vom toten Oberst. Zuletzt schüttet der jüdische Regimentsarzt Erde auf den Sarg: „Erde aus – aus – Österreich.“
An diese Szene aus Franz Theodor Csokors 1936 veröffentlichtem und 1937 am Burgtheater uraufgeführtem Theaterstück 3. November 1918 hat der Jurist und Journalist Stefan May in einem am nämlichen Tag des Jahres 2018 in der Wiener Zeitung erschienenen Artikel erinnert, der mit Grundton Melancholie überschrieben ist (vgl. May 2018). Die Szene aus dem Stück, dessen Handlung in einem militärischen Rekonvaleszentenheim in den Kärntner Karawanken spielt und den vergeblichen Kampf des Artillerieobersts von Radosin für die Erhaltung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie sowie dessen Selbstmord schildert, spiegle das Ende der Habsburger-Monarchie wider, bei deren Auseinanderbrechen die Völker eigene, neue Staaten bildeten.
Fraglich bleibt bei Darstellungen dieser Art freilich, welcher Status dem Gebilde, dessen Auseinanderbrechen konstatiert wird, zuvor zugekommen ist: Der lange Zeit unhinterfragten nostalgischen Retrospektive, ebendiese Völker hätten in der k.u.k. Monarchie im Großen und Ganzen friedlich zusammen gelebt, steht die konträre Beobachtung gegenüber, der der rumänisch-deutsche Schriftsteller Richard Wagner pointiert Ausdruck