19. Januar 1919: Frauenwahlrecht. Sabine Liebig

19. Januar 1919: Frauenwahlrecht - Sabine Liebig


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      Zeitpunkte der Geschichte

Sabine Liebig/Brigitte Übel

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      Umschlagbild: »Mädchen und Frauen heraus aus der Finsternis! – Entscheidet Euch für die Nationalversammlung«, 1919 (Einzeldokument), Stadtarchiv München: DE-1992-PL-03759.

      1. Auflage 2020

      Alle Rechte vorbehalten

      © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Print:

      ISBN 978-3-17-034343-6

      E-Book-Formate:

      pdf: ISBN 978-3-17-034344-3

      epub: ISBN 978-3-17-034345-0

      mobi: ISBN 978-3-17-034346-7

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      Vorwort

      Jeder kennt sie – Ereignisse, die die Gesellschaft bewegten und die Welt für immer veränderten. Die Reihe »Zeitpunkte der Geschichte« widmet sich genau diesen wichtigen, historischen Ereignissen im Kontext der gesamtdeutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts unter zum Teil weniger beleuchteten Perspektiven und Fragestellungen. Die Ereignisse werden nicht isoliert, sondern, wo möglich, um internationale Bezüge ergänzt, um die Vernetzung von Menschen in ihren vielen Facetten zu verdeutlichen.

      Die Anknüpfung an ein Datum bedeutet nicht, dass es sich um leblose ereignisgeschichtliche Darstellungen handelt, sondern die Daten sind Ausgangspunkte für spannende und teilweise unbekannte Inhalte, die über das Handeln der Menschen, ihre Handlungsspielräume, ihre Denkweisen, Einstellungen und Beweggründe Aufschluss geben. Menschen machten und machen Geschichte – das soll hier deutlich werden.

      An den Themen der unterschiedlichen Bände wird ersichtlich, wie Ereignisse bis in die Gegenwart wirken. Doch wie kam es zu dem jeweiligen Ereignis? Weshalb besitzt es eine solche Bedeutung? In welcher Hinsicht sind die Folgen bis heute spürbar? Diese Folgen können bahnbrechend, revolutionär oder zukunftsweisend sein, schockierend, vernichtend oder sinnstiftend. Damit verknüpft sind Fragen, die an die Vergangenheit gestellt werden und das historische Geschehen bedeutsam für die Gegenwart machen.

      In jedem Fall eröffnen die »Zeitpunkte der Geschichte« auch neue Perspektiven auf bekannte historische Daten: Sie werden zu Ausgangspunkten für lebendige Darstellungen nachhaltig wirksamer Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

      Der vorliegende Band bildet den Auftakt dieser Reihe, die sich an Studierende, Geschichtsinteressierte und Wissenschaftler*innen richtet. In Anbetracht der vorgegebenen Seitenzahl sind einige Aspekte nur angerissen und etwas generalisiert dargestellt.

      Einleitung

      »Erhebt Euch und fordert das Stimmrecht«1

      Mit diesen Worten regte die Feministin und Autorin Hedwig Dohm im Jahr 1876 die Frauen an, das Frauenstimmrecht zu fordern, denn sie hatte klar erkannt, dass Frauen ohne die politische Mitbestimmung keine Möglichkeit besaßen, ihre rechtliche, gesellschaftliche und politische Benachteiligung sowie ihre Ungleichbehandlung zu beenden.

      Wie Hedwig Dohm nutzten andere Stimmrechtlerinnen ihre Handlungsspielräume. Sie schafften es, befördert durch den Druck der Massen während der revolutionären Umbrüche im November 1918 und den im Raum stehenden Demokratisierungswillen, dass die deutschen Frauen in den ersten demokratischen Wahlen am 19. Januar 1919 endlich das lang geforderte aktive und passive Wahlrecht ausüben durften. Sie erschienen trotz Minustemperaturen und Schneeregen in großer Zahl und reihten sich in die langen Schlangen vor den Wahllokalen ein, um ihr neu erworbenes Recht in Anspruch zu nehmen und sofort an allen anstehenden Entscheidungen in den neu gewählten politischen Gremien mitzuwirken – manchmal erfolgreich, manchmal ausgebremst durch die Übermacht der Männer. Gerade das Frauenwahlrecht markierte eine wichtige Zäsur auf dem Weg aus der gesellschaftlichen und rechtlichen Ungleichheit hin zu mehr Gleichberechtigung.

      Im ersten Teil des Buches steht die Einführung des Frauenwahlrechts und dessen unmittelbare Vorgeschichte im Vordergrund. Die Einbettung des Ereignisses in einen breiten Kontext belegt, dass die Einführung der Erfolg einer jahrzehntelangen Agitation verschiedener bürgerlicher und proletarischer Frauenverbände, sowie einzelner Frauen war, die national wie international vernetzt, sich unterstützten und gegenseitig beeinflussten. Aber nicht alle Frauen wollten das Wahlrecht und so fanden die männlichen Gegner – vor allem Mitglieder der konservativen Parteien, Verbände und Kirchen – in vielen bürgerlichen Frauen Mitstreiterinnen, um den Stimmrechtsforderungen vehement entgegenzutreten. Von den politischen Parteien hatte einzig die SPD schon 1891 das Frauenstimmrecht gefordert, doch blieben die Parteigenossen in der Umsetzung höchst zögerlich, obwohl gerade sie im November 1918 durch ihre Regierungsbeteiligung die Chance zur Umsetzungen gehabt hätten. Die Revolution und die Entscheidung für eine demokratische Staatsform forcierten das Frauenwahlrecht, sodass die maßgeblichen Politiker es einführen mussten.

      Im zweiten Teil werden die Auswirkungen des aktiven und passiven Wahlrechts diskutiert. Mit Stolz und Ehrfurcht vor dem Amt nahmen die neugewählten Parlamentarierinnen ihre Aufgaben in Angriff. Aktiv und teilweise fraktionsübergreifend arbeiteten sie an der Neugestaltung des Staatswesens mit, was besonders deutlich in ihrer Haltung zum Versailler Vertrag und in den sogenannten »Frauenparagraphen«2 der Weimarer Verfassung zum Ausdruck kam. Schnell mussten die Politikerinnen erfahren, dass ihre Arbeit auf vermeintlich weibliche Themen reduziert wurde, während die mit viel Gestaltungsmacht verbundenen Ressorts der Wirtschaft, Außenpolitik, Justiz und Finanzen in der Hand der Männer blieben.

      Die weiblichen Abgeordneten waren voller Idealismus und mit der Meinung angetreten, dass Frauen die Arbeit in den Parlamenten friedfertiger und sozialer machen würden. So traf die Realität sie mit besonderer Wucht. Gerade die harten politischen Auseinandersetzungen untereinander und in den Parlamentsdebatten sowie der Rechtfertigungsdruck gegenüber Kollegen und Wählerinnen machten ihnen zu schaffen. Zudem kam Kritik an ihrer Arbeit von allen Parteien und gesellschaftlichen Richtungen.

      Wie an den Statistiken zu sehen ist, sank im Laufe der 1920er-Jahre die Zahl der Wählerinnen und die der Parlamentarierinnen. Es waren vielschichtige Gründe, die dazu führten, dass die Frauen immer weniger Einfluss auf die politische Mitgestaltung ausüben konnten. Die zunehmende Parteienzersplitterung sowie der Rechtsruck in der Parteienlandschaft taten das Übrige. Gestartet mit der großen Hoffnung alle Frauen zu politisieren und viel zu verändern, mussten die engagierten Politikerinnen erleben, dass ihnen nur begrenzte Möglichkeiten blieben. Dennoch eröffneten sich für Frauen neue Handlungsspielräume, obwohl sich verkrustete Strukturen, bestehende Rollenmuster und weibliche Stereotype als recht langlebig erwiesen.

      Dass die Errungenschaften der Frauen in der Weimarer Republik nicht von Dauer waren, verdeutlicht die Zeit des Nationalsozialismus, der in diesem Band nur eine knappe Erwähnung findet, da zu Frauen im Nationalsozialismus eine eigene Publikation geplant ist.


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