Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      Inhalt

       Zum Glück gehören zwei

       Ausnahmezustand

       Angst vor Gefühlen

       Das Drama um Sabine

       Liebe kann zur Falle werden

       Wenn das Herz nicht mitspielt …

       Keine Angst vor Dr. Lammers

       Ehrlich währt am längsten

       Sein weicher Kern

       Jede Liebe fordert Opfer

Chefarzt Dr. Norden – Staffel 4 –
Zum Glück gehören zwei

      »Der Krakowitz denkt ja auch, ihm gehört die Welt«, bemerkte Dr. Christine Lekutat in die Runde der Kollegen.

      Zwei, drei Ärzte lachten. Nur der Klinikchef Dr. Daniel Norden blickte düster drein.

      »Regel Nummer eins: Kommentare über Patienten stehen uns nicht zu.« Er durchbohrte die Kollegin mit Blicken. »Haben wir uns verstanden?«

      »Aber wenn es doch wahr ist …«

      »Kollegin Lekutat!«

      »Schon gut«, gab sie endlich klein bei.

      Dr. Norden konzentrierte sich wieder auf die Liste in seinen Händen. Hatte er auch alles besprochen, was für die kommende Spätschicht wichtig war? Ach ja, die Aufgabenverteilung.

      »Dr. Gruber, Sie unterstützen den Kollegen Weigand in der Notaufnahme«, wies er den Assistenzarzt an. »Und Sie, Dr. Lekutat, übernehmen den Fall Krakowitz von Dr. Aydin.« Er nickte dem Kollegen zu, der sich einen Spaß daraus machte, Rollstuhlakrobatik zu betreiben. Manchmal fühlte sich Daniel wie im Kindergarten. Am Ende eines langen Tages hatte er weder Lust noch Kraft, sich mit solchen Kleinigkeiten auseinanderzusetzen. Zumal sich die Kollegen angesichts der harten Arbeit durchaus ein bisschen Spaß verdient hatten. »Mit dem nötigen Respekt, wenn ich bitten darf.«

      »Ich bin ja nicht schwer von Begriff«, murrte die Chirurgin.

      »Das gilt nicht nur für Sie.« Daniels Blick ruhte auf Milan Aydin.

      Mit einem Knall landete der Rollstuhl auf den beiden kleinen Vorderrädern.

      »Keine Angst, vor den Patienten begnüge ich mich mit einem Handstand Überschlag«, witzelte Milan. »Was denn? Seit wann ist es verboten, für ein bisschen Ablenkung zu sorgen?«

      Wie erwartet hatte er die Lacher auf seiner Seite.

      Dr. Norden schüttelte den Kopf.

      »Ich kann nur hoffen, dass die Patienten ähnlich humorvoll sind wie Sie.« Ein letzter Blick auf die Aufzeichnungen. »Dann wünsche ich frohes Schaffen und Ihnen, Kollege Aydin, einen schönen Feierabend.«

      Ein Raunen und Murmeln ging durch das Zimmer. Die Wünsche wurden erwidert, ehe die Kollegen das Besprechungszimmer allein oder in Grüppchen verließen und in unterschiedliche Richtungen davon strebten.

      Nur Dr. Aydin schien es nicht eilig zu haben.

      »Wie sieht es aus, Chef?« Er fuhr auf seinen Chef zu. »Lust auf einen Absacker heute Abend? Nicht weit von hier gibt es eine neue Bar. Die wollte ich schon die ganze Zeit ausprobieren. Aber allein macht das keinen Spaß.«

      Daniel war an seinen Schreibtisch zurückgekehrt und packte ein paar Unterlagen in seine Tasche. Auch seine Frau Felicitas hatte heute Spätdienst. Daniel wollte die Zeit nutzen, um sich auf eine Gastvorlesung in der Uni zum Thema ›Medizin im Wandel der Zeit‹ vorzubereiten. Andererseits war die Aussicht auf ein leeres Haus nicht gerade verlockend. Die auf ein Feierabendbier umso mehr. Zudem lag ihm viel an einem guten Verhältnis zu seinen Mitarbeitern.

      »Also gut. Ich bin dabei«, erklärte er sich einverstanden.

      »Ich wusste, dass Sie nicht so spießig sind, wie Sie manchmal tun«, entfuhr es Milan. »Nur ein Spaß!«, versicherte er im nächsten Atemzug. »Dann sehen wir uns in einer halben Stunde im ›Babaloo‹?«

      »Wenn Sie so viel Selbstbewusstsein haben, sich mit einem Spießer in der Öffentlichkeit zu zeigen.«

      Milan lachte.

      »Eins zu null für Sie.« Er hob die Hand zum Gruß, wendete in zwei Zügen und rollte zur Tür. »Ich freue mich.«

      *

      Auf dem Weg in die Notaufnahme zog Dr. Weigand zum gefühlt hundertsten Mal das Handy aus der Tasche und warf einen Blick darauf. Wieder nichts!

      »Erwarten Sie einen Anruf?«, fragte der Assistenzarzt Benjamin Gruber, der mit wehendem Kittel versuchte, mit dem Kollegen Schritt zu halten.

      Matthias steckte das Mobiltelefon weg und schickte ihm einen Seitenblick.

      »Sport ist offenbar nicht Ihre Lieblingsbeschäftigung.« Innerlich klopfte er sich auf die Schulter. Was für ein gelungener Schachzug, um die lästige Frage abzuwehren!

      Grubers Kopf leuchtete wie eine rote Ampel. Ein schrilles Piepen zerriss die Luft. Selten kam ihm ein Alarm so gelegen wie in diesem Moment. Selbst wenn das bedeutete, dass er noch einen Zahn zulegen musste.

      Die beiden Ärzte wurden schon erwartet.

      »Das hier ist Anette Pastor, 39 Jahre alt. Sie leidet unter krampfartigen Unterbauchschmerzen. Fieber 39,9, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe«, teilte der Rettungsarzt Erwin Huber den Kollegen ein paar Minuten später mit.

      Hartmut Pastor begleitete seine Frau.

      »Sie hatte schon immer einen empfindlichen Magen«, teilte er den Ärzten unaufgefordert mit.

      »Das Forellenfilet war nur ein paar Tage abgelaufen«, ächzte Anette. »Aber es hat wirklich noch gut gerochen.«

      »Danke. Wir übernehmen.« Matthias nickte dem Notarzt zu und unterschrieb das Protokoll. »Angenehme Nachtruhe wünsche ich«, gab er Erwin mit auf den Weg.

      »Ich liebe Ihre Witze, Kollege Weigand. Trotzdem hoffe ich, dass wir uns heute Nacht nicht mehr begegnen.«

      »Also auch Nachtschicht?«

      »Dann werde ich wenigstens nicht die ganze Zeit daran erinnert, dass ich allein in einem viel zu großen Bett liege.«

      Wie viele andere Ärzte litt auch Erwin Huber unter seinem Singledasein. Früh-, Spät- und Nachtschichten, Dienst am Wochenende und unvermutete Notfälle waren nicht gerade das, wovon Frauen träumten. Spätestens nach dem dritten abgebrochenen Kino- oder Restaurantbesuch endeten selbst die Beziehungen, die hoffnungsvoll begonnen hatten.

      Davon konnte auch Matthias Weigand ein Lied singen. Jahrelang war er auf der Suche nach seiner Traumfrau gewesen. Und jetzt, da er sie endlich gefunden hatte, standen sich Sophie und er selbst im Weg. Der letzte Streit schien final gewesen zu sein. Seitdem hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Ob er es noch einmal versuchen, über seinen Schatten springen und sie um Verzeihung bitten sollte?

      »Alles in Ordnung, Kollege Weigand?«

      Matthias fühlte, wie ihn jemand an der Schulter rüttelte. Er zuckte zusammen. Kehrte ins Hier


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