Alte Anker rosten nicht. Dagmar Maria Toschka

Alte Anker rosten nicht - Dagmar Maria Toschka


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      Dagmar Maria Toschka

      Alte Anker rosten nicht

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Mord unter Volldampf Es hätte eine ruhige Rhein-Kreuzfahrt werden können, wäre Linda Weißenberg nicht gerade aus ihrem eigenen Nest gefallen. Zusammen mit der exzentrischen Maike und der forschen Enni bildet sie ein ungleiches Trio, welches sich dem Bordleben ebenso trinkfest wie schlagfertig stellt. Doch dann gibt es einen Toten auf dem Schiff, das nun in seinen Heimathafen Köln-Deutz zurückkehrt. Hier übernimmt Kommissar Golt das Ruder, der für seine unorthodoxen Ermittlungsmethoden berüchtigt ist. Schnell verwandelt sich das Schiff in einen turbulenten Tatort, auf dem die drei Frauen mit anderen Passagieren und dem Mörder festsitzen wie in einem luxuriösen Knast.

      Für Linda wird diese harmlose Rheinreise zu einem Überlebenstraining, bei dem sie nicht nur unter Verdacht, sondern auch in Gefahr gerät. Sie merkt, sie muss dazulernen. Aber wie soll sie sich aus dieser Lage befreien, wenn handfeste Beweise auftauchen, die gegen sie sprechen?

      Dagmar Maria Toschka, am Niederrhein geboren, machte, nach kurzen Unterbrechungen durch einen Aufenthalt im Kloster und am Fließband einer Plätzchenfabrik, das Abitur in Geldern. Sie studierte Literatur, Pädagogik und Psychologie und arbeitete während des Studiums in England, den USA und Kanada. Später war sie als Hörfunkreporterin und im Tourismus tätig, gab ein kleines Reisemagazin heraus und wurde schließlich Autorin sowie Gesprächs- und Schreibtherapeutin. Dagmar Maria Toschka schreibt Kriminalromane über die Liebe, das Leben und den Mord – immer mit einem Augenzwinkern. Bevorzugt schreibt sie am oder auf dem Wasser. Und so entstand auch „Alte Anker rosten nicht“ überwiegend am Tatort, auf dem Rhein.

      Impressum

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      sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © abemos / stock.adobe.com

      und © glenncarstenspeters / unsplash

      ISBN 978-3-8392-6792-9

      Dank

      Lieben Dank an:

      Ralph

      Ingrid, Thomas, Anja, Uschi und Kirsten K.

      1. Auf ins Wasser

      Ich wollte immer nur eines: alle glücklich machen.

      Jetzt stand ich ganz allein auf einer kleinen Hafenbrücke und starrte auf das Graugrün des Rheinwassers unter mir. In meinen Händen spürte ich die Kälte des Stahlgeländers. Meine Finger umfassten es so fest, dass es schmerzte. Einen Moment lang gab es nur noch mich und meinen heftigen Atem. Meine Beine zitterten, wollten zum Sprung ansetzen, als ich unter mir zwei Enten schwimmen sah.

      Ich befand mich etwa fünf Meter über ihnen. Wahrscheinlich überlebte man den Sturz und machte nur ein Loch ins Wasser, erschlug vielleicht ein Entenpaar. Ich ließ das Geländer wieder los und spürte, wie Gefühl in meine Finger zurückkehrte. Meine Kopfhaut kribbelte.

      »Ganz schöner Blick von hier«, sagte ein Mann neben mir. Er klang bedächtig, fast vorsichtig. Ich blickte weiterhin nach unten. Ein paar schwarze Herrenschuhe stellten sich neben meine blauen Ballerinas. Unter uns das Hafenbecken.

      Ich versuchte, langsamer zu atmen.

      »Das Wasser ist noch kalt um diese Jahreszeit«, fügte er hinzu.

      Ich schaute auf das Geländer, dann zur Seite. Weiße Hemdsärmel, dunkelblaue Hose.

      »Ich könnte Ihnen eine Decke holen, damit Sie nicht frieren«, bot er an.

      Auf seinen Schultern sah ich vier Streifen, einen Stern und so etwas wie einen Knopf. Alles in Gold.

      Mir war nicht kalt. Alles in mir kochte. Gerade war mein Leben in Stücke gegangen, und mir quatschte ein fremder Mann seinen goldenen Knopf an die Backe.

      »Kaffee?«, kam es von ihm.

      Das klang schon besser.

      Ich sah mich um. Wir standen auf einer grauen Brücke mitten über dem Köln-Deutzer Hafen. Hier sah man weit und breit kein Café. Hinter uns alte Industrieanlagen. Vor uns ein Feuerwehrboot, ein paar Hundert Meter weiter die Severinsbrücke in ihrem unverwechselbaren Kölner Grün. Es nieselte. Hier wollte kein Hund tot über dem Zaun hängen.

      Er zeigte mit dem Finger nach rechts auf ein großes Schiff. »River Diamond« stand in bunten Lettern darauf. An die Hundert Meter weißer Stahl ankerten dort drüben an der Kaimauer. Unter dem Schriftzug ein Anker und ein blauer kugeliger Fisch, den ich kannte. Von meinem Ticket.

      Das Schiff strahlte selbst an einem diesigen Tag wie heute eine sommerliche Atmosphäre aus. An Deck prosteten sich Passagiere zu und posierten für Selfies. Schlager aus den 80ern vermischten sich mit dem Geräusch heranrollender Koffer. Junge Männer in hellblauen Poloshirts und schwarzen Hosen nahmen sie entgegen, um sie eilig auf große Rollcontainer zu laden.

      Wenn ich mich also nicht in diese trübe Rheinbrühe unter mir stürzte, wo wollte ich dann hin? Nach Hause ging nicht mehr. So viel stand fest.

      Der fremde Mann sah mich an. Er war groß, bestimmt an die zwei Meter, seine dunklen Haare ergrauten bereits.

      »Johannes Krappmann. Freunde nennen mich Jo«, sagte er. »Wie wäre es mit einem Kaffee in unserer Lounge?« Er strahlte eine ruhige Wärme aus, während in mir Gefühle und Gedanken verworren umherjagten.

      Ich scheute die Nähe zu diesen Feierbiestern, die sich auf eine Schiffsreise freuten, während meine Stimmung unterhalb des Meeresspiegels lag.

      »Kommen Sie.« Seine Hand berührte sachte meinen Unterarm. Ich trat einen Schritt vom Geländer zurück und drehte mich zu ihm. Hinter ihm, in etwa 30 Metern Entfernung, stand ein junger Mann mit Meckischnitt, der einen Rettungsring in der Hand hielt. Krappmann gab ihm ein Zeichen, und er zog sich zurück.

      Wir liefen über die Brücke und kamen an meinem Taxi vorbei, das noch immer auf mich wartete. »Ich bin gleich wieder da!«, rief ich zum Fahrer und folgte dem Seemann in Richtung Schiff. Das Zahnpastawerbungsweiß der »River Diamond« schien mir der einzige Lichtblick dieses Tages, der versprach, der graueste Gründonnerstag meines Lebens zu werden.


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