Respekt!. Per Jensen

Respekt! - Per Jensen


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      Per Jensen

      Wie

      Tiere fühlen

       … und warum wir mit unseren Nutztieren respektvoll umgehen müssen

      FOTOGRAFIE: LINDA PRIEDITIS

       INHALT

       VORWORT

       01.EIN GESPÜR FÜR TIERE

       02.ZU BESUCH IN DER TIERWELT

       03.MIT DEN TIEREN IM GESPRÄCH

       04.WER BIST DU, WER BIN ICH?

       05.MEINE GEFÜHLE UND ICH

       06.WIR LIEBEN UNSERE KLEINEN

       07.JEDER IST ANDERS

       08.DIE FREUDE AM LERNEN

       09.UNTER DER OBERFLÄCHE

       10.TOD IM TOPF

       REFERENZEN

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      VORWORT

      Fast jeder von uns hat ein natürliches Gespür für Tiere und ihre Empfindungen. Das kommt daher, dass Tiere seit Menschengedenken einen lebenswichtigen Anteil an der menschlichen Existenz haben, zunächst in Form von Bedrohung oder als Beute, später dann als Haus- und Nutztiere. Das Gespür für ihre Gefühle fußt daher zu großen Teilen auf Instinkten, die über tausende von Generationen an uns weitervererbt wurden. Heute spüren wir vor allem zum Hund oder der Katze zu Hause oder zum Pferd in der Reitschule eine enge Bindung. Zu den häufigsten Tieren in unserer unmittelbaren Nähe haben dagegen nur noch wenige von uns einen Bezug. Etwa 1 % der Bevölkerung widmet sich den Millionen von Schweinen, Kühen und Hühnern, aus denen unser Essen produziert wird, der Rest von uns kann durchs Leben gehen, ohne jemals einem von ihnen in die Augen gesehen zu haben. Seit unser Kontakt mit ihnen nur noch in Form von Würstchen im Supermarkt stattfindet, schwindet unser Gespür für Nutztiere zusehends. Viele Menschen haben vielleicht noch nie einen Gedanken daran verschwendet, dass Fleisch, Milch und Eier von Geschöpfen mit ausgeprägt entwickeltem Seelenleben stammen. Welche Bedeutung hat es, wie diese in den landwirtschaftlichen Betrieben, während eines Transports und bei der Schlachtung behandelt werden? Ist es möglich, ein Tier, das man nicht kennt, voll zu respektieren und zu verstehen?

      Der eine oder andere fragt sich vielleicht, ob es wirklich wichtig ist, in einer Welt, in der Millionen von Menschen Hunger leiden oder auf der Flucht sind, Energie auf die Gefühle von Tieren zu verwenden? Manchmal wird behauptet, dass Menschen, die sich für das Wohl von Tieren einsetzen, kein Interesse an ihren Mitmenschen und all dem Leid um sie herum hätten. Meiner Erfahrung nach ist es umgekehrt. Unter all den Menschen, die ich treffe und die sich hingebungsvoll um Tiere kümmern, engagiert sich eine überwältigende Mehrheit außerdem für andere Menschen. Sie spenden an Kinderhilfsorganisationen und opfern ihre Freizeit, um Geflüchteten zu helfen. Es besteht ganz einfach kein Widerspruch zwischen dem Mitgefühl mit Tieren und allgemeiner Mitmenschlichkeit. Und vielleicht ist der Unterschied zwischen dem Seelenleben der Tiere und unserem eigenen gar nicht so groß, wie man denkt. Wie sollen wir das wissen?

      Früher beruhten die Gedanken, die sich Menschen über Tiere machten, auf generationenlanger Erfahrung, die bereits mit der Muttermilch aufgesogen wurde. Diese Kenntnisquelle ist größtenteils versiegt, doch glücklicherweise hat stattdessen die Wissenschaft enorme Fortschritte gemacht. Fakt ist, dass die Forschung dazu beigetragen hat, dass wir heute mehr als jemals zuvor über Gefühle, Gedanken und kognitive Eigenschaften von Tieren wissen, die nach ihrem Tod die Grundlage der meisten unserer Kochrezepte bilden. Das Buch, das Sie in Händen halten, fasst einen Teil dieser neuen und spannenden Erkenntnisse zusammen. Ich hoffe, dass dieses Wissen größeren Respekt und mehr Mitgefühl für all die Tiere, für die wir eine gemeinsame Verantwortung tragen, zur Folge haben wird. Unabhängig davon, ob Sie tagtäglich die Tiere auf einem Hof versorgen oder ob Sie diese einfach nur essen, nachdem sie geschlachtet, zerlegt und verpackt wurden, ändert es nichts daran, dass unsere gemeinsamen Beschlüsse und Vorstellungen entscheidend für ihre Lebensqualität sind. Und diese Verantwortung verpflichtet.

      Ebenso wie bei früheren Büchern konnte ich auch diesmal wieder auf die unschätzbare Unterstützung von Elisabeth Fock und Maria Nilsson bei meinem schwedischen Verlag Natur & Kultur zählen. Es ist immer ein Kompliment und ein Vertrauensbeweis, ein Buch herauszugeben, und ohne all die Hilfe des Verlages wäre das nicht möglich gewesen. Die gefühlvollen und schönen Bilder von Linda Prieditis komplettieren den Text und ich bin sehr froh über unsere Zusammenarbeit. Wie immer war die mir wichtigste Diskussionspartnerin meine Lebenspartnerin Mona, ein Mensch mit unendlich großem Herzen, in dem sowohl Schweine, Kühe, Hühner und Hunde als auch Menschen aus aller Welt Platz finden.

       Per Jensen

      01.

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       EIN GESPÜR FÜR TIERE

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      »Hühner können gelangweilt sein, Schafe fühlen sich anderen in der Herde zugehörig und Kühe sehnen sich nach dem Kalb, das ihnen direkt nach der Geburt weggenommen wurde.«

      HUHN ODER LEBENSMITTEL

      LETZTENDLICH hat ein schreckliches Erlebnis zu diesem Buch geführt. Ich war etwa fünf Jahre alt und lebte mit meiner Familie im Stadtzentrum in einer engen kleinen Wohnung im dritten Stock. Ich träumte davon, Tiere haben zu dürfen, aber meine Eltern erklärten mir immer und immer wieder, wie schwierig, um nicht zu sagen, unmöglich es mit all den Bürgersteigen und asphaltierten Spielplätzen sein würde, Haustiere zu halten.

      Eines Tages besuchten wir eine nahe Verwandte, die auf dem Land lebte. Dort gab es alle möglichen Tiere. Ich erinnere mich nicht gut an den Besuch selbst, daran, was wir gegessen und getrunken oder worüber wir gesprochen haben. Beinahe die gesamte Zeit verbrachte ich draußen bei den Tieren. Die Ferkel sprangen mir um die Füße, spielten und waren neugierig. Die Hühner schlenderten und stolzierten auf dem Hof umher, wie es ihnen gefiel. Ein neugieriger Schäferhund folgte mir die ganze Zeit auf Schritt und Tritt und überwachte alles, was ich tat. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel.

      Der Tag verging und es wurde Zeit, die Familie in den kleinen Volkswagen zu verfrachten, um nach Hause zu fahren. Gerade als


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