Perry Rhodan 2287: Die Träume der Schohaaken. Uwe Anton

Perry Rhodan 2287: Die Träume der Schohaaken - Uwe Anton


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      Nr. 2287

      Die Träume der Schohaaken

      Das Schicksal der Aktionskörper – und der Angriff der Titanen

      Uwe Anton

      Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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      Die Erde befindet sich im Würgegriff des angeblichen Gottes Gon-O, der aus der unglücklichen Verbindung eines wahnsinnigen Nocturnenstocks mit einem unsterblichen Kunstgeschöpf entstanden ist. Gon-O giert nach ARCHETIM, dem seit mehr als 20 Jahrmillionen in der Sonne existierenden »Leichnam« einer mächtigen Superintelligenz.

      Myles Kantor und ein Wissenschaftler-Team befinden sich bereits in der Sonne. Noch vor der Invasion des Solsystems haben sie sich mit dem Forschungsschiff INTRALUX dorthin aufgemacht, um mehr über den geheimnisvollen ARCHETIM herauszufinden.

      Tatsächlich wäre das Team schon längst vernichtet, wäre nicht ein Mitglied eines uralten Volkes an Bord: der kleinwüchsige Schohaake Orren Snaussenid. Ihm als Einzigem öffneten sich die drei Wachstationen, die in der Vergangenheit als Pilgerstätten dienten.

      Myles Kantor hat bereits einen Namen für diese Raumstationen gefunden, die in der Ortung zuerst wie ein Gebilde wirkten. Er nennt sie TRIPTYCHON – und in sich speichern sie DIE TRÄUME DER SCHOHAAKEN ...

      Die Hauptpersonen des Romans

      Orren Snaussenid – Der Schohaake sucht in TRIPTYCHON nach Antworten aus der Vergangenheit.

      Myles Kantor – Der Aktivatorträger überlegt sich einen verzweifelten Plan.

      Inshanin – Die Plophoserin berechnet verschiedene Ausweichmöglichkeiten.

      Kyran Anteral – Der Venusgeborene verliert langsam die Nerven.

      Marreli Nissunom – Die Träume der Schohaakin verändern sich.

      Prolog

      Ein kleines Dorf in der Nähe von Terrania

      Marreli Nissunom wälzte sich unruhig auf ihrem Lager hin und her. Sie fühlte sich schrecklich leer und erschöpft. Wie lange war es her, dass sie zum letzten Mal richtig geschlafen hatte? Und gegessen?

      Aber auf Nahrung konnte sie länger verzichten als auf Schlaf. Der Schlafmangel machte ihr schwer zu schaffen. Sie erkannte in den wenigen wachen Augenblicken, die ihr noch blieben, dass ihre Gedanken immer träger wurden, immer wirrer. Ihr ganzes Streben galt nur noch dem Traum, von dem sie wusste, dass er kommen würde ... kommen musste.

      Wenn er nicht bald kam, würde es zu spät sein. Marreli befürchtete, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Es bereitete ihr unsägliche Mühe, das Bett zu verlassen. Sie trank dann etwas und aß soviel kalte Fertignahrung, wie sie in sich hineinzwingen konnte. Aber sie wusch sich nicht mehr, betrieb keine Körperpflege ...

      Natürlich hatten die Terraner mitbekommen, dass im Dorf der Schohaaken etwas nicht stimmte. Sie standen bereit, wollten jede nur erdenkliche Hilfe leisten. Aber ihre Möglichkeiten waren beschränkt: Die Schohaaken wiesen ihre Hilfe zurück – und konnten ihnen nicht einmal verraten, was mit ihnen nicht stimmte.

      Marreli war damals, als der Unsterbliche Myles Kantor das Dorf aufgesucht hatte, verwundert gewesen, dass Orren dem Terraner nur sehr zögernd von dem Traum berichtet hatte, der sich bei ihm einfach nicht einstellen wollte.

      Es war ihr – und zweifellos allen anderen Schohaaken – einfach unmöglich, über den Traum zu sprechen. Nicht, weil niemand ihn verstanden, weil man sie als verrückt abgetan hätte. Irgendetwas tief in ihrem Inneren verhinderte, dass sie den Traum auch nur mit einer Silbe erwähnen konnten. Nun war ihr auch klar, welche Überwindung es Orren gekostet haben musste, mit dem Terraner darüber zu sprechen.

      Wahrscheinlich hatte er es nur geschafft, weil Kantor ein Unsterblicher war, Protegé einer Superintelligenz, wie sie ebenfalls solche Günstlinge waren, Aktionskörper ARCHETIMS. Vielleicht hatte er eine Art Seelenverwandtschaft zwischen ihnen gespürt, die ihm geholfen hatte, diese Beschränkung zu überwinden.

      Dafür war eine Größe erforderlich gewesen, die Marreli ihm einerseits nicht zugetraut hatte und andererseits nicht aufbringen konnte. Ihr war es nicht möglich, die Barriere in ihr niederzureißen, die verhinderte, dass sie darüber sprach.

      Sie stöhnte leise auf. Sie spürte, dass der kurze Augenblick der Klarheit sich bald wieder verlieren würde in der unstillbaren Sehnsucht, dem unerträglichen Drang, endlich den Traum zu träumen.

      Den Traum von einer rötlichen Lichterscheinung, die an eine Spiralgalaxis erinnerte und sich danach unter Strukturerschütterungen immer mehr ausdehnte, bis sie schließlich die gesamte Milchstraße zu umfassen und dann zu verpuffen schien.

      Galaxis Chearth

      19. März 1291 NGZ

      Myles stöhnte unter den Andruckwerten laut auf. Er glaubte, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Ganzetta flog die Gun-Jet auf der Mission ins Eleprysi-System wie der Teufel. Als wolle er beweisen, dachte Myles, dass Wlatschiden körperlich viel widerstandsfähiger sind als Terraner.

      Myles betrachtete das Holo, das den Sonnentresor zeigte, und verspürte wieder einmal schier endloses Staunen. Mit seinen einundsechzig Sonnen nahm der Tresor auf der von der Milchstraße abgewandten Nordseite Chearths eine zwei Lichtmonate durchmessende Raumkugel ein und beeinflusste im Umkreis von drei Lichtjahren alle auf fünfdimensionaler Basis arbeitenden Geräte. Durch die Simulation des Hyperfeldes, das die Guan a Var, einhundert Meter lange, wurmartige Energiewesen, auf dem im Zentrum des Tresors stehenden roten Überriesen Skoghal gefangen hielt, sollten der Hyperraum-Resonator und andere fünfdimensionale Aggregate der GILGAMESCH auf die Gegebenheiten in der Zielgalaxis abgestimmt werden.

      Das Holo veränderte sich und zeigte plötzlich drei Knotenschiffe, Achthundert-Meter-Riesen der Algiotischen Wanderer, die die Gun-Jet sofort unter Punktbeschuss nahmen.

      »Jetzt wird es interessant«, sagte Ganzetta.

      1.

      TRIPTYCHON

      20. April 1333 NGZ

      »Wir haben kein funktionsfähiges Raumschiff gefunden, auch kein Transmittersystem, mit dem wir TRIPTYCHON verlassen könnten«, fasste Myles Kantor zusammen. »Wir sind nach wie vor in der Station gefangen. Verfügen wir über eine Kommunikationsmöglichkeit?« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Können wir irgendwen informieren, dass die Sonne kurz vor der Zündung steht? Nein. Wir haben keine Funkverbindung nach draußen.«

      Und vor zwei Tagen hatten sie herausgefunden, dass die Kybb die Sonne zur Nova aufheizten. In sechs Wochen würde der Prozess so weit fortgeschritten sein, dass er nicht mehr umzukehren war.

      »Selbst wenn wir von TRIPTYCHON fliehen könnten«, sagte die Plophoserin Inshanin gereizt, »würde es uns auch nichts nutzen. Die Kybb-Titanen lauern über der Sonnenoberfläche, und das Solsystem steht vollständig unter der Kontrolle des Gegners. Die Lage ist aussichtslos!«

      Myles verstand die Reaktion der Frau, die er liebte. Bei ihnen allen lagen die Nerven blank. Ihm persönlich bereitete die Ohnmacht am meisten Probleme. Das sichere Ende der Menschheit vor Augen, und sie konnten nichts tun, nur warten. Er hätte am liebsten geschrien, um sich geschlagen, auf die vier Meter große Statue eingetreten, die den Zentralrechner der TRIPTYCHON-Station DENYCLE darstellte. Er musste sich permanent zwingen, die Haltung zu bewahren und ruhig nachzudenken, unentwegt, immer wieder. Vielleicht fiel ihnen ja doch noch eine akzeptable Lösung ein.

      Jeder reagierte anders auf die Situation. Der Schohaake Orren Snaussenid hatte sich weitgehend von ihnen zurückgezogen und durchstreifte auf eigene Faust die Station seiner Ahnen, die Gedenkstätte für die tote Superintelligenz ARCHETIM. Attaca Meganon, der Hyperphysiker und ehemalige USO-Offizier, schien sich in sich


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