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Bachelorarbeit in Psychologie. Margarete Imhof
die in der Psychologie untersucht werden. Die Grundlagenfächer der Psychologie möchten dabei grundlegende Erkenntnisse gewinnen:
Grundlagenfächer
•Allgemeine Psychologie: Ziel ist, Erkenntnisse über grundlegende Prozesse der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, des Denkens, Sprechens, Lernens, Gedächtnisses, der Motivation und der Emotion zu gewinnen. Forschungsfragen, die in der Allgemeinen Psychologie untersucht werden, sind z. B. wie der Kontext die Gesichtererkennung beeinflusst (Meinhardt-Injac, Persike & Meinhardt, 2011).
•Biologische Psychologie und Neuropsychologie: Ziel dieses Grundlagenfachs ist es, die anatomischen, physiologischen und neuronalen Grundlagen und Bedingungen menschlichen Erlebens und Verhaltens zu untersuchen, also z. B. die Frage, welche Bereiche des Gehirns für bestimmte Aufgaben aktiv sind und wie das Gehirn bewegte Bilder verarbeitet (Berti, Haycock, Adler & Keshavarz, 2019).
•Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und psychologische Diagnostik: Diese Teildisziplin untersucht die individuellen Unterschiede und inwieweit diese durch relativ überdauernde Merkmale der Persönlichkeit erklärt werden können. Eine wichtige Frage ist dabei, wie diese Unterschiede gemessen werden können, wie kann z. B. ein Konstrukt wie Intelligenz oder Gewissenhaftigkeit messbar gemacht werden? Forschungsarbeiten aus dieser Teildisziplin untersuchen beispielsweise den Zusammenhang von Persönlichkeitsmerkmalen, Lernverhalten und Erfolg in Schule und Hochschule (z. B. Imhof & Spaeth-Hilbert, 2013; Spinath, Eckert & Steinmayr, 2014; Theobald, Bellhäuser & Imhof, 2018).
•Entwicklungspsychologie: Im Fokus stehen in dieser Teildisziplin Veränderungsprozesse über die Lebensspanne, also von der Zeugung bis zum Tod und wie sich in der Entwicklung das Erleben, Verhalten und Denken von Menschen verändern. Ein Beispiel für eine Forschungsfrage aus diesem Gebiet ist, wie Säuglinge lernen, Gesichter zu unterscheiden (Altvater-Mackensen, Jessen & Grossmann, 2017) oder ob bzw. wie sich die Wahrnehmung von Gesichtern über die Lebensspanne ändert (Meinhardt-Injac, Boutet, Persike, Meinhardt & Imhof, 2017).
•Sozialpsychologie: Diese psychologische Teildisziplin untersucht, wie das Verhalten, Erleben und Urteilen von Menschen durch den sozialen Kontext beeinflusst wird. Aus dieser Perspektive wird beispielsweise untersucht, wie Gruppen effektiv zusammenarbeiten (Borsch, 2005).
psychologische Anwendungsfächer
Die Anwendungsfächer der Psychologie nutzen die Erkenntnisse der Grundlagenfächer in spezifischen Kontexten:
•Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie: Dieses Anwendungsfach untersucht die Wechselbeziehungen zwischen Arbeits- und Organisationsbedingungen und menschlichem Erleben und Verhalten.
•Gesundheitspsychologie: Diese relativ junge psychologische Teildisziplin untersucht, welche Einflussfaktoren es auf die körperliche und seelische Gesundheit gibt. Eine aktuelle Frage aus diesem Bereich ist beispielsweise, inwieweit und wodurch Lehrerinnen und Lehrer Stressbelastung erleben und wie sie damit im Vergleich zu anderen Berufsgruppen dastehen (Schult, Münzer-Schrobildgen & Sparfeldt, 2014).
•Klinische Psychologie und Psychotherapie: Diese Teildisziplin haben wir ja oben bereits kurz beschrieben – meist denken Menschen vor allem an die Klinische Psychologie, wenn sie den Begriff Psychologie hören. Aktuell sind aber auch Themen wie Internet- oder Smartphone-Sucht (Duke & Montag, 2017).
•Medienpsychologie: Diese Teildisziplin untersucht menschliches Erleben und Verhalten im Zusammenhang mit der Nutzung von Medien. Eine aktuelle Forschungsfrage aus diesem Teilgebiet befasst sich mit der Effektivität von virtuellen Lernumgebungen (Makransky, Terkildsen & Mayer, 2019). Hilbert und Terrero (2012) untersuchten, wie gut Studierende aus Vorlesungsaufzeichnungen im Vergleich zur Präsenzvorlesung lernen können.
•Pädagogische Psychologie: Im Fokus dieser Teildisziplin stehen Kompetenzen, Fertigkeiten, Überzeugungssysteme und Werthaltungen, die durch pädagogische Maßnahmen beeinflusst werden können. Es geht also um das Lehren und Lernen im weitesten Sinne. Die Autorinnen dieses Buchs ordnen sich dieser Teildisziplin zu, weshalb auch viele Beispiele aus der Pädagogischen Psychologie kommen. Ein aktuell diskutiertes Thema in dieser Teildisziplin ist z. B., ob psychologische Kriterien für die Zusammenstellung von Lerngruppen Vorteile bringen (Bellhäuser, Konert, Müller & Röpke, 2018).
•Rechtspsychologie: In dieser Teildsiziplin der Psychologie wird die Anwendung psychologischer Theorien, Methoden und Erkenntnisse auf Fragestellungen, die sich aus der Ge-staltung und Anwendung des Rechts ergeben, untersucht (Goeckenjan & Oeberst, 2016).
•Umweltpsychologie: In der Umweltpsychologie geht es um die Einstellungen von Menschen zur Umwelt, wie und warum verhalten sich Menschen umweltbewusst, was denken sie über Umweltbelange?
•Verkehrspsychologie: Die Verkehrspsychologie untersucht den Menschen im Zusammenhang mit Mobilitätsfragen, aber auch hinsichtlich Verkehrstüchtigkeit und Verhalten im Verkehr (Labrie, Napper & Ghaidarov, 2012; Sullman, 2012).
Schließlich gibt es in der DGPs noch die Fachgruppe Geschichte der Psychologie, die die Entwicklung der Psychologie als eigenständige Wissenschaft nachvollzieht sowie die Methodenfächer (Fachgruppe Methoden & Evaluation der DGPs), die sich mit den Instrumenten der Erkenntnisgewinnung innerhalb der Psychologie beschäftigen.
Für die Grundlagen- und Anwendungsfächer benötigen Forscherinnen und Forscher die Erkenntnisse dieser Methodenfächer, um Daten zuihren Forschungsgegenständen zu erheben und auszuwerten, um Untersuchungen zu planen und um interpretieren zu können, inwieweit die gewonnenen Erkenntnisse verallgemeinert werden können. |
empirische Wissenschaft
Die Psychologie versteht sich als eine streng empirische Wissenschaft, deshalb kommt den Methodenfächern eine ganz besonders wichtige Rolle zu.
Empirisch bedeutet, dass Erkenntnisse aus systematisch gewonnenen Erfahrungen (Daten) abgeleitet werden. |
Die Methoden müssen hierfür wichtige Anforderungen erfüllen: (1) Sie müssen objektiv, also unabhängig von der Person oder den Personen sein, die die Daten sammeln und auswerten. (2) Sie müssen wiederholt anwendbar sein und (3) sie müssen nachweislich geeignet sein, den Gegenstand zu erfassen. Diese Anforderung kann nur durch eine systematische Planung und auch Dokumentation erfüllt werden. Die verwendeten Methoden folgen dabei naturwissenschaftlichen und auch sozialwissenschaftlichen Ansätzen. Vorherrschend sind quantitative Methoden, die sich auf Messungen und Skalierungen beziehen. Qualitative Forschung gibt es zu psychologischen Fragestellungen zwar auch, jedoch begegnet man dieser seltener. Mit welcher Methode auch immer: Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Sie in Ihrer Bachelorarbeit empirisch forschen, also wissenschaftlich und strukturiert vorgehen, um Erkenntnisse zu gewinnen. Aber was bedeutet wissenschaftlich arbeiten überhaupt?
1.2 Wissenschaftlich arbeiten: Was bedeutet das?
Wie wir bereits festgestellt haben, ist die Psychologie eine empirische Wissenschaft und erfordert deshalb eine systematische Vorgehensweise, die gut dokumentiert werden muss. Die wissenschaftliche Psychologie grenzt sich hier klar von der Alltagspsychologie ab.
Alltagspsychologie
Die Alltagspsychologie ist kein Teilgebiet der Psychologie. Gemeint sind damit die Erklärungen und Theorien, die Menschen zu ihrem eigenen Verhalten und dem ihrer Mitmenschen aufstellen. Das spiegelt sich in Sprichwörtern wider, wie z. B. „Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus“, mit dem erklärt wird, dass das Verhalten gegenüber anderen Personen dazu führen kann, dass sie sich entweder genauso nett verhalten oder aber genauso gemein wie ihr Gegenüber. Allgemein könnte man auch sagen, die Alltagspsychologie ist der gesunde Menschenverstand. Unsere alltagspsychologischen Kenntnisse erlauben uns häufig, uns richtig zu entscheiden und korrekte Vorhersagen zu treffen, wie sich andere Menschen verhalten werden. Warum brauchen wir aber noch eine wissenschaftliche Psychologie, wenn die Alltagspsychologie doch häufig funktioniert?
Die Alltagspsychologie basiert auf den Erfahrungen,