Handbuch Wandertourismus. Gabriele M. Knoll
>
utb 4548
Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage
Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar
Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto
facultas · Wien
Wilhelm Fink · Paderborn
A. Francke Verlag · Tübingen
Haupt Verlag · Bern
Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn
Mohr Siebeck · Tübingen
Nomos Verlagsgesellschaft · Baden-Baden
Ernst Reinhardt Verlag · München · Basel
Ferdinand Schöningh · Paderborn
Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart
UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz, mit UVK / Lucius · München
Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen · Bristol
Waxmann · Münster · New York
Gabriele M. Knoll
Handbuch Wandertourismus
für Ausbildung und Praxis
UVK Verlagsgesellschaft mbH · Konstanz
mit UVK/Lucius · München
Dr. Gabriele M. Knoll lehrt Nachhaltigen Tourismus an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Sie hat bei diversen Tourismusprojekten im In- und Ausland mitgearbeitet und ist Autorin touristischer Fach- und Lehrbücher sowie zahlreicher Reiseführer.
Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb-shop.de.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2016
Lektorat: Rainer Berger
Cover: Atelier Reichert, Stuttgart
Covermotiv: Gabriele M. Knoll, Wachtendonk
eBook-Produktion: Pustet, Regensburg
UVK Verlagsgesellschaft mbH
Schützenstr. 24 · 78462 Konstanz
Tel. 07531-9053-0 · Fax 07531-9053-98
UTB-Nr. 4548
ISBN 978-3-8252-4548-1 (Print) ISBN 978-3-8463-4548-1 (ePUB)
Vorwort
Wandern ist weit mehr als die Fortbewegung – in der Regel zu Fuß – von Punkt A nach Punkt B. Wandern ist auch ein spannendes Kapitel Kulturgeschichte: Davon wurden einst Frauen systematisch ausgeschlossen, der Sonntagsspaziergang war einmal eine revolutionäre Aktivität und die Selbstverständlichkeit, mit der man heutzutage Landschaften als „schön“ bezeichnet und sich gerne zum Vergnügen darin bewegt, ist auch eine relativ junge Ansicht.
Deutschland kann man im aktuellen Wandertourismus durchaus als Trendsetter bezeichnen, denn das Qualitätsmanagement rund ums Wandern wird zunehmend von anderen Nationen übernommen. Umso interessanter ist dabei ein Blick über den „deutschen Tellerrand“, der mit einigen Beispielen zeigt, womit man sich in anderen Destinationen herumschlagen muss.
Dieses Handbuch kann und will nicht mit enzyklopädischer Vollständigkeit alle Aspekte des Wandertourismus darstellen, das ist als Einsteiger-Literatur für Ausbildung, Studium und Praxis auch nicht nötig. Dafür gibt es O-Töne von erfahrenen Touristikern, die hier schon wertvolle Erfahrungen und Anregungen aus und für die Praxis weitergeben – bevor diese vielleicht eines Tages einmal in wissenschaftlichen Studien auf eine Kommastelle genau ermittelt wurden.
Aus meiner Lehrtätigkeit kann ich auch beklagen, dass ein Grundwissen und eigene Erfahrungen mit dem Wandern selbst in einem Tourismusstudiengang eher mangelhaft vorhanden sind. Deshalb habe ich als abschließendes Kapitel eine Ermutigung zum Selbstversuch geschrieben, damit der Touristikernachwuchs überhaupt eine Ahnung von den Facetten des Wanderns bekommen und sich besser in die Situation seiner Gäste hineinversetzen kann.
Und schließlich schadet es nicht, wenn der junge Mensch den Wert dieser Outdooraktivität schon erkennt und schätzen lernt, bevor er in der Altersgruppe der aktivsten Wanderer, der Best Ager, ankommt. Mal Abstand gewinnen, die Seele baumeln lassen und eine kleine Auszeit aus dem täglichen Stress nehmen, wie die wissenschaftlich ermittelten Motive der Wanderer lauten, das soll auch ein Zweck dieses Handbuchs sein!
Wachtendonk, im April 2016
Gabriele M. Knoll
♦ Hinweis zu verwendeten Online-Ressourcen
Sehr viele Informationen rund um den Wandertourismus finden Sie online. Im Buch befinden sich deswegen auch zahlreiche Hinweise, Linktipps und Verweise auf (zitierte) Websites. Diese Websites wurden alle im Zeitraum von Januar 2015 bis März 2016 abgerufen. Einige wenige Links im Fließtext mussten teilweise umbrochen werden. Sehr lange Links wurden mithilfe des Kurz-URL-Dienstes bit.ly gekürzt.
1 Eine Zeitreise zu Fuß – Aus der Geschichte des Wanderns
1.1 „Das Wandern ist des Müllers Lust“ – berufsbedingt zu Fuß durch halb Europa
♦ Auf einen Blick
In diesem Kapitel werden folgende Aspekte und Fragen behandelt:
Welche Formen der Fußwanderung gehören zur europäischen Kulturgeschichte?
In welchen gesellschaftlichen Zusammenhängen sind die Anfänge des modernen Wandertourismus zu finden?
Worin lag der Protest, seine Wanderschuhe zu schnüren und auf Tour zu gehen?
Der „spießige“ Sonntagsspaziergang war einmal revolutionär!
Weshalb war es sinnvoll, Wandervereine zu gründen?
Nicht die Wanderfreude eines bestimmten Herrn Müller wird in dem alten Volkslied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ besungen, sondern die berufliche Weiterbildung der Müllergesellen im Allgemeinen. Nach den Zunftordnungen war es für das Gros der Handwerksgesellen vom 14. noch bis ins 19. Jahrhundert Pflicht, auf Wanderschaft, auf die Walz zu gehen, in der Ferne bei anderen Meistern zu lernen, und mindestens vier bis sechs Jahre lang ihren Heimatbezirk nicht zu betreten. Erst mit der Aufhebung der Zünfte und neuen Gewerbeordnungen im 19. Jahrhundert erledigte sich dieser historische Zwang zur beruflichen Mobilität.
Bei den beruflichen Lehr- und Wanderjahren war nicht nur durch den technischen Stand des Verkehrswesen in jenen Zeiten, sondern auch durch soziale Spielregeln für Handwerker – und andere Angehörige unterer Schichten – die Fußreise die einzige Möglichkeit, von A nach B zu kommen. „Ein reitender Handwerksgeselle oder ein Bauer in der gemieteten „Extra-Post“ wären in der Standesgesellschaft undenkbar gewesen. Die Höhe des Pferderückens