Opa, erzähl mir!. Markus Zwerger

Opa, erzähl mir! - Markus Zwerger


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      Die Buchreihe Memoria mit Aufzeichnungen, Tagebüchern und Biografien aus dem 20. Jahrhundert wird über die Arbeitsgruppe Geschichte und Region/Storia e regione von der Stiftung Südtiroler Sparkasse unterstützt.

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      Markus Zwerger

       Opa, erzähl mir!

       Aus dem Dialog zweier Generationen

      Mit einem Vorwort von Martha Verdorfer

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      Inhalt

       Vorwort

       Prolog

       Familie

       Wo liegt Heimat?

       Geld, Predigt und Moral

       Kindheitsverlust

       Selbstbehauptung

       Mutterliebe

       Wer ist Heimat?

       Überleben

       Vaterstolz

       Diktaturen, Krieg und Verklärung

       Wie fühlt sich Heimat an?

       Lebensabend

       „Darüber müssen wir reden …“

       Epilog

       Danksagung

      Mit freundlicher Unterstützung der Abteilung Deutsche Kultur in der Südtiroler Landesregierung

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      © Edition Raetia, Bozen 2021

      Grafisches Konzept: Dall’O & Freunde

      Druckvorstufe: Typoplus

      Lektorat: Katharina Preindl

      Fachlektorat: Adina Guarnieri für Geschichte und Region/Storia e regione

      Korrektorat: Helene Dorner

      Projektleitung im Verlag: Felix Obermair

      Gedruckt in der EU

      Die Bilder stammen aus dem Fotobestand von Arthur Dalsass.

      Die Kalligraphie auf Seite 1 zu einem Charakterzug Opas, der ihn ein Leben lang (in unterschiedlicher Ausprägung) begleitete, wurde angefertigt von Peter Zwerger.

      ISBN 978-88-7283-787-0

       www.raetia.com

      Vorwort

       Martha Verdorfer

      Ein Großvater erzählt, ein Enkel hört zu und beginnt irgendwann, die Geschichten aufzuschreiben und sich damit auseinanderzusetzen.

      Das Ergebnis ist die sensible und reflektierte Rekonstruktion eines Männerlebens in Südtirol zwischen 1928 und 2019. Ein Leben, das geprägt war von den Umständen, in die man hineingeboren wurde, aber auch von getroffenen Entscheidungen und individueller Gestaltung. Ein Leben, das ebenso bestimmt war von den Verwerfungen der Südtiroler Zeitgeschichte des letzten Jahrhunderts. Kein Ausnahmeleben, sondern eines, wie es viele gegeben hat.

      Geboren als uneheliches Kind, aufgewachsen in armen Verhältnissen bei Zieheltern, mit acht Jahren im Dienst bei Bauern – eine Unterschichtskindheit, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht selten war. Kollektive Erfahrung auch der Schulunterricht in der fremden italienischen Sprache. Die Option stellte sich für den elfjährigen Buben als besonderes Drama dar. Die leibliche Mutter entschied sich für die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft und wollte ihren Sohn, der sie bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht kannte, nach Innsbruck mitnehmen – was schließlich noch verhindert werden konnte. Und schließlich die Faszination für alles Deutsche, auch wenn es in Gestalt des Nationalsozialismus daherkam. Erlebnisse und Wahrnehmungsweisen, die die meisten Angehörigen dieser Generation in Südtirol prägen.

      Es ist nicht so sehr der lebensgeschichtliche Verlauf, sondern vielmehr die Art und Weise der Erzählung, die das Besondere dieses Buches ausmacht.

      Der junge Autor schreibt vom Glück, mit den Großeltern im gleichen Haus aufgewachsen zu sein, ihren Erzählungen aus einer anderen Zeit, ihren Wertvorstellungen, denen er oft mit Bewunderung, manchmal auch mit Unverständnis begegnet. Heimat und Familie sind zentrale Begriffe in der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Großvaters und der eigenen Familie. Trotz dieser offen gezeigten emotionalen Nähe zum Großvater und seiner Geschichte beweist der Autor dennoch ein bemerkenswertes Gespür für die Komplexität erzählter Lebensgeschichten, die immer Rekonstruktion und Konstruktion gleichermaßen sind.

      Der Dialog zwischen Großvater und Enkel präsentiert sich als Blick auf die Geschichte mit immer wieder wechselnder Perspektive: der Großvater, der mit Genugtuung und auch Stolz auf sein Leben zurückschaut, aber auch aus der Tiefe seiner Erinnerung als unehelicher Bub in armen Verhältnissen von seinen Verletzungen erzählt. Der Enkel, der zuhört, den Großvater als Vorbild sieht und ihn für seine Zähigkeit bewundert – und doch auch immer wieder einen Schritt zurücktritt und die Erzählungen reflektiert, sie mit seinem historischen Wissen und seinen eigenen Werten und Erfahrungen konfrontiert und auch darüber nachdenkt, warum der Großvater bestimmte Dinge so und nicht anders erzählt. Der alte Mann ist offenbar ein guter Erzähler, der seine Pointen zu setzen weiß und seine Zuhörer*innen gerne zum Lachen bringt.

      Lebensgeschichtliche Erzählungen sind immer ein Konglomerat aus subjektiven Erlebnissen und Erfahrungen, gesellschaftlichen und kulturellen Wertvorstellungen und Deutungsmustern, in denen die Dimension der Vergangenheit mit jener der Gegenwart in einer spezifischen Weise verwoben ist. Erzählte Biografien spiegeln damit immer individuelle und kollektive Verarbeitungs- und Erinnerungsstrategien gleichzeitig wider. Ein besonders eindrückliches Beispiel gibt es dazu in diesem Dialog zwischen Großvater und Enkel.

      Auf die Frage, was denn das Schlimmste gewesen sei, was ihm je widerfahren sei, lautet die Antwort des Großvaters: „Der Faschismus. Der Verlust meiner Kultur, unserer deutschen Identität.“ Eine Antwort, die man in Südtirol sehr oft zu hören bekommt, wenn von dieser Zeit die Rede ist, auch wenn man sich fragen kann, was „der Verlust der Identität“ für einen Buben, der 1939 gerade elf


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