Mad about you 2. Katelyn Faith

Mad about you 2 - Katelyn Faith


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Gedanken hinein. Ich sehe ihn fragend an. »Kristen könnte sich eines pränatalen Vaterschaftstests unterziehen. Dann hätten wir Gewissheit, dass ihr Kind von Jonathan ist, und der Richter hätte keinen Grund, das Verfahren länger hinauszuzögern.«

      Ich schlucke. »Das ist gefährlich für das Kind«, werfe ich ein. »Ich weiß das, weil ...« Verlegen beiße ich mir auf die Lippe. Auch wenn Kristen mich hintergangen hat – ich habe ihr damals versprochen, ihr Geheimnis für mich zu behalten, und das werde ich tun. Nicht einmal Braden möchte ich es verraten. »Ich weiß es eben. Also – nein. Das kann ich nicht machen.«

      »Lilly, es geht hier auch um dich. Und um uns. Wenn Jonathan Ernst macht, kann er mit seinem Einspruch verhindern, dass wir zusammen sind.«

      »Nein, das kann er nicht.« Ich schlage die Beine übereinander und greife wieder nach meinem Weinglas. Meine Hände fühlen sich klamm an. »Ich muss nur auf alle Ansprüche verzichten und zugeben, eine Affäre mit dir zu haben. Dann wird die Scheidung sofort rechtskräftig.«

      »Das würde sie nicht, solange Jonathan nicht zustimmt.«

      »Er würde aber zustimmen, wenn ich auf alles verzichte«, beharre ich. »Glaub mir. Es geht ihm nur ums Geld, sonst nichts. Und ich brauche sein Geld nicht.«

      »Lilly.« Braden rückt näher an mich heran und nimmt meine Hände in seine. »Das kann ich nicht zulassen. Du würdest nahezu mittellos aus eurer Ehe rausgehen, und der Anteil an seinem Vermögen steht dir zu. Als dein Anwalt muss ich dir also raten, vorsichtig zu sein bis zum nächsten Termin.«

      Das unangenehme Gefühl verstärkt sich und zwickt. Ob ich ihm sagen sollte, was Jonathan über ihn behauptet hat? Nein, besser nicht. Ich will diese obskure Feindschaft zwischen den beiden nicht noch weiter schüren. Außerdem weiß ich, dass es nicht wahr ist. Ich kenne Braden zwar noch nicht wirklich gut, aber ich kann mich unmöglich so in ihm täuschen. Allein sein Blick, wenn er mich ansieht, so wie jetzt gerade ... wenn er mir fest in die Augen sieht, die Lippen ganz leicht zu einem Lächeln verzogen. Ich glaube wirklich, dass er etwas für mich empfindet, auch wenn es im Moment eher körperliche Anziehungskraft ist als alles andere. Viel mehr als den Körper des anderen kennen wir schließlich auch noch nicht voneinander, aber mit irgendwas muss man ja anfangen, oder?

      »Soll das bedeuten, dass wir uns nicht mehr sehen können, bis die Scheidung endgültig ist? Bis Kristen ihr Baby bekommen hat?«, frage ich. Mein Herz pocht heftiger. Braden zieht die Brauen zusammen, bis sich über seiner Nasenwurzel eine tiefe Falte bildet.

      »Im Zweifelsfall ... ich will dich nicht gehen lassen, Lilly. Niemals. Aber wir müssen aufpassen. Uns nicht als Paar in der Öffentlichkeit sehen lassen, ihm keinen Beweis für unsere Beziehung liefern. Alternativ, und das wäre mir deutlich lieber, bitten wir Kristen um diese Untersuchung. Dann sind wir in spätestens zwei, drei Wochen durch mit der ganzen Geschichte.«

      »Du bist dir ziemlich sicher, dass Jonathan der Vater dieses Babys ist, oder?«, frage ich mit hochgezogener Braue. Braden nickt.

      »Ich habe mit Kristen gesprochen. Ich kenne sie zwar nicht so gut und so lange wie du, aber ... ich glaube ihr. Sie ist eine wahnsinnig schlechte Lügnerin, das habe ich vor Gericht schon einige Male feststellen dürfen.«

      Ich leere mein Rotweinglas und halte es ihm auffordernd hin. »Das würde allerdings bedeuten, dass ich zu dämlich war, um ihre Lügen mir gegenüber zu enttarnen.«

      »Verdammt, nein, Lilly, das bedeutet es ganz und gar nicht. Und das habe ich damit auch nicht gemeint.« Kopfschüttelnd steht Braden auf und geht zum Schrank, um mir nachzuschenken. »Was ist los mit dir? Verstehst du mich absichtlich falsch?«

      Ich zucke zusammen. Das Gespräch nimmt langsam eine Wendung, die mir unangenehm ist. So ähnlich hörte es sich auch an, wenn Jonathan und ich diskutiert haben. Was ist nur mit mir los? Mit uns?

      »Ich bin nervlich nicht gerade stabil im Moment, Braden. Ich sehe Gespenster, überall. Betrug, wo ich auch hinsehe. Mein Weltbild ist in der letzten Zeit ganz schön aus den Fugen geraten, und so fühlt sich das Leben gerade für mich an. Alles schwankt und wackelt um mich herum, ich finde keinen Tritt. Ich habe Angst davor, einen Schritt zu machen, weil ich nicht weiß, ob der Boden vor mir halten wird. Schließlich wurde er mir gerade erst unter den Füßen weggezogen, und ich ...« Oh, Mist. Meine Augen brennen, die Tränen kann ich nicht länger zurückdrängen. Als wäre ein Staudamm gesprengt worden, brechen sich plötzlich die ganzen miesen Gefühle Bahn, die ich seit Wochen in den Griff bekommen will. Es sind nicht nur böse Erinnerungen an Jonathan und meine Ehe, es ist so viel mehr als das. Uralte Narben scheinen aufzubrechen. Narben, die meine Eltern mir zugefügt haben mit ihren ständigen Forderungen, mit dem ewigen Gefühl, sie zu enttäuschen, nicht genug zu sein. Narben von Wunden, die noch aus meiner Schulzeit stammen. Als mich alle Mitschüler wegen meiner roten Haare, den Sommersprossen und meinen dünnen Beinen als Vogelscheuche verlacht haben. Wunden von Mädchen, die sich über mich lustig gemacht haben, weil ich mit ihren Markenklamotten und den teuren Autos ihrer Eltern nicht mithalten konnte.

      Weil ich immer ein Außenseiter war. Ein verlachter, rothaariger Bücherwurm, der es dank eines Stipendiums an die Privatschule und später an die Uni geschafft hat, aber in den Schulpausen allein am Rand stand und Hohn und Spott über sich ergehen lassen musste. Weil mein Vater erst bei meiner Hochzeit stolz auf mich war – in seinen Augen hatte ich es also doch noch geschafft und in die bessere Gesellschaft eingeheiratet. Das war alles, was für ihn zählte, von mir selbst erwartete er nichts mehr. Umso größer war die Enttäuschung meiner Scheidung, die ich vermutlich nie wieder gutmachen kann. Zumal ich es nicht einmal hingekriegt habe, in den fünf Jahren meiner Ehe Mutter zu werden und eine Familie zu gründen. Oder wenigstens Karriere zu machen. Ein weiterer Heulkrampf schüttelt mich, weil mir mein ganzes Leben auf einmal so kläglich vorkommt. Weil ich mir so kläglich vorkomme. Wie ein schrecklicher Versager. Mit einem großen Satz ist Braden bei mir, kniet sich vor mich und zieht mich in seine Arme, wo er mich wie ein Kleinkind hin und her wiegt. »Hey. Hey, Schönheit. Es tut mir leid. Ich wollte nicht ... Gottverdammt, ich bin manchmal so ein ungehobelter Klotz, sorry! Ich hab echt meinen Beruf verfehlt.«

      »Hast du nicht, Quatsch«, sage ich, unter Tränen lächelnd, und wische meine Wange an seinem Hemd ab, das so gut riecht. Nach ihm. Sofort beruhigt sich mein Herzschlag, weil er wie immer dieses Gefühl in mir weckt, dass mir nichts passieren kann, solange er bei mir ist.

      »Ich passe auf dich auf«, murmelt er in mein Haar und küsst meinen Scheitel. »Ich stütze dich, halte deine Hand, wenn du sie brauchst. Damit du dich sicher fühlst und nicht mehr stolperst.«

      »Ich weiß nicht, ob das mit uns schon Sinn macht, Braden.« Ein tiefer Seufzer sitzt in meiner Brust fest und will nicht heraus. Ich versuche, ihn runterzuschlucken, aber der Knoten bleibt. »Es ist einfach zu früh. Ich bin ... Meine Ehe war offenbar nur eine Scharade, all die Jahre. Mein Ex-Mann entwickelt sich zum größten Arsch, den die Welt je gesehen hat. Meine beste Freundin hat mich belogen. Mein Chef will mich loswerden. Ich fühle mich manchmal, als würde ich alles nur träumen und warte darauf, endlich wach zu werden und wieder in meinem alten Leben zu sein.«

      Bradens Blick verdüstert sich. »Ich bin aber kein Traum, Lilly. Ich bin real. Und meine Gefühle für dich sind auch real. Also spiel bitte nicht mit ihnen. Das habe ich nicht verdient, oder?«

      »Nein, natürlich nicht.« Ich lehne mich zurück und halte den Stiel des Weinglases mit beiden Händen fest. Mein Blick ist verschleiert, die Welt um mich herum nur noch verschwommen. »Es tut mir leid, Braden. Vielleicht sollte ich besser gehen.«

      Er steht so abrupt auf, dass ich vor Schreck fast das Glas fallen lasse. Meine Hände fangen an zu zittern.

      »Ich verstehe dich«, sagt er dann, und ein paar tonnenschwere Steine fallen mir vom Herzen. Gottseidank, er ist nicht sauer, weil ich so eine dramatische Chaotin geworden bin.

      »Ich bin Scheidungsanwalt und weiß, was so eine Scheidung bedeutet. Es ist ein Trauma; genauso, als ob man einen geliebten Menschen durch Tod verliert. Oder unter einer schweren Krankheit leidet. Du hast gleich zwei sehr wichtige Menschen verloren und mir ist klar, dass du dich noch nicht so bald wieder öffnen kannst. Vielleicht nicht


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