Verdamp lang her. Frank Claudy
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Frank Claudy
Verdamp lang her
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Frank Claudy
Verdamp lang her
‚Verdamp lang her, dat ich bei dir ahm Jraav woor ...‘
(BAP, Verdamp lang her, 1981)
Kazong. Ein lauter Knall weckte mich. Autsch. Mein Kopf tat höllisch weh. Langsam öffnete ich meine Augen. Mike kniete vor dem Wohnzimmerschrank und sammelte Scherben auf. "Morgen", murmelte ich. Mike sah mich an: "Sorry. Ich wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter." Schlafen. Auja. Ich schloss meine Augen wieder, aber jetzt drehte sich alles in meinem Kopf. Das war letzte Nacht wohl doch ein bisschen viel Whiskey gewesen. Langsam kehrte meine Erinnerung zurück. Wir waren gestern von der Klassenfahrt zurück gekommen, auf der ich Mike gesagt hatte, dass ich mich in ihn verliebt habe. Und dann war ich gestern Nacht bei Tim im Bett gelandet. Tim? Stimmt, der lag noch bei mir im Arm, wo Mike ihn gerade gesehen hatte. Na super. Da hatte ich ja mal wieder so richtig Mist gebaut. Ich guckte zu Mike hinüber, doch der hatte inzwischen mit seinen Scherben das Zimmer verlassen.
Wie hatte ich das nur wieder geschafft?
Ich glaube, um die ganze Geschichte zu erzählen, muss ich ein bisschen weiter ausholen, ca. 1,5 Jahre zurück.
Kapitel 2
Angefangen hatte alles mit einer Demo gegen Fahrpreiserhöhungen. Wie so oft war ich samstags lieber auf eine Demo gegangen als zur Schule. So richtig wichtig waren mir die Demos eigentlich nicht, aber sie fanden meistens samstags statt, wenn ich eigentlich Unterricht gehabt hätte. Und da wir davon befreit wurden, wenn wir schriftlich begründen konnten, warum wir zur Demo wollten, war ich fast jeden Samstag dabei. Die paar Sätze hatte ich schnell herunter geschrieben, und alles war besser als Schule. Außerdem war es für mich auch immer ein bisschen ein Abenteuer, wenn es zu Ausschreitungen mit der Polizei oder Skinheads kam. Das waren meine Räuber- und Gendarm-Spiele. So richtig ernst genommen habe ich das alles nicht. Auch wenn wir auf einer Demo eine Grüne Minna umwarfen oder mit Wasserwerfern zusammen getrieben wurden, war das für mich alles hauptsächlich Spaß.
Ich war 15 und wollte etwas erleben. Und so marschierte ich mit Frauke, meiner besten Freundin, und ein paar Freunden aus der Schule mitten zwischen den Linksautonomen. Wir riefen Parolen, sangen Protestlieder und hatten einfach nur Spaß. Der Frühling hatte gerade begonnen, es war einigermaßen warm, die Sonne schien. Da machte so ein Marsch durch die Innenstadt doch deutlich mehr Spaß als in der Schule zu sitzen.
Am