zeichnen nach der natur. Doris Claudia Mandel
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Doris Claudia Mandel
zeichnen nach der natur
gedichte.sprüche.gesänge
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Inhaltsverzeichnis
SPRÜCHE
haeretisches haiku
die götter sind fern.
wie entbehrlich also
wär’n unsre münder.
zweifel
ich -
eine lüge
niemand
fasst mich
eines morgens
früelinc ist kumen
hab gleich dem vogelîn sungen
sint mir diu lungen sprungen
situation kurz vor einbruch der kälte
november ist
die störche ziehen fort
die männer ziehen ein
wo sie einander hätten treffen können
wächst kein gras mehr
(1975)
sehnsucht
nicht
ypernmütig sein
müssen
druckfehler
(34. Woche, 1980)
deutsche banden
haben der polnischen regierung
kredite versprochen.
plötzliche erinnerung an Miro Šelestiak, slowakei
er klagte
er dürfe nicht schreiben
wie er denke und
tötete sich
nun kann er
weder schreiben noch
denken.
(1978)
zigeunerweisheit
meine herzklappen sind aktendeckel
mich die ich zwischen den zeilen zu lesen geübt bin
narrten die schwüre aus kusswunden mündern
um lieben zu lernen
bräuchten wir neununddreißig leben heißt es
um den wir lieben zu verstehen
bräuchten wir sechsundzwanzig leben heißt es
doch einen winzigen Atemzug nur bräuchten wir
um den wir lieben zu verraten.
rundgesang
es regnet
tropfen tropfen
begeg net
net begeg
tropfen tropfen
es regnet
Umzug ins Neubauviertel
O Lob der Bedachtsamkeit!
Am zweiten Tage vermisst’ ich der Platane Wispern.
Am dritten Tage das wollüstige Wirken
einer zögernd sich wärmender Stube.
(1981)
Bäume
Bäume! Fassungslos lauere ich am Fenster meines Arbeitszimmers und
starre auf den Beton zwischen den Plattenhäusern hinab. Auf dem
gegenüberliegenden Parkstreifen ist ein LKW vorgefahren, sein Kranarm
hievt die Stämme von der Ladefläche, feuchtes, graues Holz mit klobigem,
sackleinenumschnürtem Wurzelwerk. Zwischen den Stoffzipfeln hervor
quillt die Muttererde, sepiafarben und festgestampft. Buchen, jetzt
stehen sie auf dem toten Beton und warten, hilflos wie Delegierte in
der Fremde. Ich denke an Karl Kraus, der den Zustand eines Staates
daran maß, auf welche Weise jene, die ihm vorstanden, mit den Bäumen
umsprangen. Ich hoffe: Jetzt wird alles gut. So hoffend, lauere ich am
Fenster meines Arbeitszimmers und starre gläubig hinab auf das Wunder.
(1981)
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