Die Maske des Pharaos. Micha Rau

Die Maske des Pharaos - Micha Rau


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      Micha Rau

      Die Maske des Pharaos

      Tommy Garcia

      Dieses ebook wurde erstellt bei

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Janine

       Die Tafel

       Die Mondscheibe

       Das Labyrinth

       Das Wunder des Philon

       Das Orakel

       Die Mumie von Sakkara

       Panik

       Zeitsand

       Leberwurst

       Die Maske

       Der Obelisk

       Das erste Licht des Tages

       Impressum neobooks

      Janine

      Als die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht wärmten, wusste ich, dass ich es geschafft hatte. Freitag! Wegen einer Konferenz fiel heute die Schule aus, und so hatte ich ein schönes langes Wochenende.

      Ich freute mich an diesem Freitagmorgen auf die drei freien Tage. Ich konnte ja nicht wissen, wie gefährlich sie werden sollten. Obwohl ... vielleicht hätte ich es ahnen können, denn ich hatte einen schlechten Traum gehabt. Ich hatte geträumt, ich stünde am Ufer eines unheimlichen Sees, der dampfte und brodelte. Irgendetwas zwang mich unwiderstehlich, in ihn hineinzugehen. Ich konnte die Hitze fühlen und bekam den Dampf in die Lunge. Die Gefahr schnürte mir die Luft ab. Ich bekam Panik und ... wachte auf! Als ich dann die Sonne auf meinem Gesicht spürte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es war nur ein Traum! Ich hatte wieder einmal von unserem Abenteuer geträumt, das wir im Sommer erlebt hatten. Kein Wunder, dass ich davon noch immer träumte. Das war um Haaresbreite gerade noch einmal gut gegangen.

      Ich schlug die Augen auf und blinzelte in die Sonne, die durch die halb geschlossenen Lamellen der Jalousie vor meinem Fenster schien. Das Licht kitzelte mich in der Nase und ich nieste herzhaft. Feiner Staub tanzte auf den Sonnenbahnen, und mir fiel ein, dass ich heute mit Zimmer saubermachen dran war. Mist. Da musste ich irgendwie drum herum kommen, denn ich konnte es gar nicht abwarten, mich mit Tommy zu treffen. Wie ich ihn kannte, war er bestimmt schon seit sechs Uhr auf und las irgendwelche Sachen, für die ich mich nicht im Traum interessiert hätte. Andererseits war ich heilfroh, dass er das tat, denn ansonsten wären wir damals vielleicht gar nicht mehr nach Hause gekommen. Schon, wenn ich daran dachte, kribbelte es in meinem Bauch.

      Ich warf einen Blick auf den Wecker. Halb zehn! Meine Eltern waren längst zur Arbeit. Ich schlug die Decke zurück und setzte mich auf. Gleich darauf hörte ich aus einer Ecke meines Zimmers ein lautes „Pischhhh!“ Ich sah hinüber und musste lachen. Lazy!

      „Prost!“, meinte ich zu ihm und schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf, denn dass mein Hund geniest hatte, bedeutete noch lange nicht, dass er auch aufgewacht war. Sein Kopf lag auf dem rechten Ohr und das andere hing seitlich aus dem Hundekorb heraus. Die Augen geschlossen, schnaufte er noch einmal und fing leise wieder an zu schnarchen. Andere Hunde – zum Beispiel Jever, der Hund von Tommy – hätten nur darauf gewartet, dass ihr Herrchen aufwacht und wären dann zu ihm ins Bett gesprungen. Lazy sah das ein bisschen anders. Er war der faulste Hund auf der Welt. Aber das machte mir überhaupt nichts, denn ich liebte ihn über alles.

      Als ich die Beine aus dem Bett schwang, fiel das dicke Buch Gefährdete Reptilien Europas, in dem ich gestern Abend noch gelesen hatte, auf den Boden. Unser Biolehrer Schulz hatte uns dazu verdonnert, das Buch bis Montag durchzuarbeiten. Aber ich hatte nicht die geringste Lust, meine freie Zeit mit Hausaufgaben zu verbringen, also hatte ich beschlossen, den Wälzer abends im Bett zu lesen und war darüber eingeschlafen.

      „Sieht aus wie Gefährdete Bücher Europas“, grinste ich, hob das Buch auf und legte es auf den Nachttisch. Dann stand ich auf, ging zum Fenster und zog die Jalousie hoch. Es war ein klarer, sonniger Herbstmorgen. Selbst von hier oben konnte ich die beschlagenen Fensterscheiben der parkenden Autos erkennen. Ich würde mir eine Jacke anziehen müssen, wenn ich mit Lazy Gassi gehen wollte.

      Mein Hund öffnete sein linkes Auge einen Spalt breit und sagte mir, dass er bald runter musste. Schließlich braucht auch der faulste Hund auf der Welt einen Baum, um das Bein zu heben. Ich beeilte mich im Badezimmer und ging schnell noch in die Küche, um mir ein Schinkenbrötchen zu schmieren. Mit dem Brötchen im Mund zog ich mich hastig an, während Lazy auch das zweite Auge öffnete. Endlich waren wir beide soweit.

      Auf dem Weg nach draußen riskierte ich einen Blick in das Zimmer meiner Schwester. Aber sie war nicht da. Ihr Bett war sorgfältig gemacht, und das Zimmer sah aus wie ein Musterzimmer in einem Möbelladen. Ich verstehe Mädchen einfach nicht. Wenn ich mal aufräume, finde ich nichts mehr wieder. Na, Sanne schien jedenfalls schon zu ihrer Freundin Janine gegangen zu sein, um sie abzuholen. Wir hatten uns für heute bei Tommy verabredet, um zu planen, was wir am Wochenende so anstellen konnten. Ich machte die Tür wieder zu. Die beiden würden schon noch auftauchen. Lazy und ich tapsten in Zeitlupe die drei Treppen hinunter und machten uns auf den allmorgendlichen Weg um den Block.

      Während ich versonnen hinter meinem Hund hertappte, musste ich daran denken, wie sehr wir seit dem letzten Sommer zusammengehörten. Uns vier verband ein unglaubliches Geheimnis. Geglaubt hätte uns sowieso niemand, selbst wenn wir es jemandem erzählt hätten. Wir hatten geschworen, nichts über das geheimnisvolle Haus am Ende unserer Straße und der Welt, die es verbarg, zu erzählen. Wahrscheinlich hätte man uns nur belächelt und den Kopf geschüttelt. Aber vielleicht hätte man uns auch verboten, dieses Grundstück jemals wieder zu betreten. Und das wollten wir auf jeden Fall vermeiden.

      Wie oft hatten wir in den vergangenen drei Monaten über unsere Erlebnisse geredet und wie oft wollten wir zurück auf das verwilderte Grundstück. Nur mal so schauen, ob sich etwas verändert oder ob vielleicht jemand das Haus gekauft hatte. Aber es war wie eine geheimnisvolle Sperre. Tommy und ich gingen fast täglich mit Jever und Lazy zum Hundeplatz, und der Weg dorthin führte genau an diesem Haus vorbei. Es war das letzte in unserer Straße, danach begann der Wald. Wir blieben oft an der Buchsbaumhecke stehen und spähten durch eine Lücke auf das Grundstück, doch dabei war es immer geblieben. Ich hatte schon ein bisschen Bammel vor den Mächten, die ihr Geheimnis an dieser Stelle der Welt hüteten. Ich muss allerdings zugeben, dass ich manchmal schon daran dachte, was ich mit der tollen Holografie noch alles angestellt hätte, wenn ich sie damals hätte behalten dürfen. Egal, das war vorbei, und wir mussten unser Geheimnis für uns behalten.

      Endlich hatten Lazy und ich unsere Morgenrunde hinter uns und ich beschloss, gleich zu Tommy hochzugehen.


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