Promise. Sarah L. R. Schneiter
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Sarah L. R. Schneiter
Promise
Episode 21: Makellos
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis der zweiten Staffel
Interludium: Riton
„Das ist wirklich ein angenehmer Ort“, sagte Jayna, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Ein Donnerschlag ließ die alte Blockhütte erzittern. Sie hatte sich schon seit langem nicht mehr so entspannt gefühlt, hatte es sogar geschafft, sich einen ganzen Tag, den sie und Rhys im Dschungel verbracht hatten, nicht daran zu erinnern, was ihnen vor einigen Monaten auf Gamma-4 widerfahren war. Zufrieden legte sie ihren Bogen auf eine freie Sitzbank im Eingangsbereich, auf der schon Rhys’ Gewehr ruhte.
„Ja, das ist das schöne Leben“, pflichtete ihr Vater ihr bei, als er aus der Küche des kleinen Häuschens kam, in dem sie Unterkunft gefunden hatten. „Ich finde es ganz schön, tagsüber durch den Urwald zu streifen und zu sehen, was es da alles zu entdecken gibt.“
„Richtiggehend erholsam.“ Jayna begann damit, ihr nasses Haar trockenzureiben.
„Hat dich das Unwetter schon erwischt?“ Er linste durch das Fenster auf die hölzerne Veranda, vor welcher der Regen in dicken Tropfen vom Himmel klatschte. „Ich glaube, so auffällige Wetterphänomene wie hier habe ich noch nie gesehen. Quasi jeden Tag ist es tropisch warm, dann gibt bei Einbruch der Dunkelheit Gewitter und Stürme, die fast die ganze Nacht dauern und die Temperatur sinkt, bis am Morgen das ganze Schauspeil von neuem beginnt. Das ist eine ungewöhnliche Gegend.“
„Nicht in Bezug auf Komfort“, meinte Jayna trocken, als sie sich auf das harte Bett fallen ließ, das zu ihrem Apartment gehörte. „Aber das ist okay; ich verstehe, was du meinst, das Wetter ist tatsächlich ziemlich eigen in dieser Klimazone.“
Rhys, der gerade ein Feuer im Kamin gemacht hatte, sah von seiner Arbeit auf und fuhr ernster fort: „Wenn wir schon ungestört sind, was denkst du von den Leuten und der Promise?“
Jayna hatte befürchtet, dass er diese Frage stellen würde, sie wusste aus Erfahrung, wie große Stücke er auf ihre Meinung hielt. Zögerlich, da sie unsicher war, was sie sagen sollte, antwortete sie: „Wir sind anders als sie, sie sind eine eingespielte Crew, wir Außenseiter. Sie schmuggeln Ware, wir haben abenteuerlicher gelebt, Bergungen, verlassene Welten, Sternenschiffwracks … Das hier ist ein ganz anderes Leben.“ Jayna schwieg nachdenklich, ihr war selbst noch unklar, was sie von dieser Sache halten sollte.
„Dann meinst du, wir sollten weiterziehen?“, erkundigte sich Rhys. „Wir können hier jederzeit eine Passage bei irgendeinem anderen Schmugglerschiff finden, das uns hinbringt, wo auch immer wir wollen.“
„Das habe ich nicht gesagt“, wandte Jayna rasch ein. „Unser früheres Schiff, unsere Freunde, das war eine Existenz mit Gleichgesinnten.“ Sie versuchte, die Trauer zu überspielen, als sie weitersprach: „Aber das ist Geschichte und wir haben mit mehr Glück als Verstand überlebt. Wer weiß, vielleicht ist es Zeit für eine Veränderung.“
„Da könntest du Recht haben“, brummte Rhys grüblerisch. „Vor allem werde ich auch nicht mehr jünger. In nicht allzu ferner Zukunft werde ich dir schlecht den Rücken freihalten können.“ Jayna setzte zu einer tröstenden Antwort an, doch Rhys unterbrach sie. „Danke, trotzdem ist es so und man muss mit dem rechnen, was man hat. Du weißt ja, was die Ärzte gesagt haben, Kleine.“
„Dad, ich weiß nicht, ob ich das so einfach kann. Ob ich …“ Jayna unterbrach sich und seufzte matt, bevor sie sich neben ihm am Kamin niederließ und ihren Kopf auf seine Schulter legte. „Ich fühle mich seit Gamma-4 sehr allein, ich habe nur noch dich.“
„Dann ist es höchste Zeit für dich, einige neue Freundschaften zu schließen. Was ist mit dieser Anaata, die ist nur knapp zehn Jahre älter als du?“
Jayna lachte, dankbar dafür, lenkte ihr Vater sie so von den düsteren Gedanken ab. „Schwer zu sagen, wir kommen gut aus. Trotzdem sind wir sehr verscheiden und sie ist ziemlich verrückt.“
„Verschiedene Welten“, sinnierte Rhys. „Immer sind es verschiedene Welten. Der Pilot?“
„Mit Dan komme ich ganz gut aus, wer weiß, vielleicht freunde ich mich ja mit ihm an. Wie ist es denn bei dir?“
„Ich komme mit Natala und Sven bisher sehr gut aus“, überlegte Rhys. „Ich kann mir vorstellen, dass wir auf der Promise einen neuen Platz finden können. Und noch einmal eine Chance auf ein Zuhause zu bekommen ist mehr, als wir uns erhoffen konnten.“
Ein Blitz erhellte die halbdunkle Hütte, gefolgt von einem lauten Donnerschlag, der den Boden erzittern ließ. Der Regen prasselte mittlerweile hörbar in dicken Tropfen auf das Blechdach nieder und Jayna starrte abwesend in die tanzenden Flammen im Kamin. „Da wo wir herkommen, war das Leben anders als bei ihnen, es ist definitiv eine Umgewöhnung. Aber ja, ich glaube du hast Recht, sie haben eine Chance verdient.“
„Wir können noch darüber nachdenken, bis sie aufbrechen wollen, immerhin haben wir noch ein paar Tage Zeit.“ Er machte eine Pause, bevor er hinzufügte: „Du wirst deinen Platz im Universum schon wiederentdecken, Kleine. Wir haben alle unsere Last zu tragen, du bist noch jung und neugierig, ich bin sicher, du findest ein Zuhause, hier oder irgendwo da draußen.“
„Mein Zuhause ist bei dir, schon vergessen Dad?“, erinnerte ihn Jayna und schloss müde die Augen.
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