Wrong turn. Juryk Barelhaven

Wrong turn - Juryk Barelhaven


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zischte Preston leise als würden sie beide versuchen ein Geheimnis zu bewahren. „Ist es das wert?“

      „Ja, muss sein.“

      „Bitte, Sir.“

      „Jetzt gehen Sie schon. Ich mache das. Kontrollieren sie die Locks und schwärzen Sie die Zahlen ein bisschen. Ich halte den Deckel drauf. Was soll schon schiefgehen?“

      Preston sah nicht glücklich aus, nickte aber und verschwand so schnell wie er gekommen war.

      Die Minuten zogen sich hin. Endlich waren sie bereit und die Gulfire erwachte zum Leben, während sich beide anschnallten. Die Haube glitt über ihre Köpfe und verriegelte sich selbst. Einen Moment lang herrschte völlige Dunkelheit um ihn herum, bis die Kontrolllampen und die Meßanzeigen aufleuchteten. Um sie herum leuchteten Panoramaschirme auf und erfüllten das Cockpit mit einem unheimlich blauen Schein. Zu Hansens Überraschung gab es nur wenige Knöpfe – untypisch für ein hochkomplexes technisches Wunderwerk der Menschheit, das die Gravitation und die tödliche Kälte des Alls übertrumpft hatte. Max drückte auf einen Schalter. „Startfreigabe. System online, Kurs zwei-sieben, Manöver Beta Vierzehn, Eins-neun auf acht-sieben. Spruch des Tages: Wenn du einen Hammer hälst, sieht bald alles für dich wie ein Nagel aus.“

      Hansen wandte sich fragend an Max. Der zuckte nur belustigt mit den Schultern. „Ein kleiner Scherz von unseren Technikern. Lässt sich nicht mehr löschen, aber ich finde es ganz gut…“

      „Sehr tiefsinnig. Tatsache ist, dass ich lieber der Hammer als der Nagel bin“, sagte Hansen. „Ich agiere lieber, statt zu reagieren.“

      „Freiheit. Eine Illusion. Je mehr sie sich sträuben, desto mehr verstricken sie sich. Sie müssen essen, trinken, aufs Klo gehen, das Gefühl haben geliebt zu werden und zu lieben, das Gefühl gebraucht zu werden und etwas zu verändern. Sonst hätten Sie es wohl nicht aus Ihrem Ghetto rausgeschafft, meinen Sie nicht? In unseren Innersten wollen wir alle nochmal auf den Arm unserer Mutter und glückselige Zufriedenheit erfahren… und auch dort versteckt sich Abhängigkeit. Was ich sagen will, ist, dass das Ihre letzte Chance ist, Hansen. Sobald ich den Knopf vor mir drücke, endet Ihre Freiheit. Sobald Sie auf Oasis sind…“

      Für einen kurzen Moment zögerte Hansen. Der Moment zog sich, und je mehr Sekunden verstrichen, desto breiter wurde Maxs Grinsen. „Hansen?“

      „Los jetzt.“

      „Wollte nur sichergehen.“ Max drückte einen Knopf an der Konsole. Langsam rollte die Gulfire los. Sie hatten die Startbahn erreicht, als auf einem Monitor Zahlen und Daten auftauchten. Luftdruck, Air-Condition, Energieversorgung, Kühlmittel… Max las die Richtwerte und nickte zufrieden. Es bedeutete, dass seine Profis an einem Strang zogen. Fast geräuschlos beschleunigte die Gulfire, während sich hinter ihnen das Tor schloss. Jetzt zog die Gulfire durch einen länglichen Schacht und beschleunigte langsam auf dem Weg zum Schott, hinter dem das eisige Vakuum lauerte. Mit der Öffnung des Schotts entstand ein Sog, der die Maschine auf die gewünschte Geschwindigkeit von 740 km/h beschleunigte, mit einer Schubkraft von 8,6 Tonnen. Wie ein Papierkügelchen in einem Strohhalm katapultierte das Gefährt raus ins All, wo es durch den natürlichen Antrieb und den vier General Electric F266-GE-Triebwerken in die richtige Position für den Eintritt in die erdähnliche Atmosphäre von Oasis kam.

      Schweiß rann über Hansens Gesicht. Max bemerkte es mit einem schadenfrohen Grinsen.

      Sanft und langsam bekam die Gravitation des Planeten das kreisende Objekt in seiner Gewalt. Die Flügelkanten schoben sich aus dem Schiff. Es hatte keine Eile. Das S-förmige Inlett der Gulfire mutete wie ein Boomerang an, der aber weder kreiselnd noch stürzend zur Oberfläche fand, sondern sanft und ohne große Reibung wie eine Feder ihrem Bestimmungsort anstrebte.

      Selbst wenn auf der sonnenzugewandten Seite jemand zufällig den kleinen schwarzen Punkt am Himmel gesehen hätte, war es bedeutungslos, denn die Gulfire sank kontrolliert weiter zur dunklen Seite des Planeten und landete mit der graziösen Sicherheit eines Schmetterlings auf einen Kamm.

      Tausendmal probiert. Tausendmal Erfolg. Auf die Technik war Verlass.

      Max wusste es nicht, aber das war das Einzige, das mit Sicherheit funktionierte…

      2. Kapitel

      Im blauschwarzen Himmel stand ein Halbmond. Wie Weihnachtszierrat hing er am höchsten Geäst der Wacholdergruppe. Dreihundert Meter unterhalb und südöstlich davon bahnte sich ein Fluss seinen zerfurchten Weg durch den Fels – Fels, der eine Vielzahl an unterschiedlichen Leben Platz bot und über ein erstaunliches Ökosystem verfügte.

      Der Regen hatte sich in jenen feinen Nieselregen verwandelt, den man erst fühlt, wenn man sich mit den Händen durchs Haar fährt und merkt, dass sie feucht sind. Es war kühl, herbstlich kühl, aber der Regen war noch warm von den letzten Wehen eines sehr heißen Sommers.

      Max trat von der Gulfire weg und nickte zufrieden. „Ein kleiner Spaziergang bis zur der Anhöhe, dann dreihundert Meter durch eine Schlucht. Können Sie es schon hören?“

      Hansen hatte aufgehört, sich zu übergeben und begann sich den Mund abzuwischen. Er horchte in der Ferne. „Stampfen?“

      „Kommen Sie?“ fragte Max und ging mit der Umhängetasche einfach los. „Das Ganze erinnert mich an Utah und Arizona. Die Landschaft, meine ich. Das Terraforming hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Doch hier und da gibt es Mutationen. Fliegenlarven gehen ein oder bilden sich neu. Pflanzensamen folgen einem chaotischen Code. Sehr komplexes Thema“, fuhr er fort und begann rasch in seiner schnellen Gangart zu gehen. „Aber regelmäßig bekommen wir auch Anfragen von Umweltämtern, ob Forschungen möglich wären. Nur zu gern würde ich sie lassen, aber wenn Banden auf sie aufmerksam werden würden, wäre es vorbei. Schade eigentlich.“

      „Müssen Sie die ganze Zeit reden?“ ätzte Hansen schwer und schien Mühe Schritt zu halten. Dann hielt er plötzlich inne. „Moment! Mutationen!? Wovon reden Sie?“

      „Wir haben uns den Planet mit Gewalt geholt, Spiro“, erklärte Max und zeigte auf das ausladende Areal vor sich. „Terraforming ist nicht unumstritten. Stellen Sie sich vor, jemand anderes verwandelt sie in einen Elefanten oder in einen Nachttisch. Die Umstrukturierung dauert Jahre, kostet Ressourcen und Geld, aber letztendlich ist es eine Vergewaltigung. Dasselbe haben wir mit dem Mond gemacht, aber dort lebt eh nichts mehr. Den Gesteinsbrocken ist es egal. Ein voller Erfolg – aber hier stemmt sich ein ganzes Ökosystem gegen die aufgezwungene Natur. Es wird dauern, aber die Welt wird Kompromisse eingehen. Daher Mutationen. Und wenn wir nicht aufpassen, werden die Menschen sich hier auch verändern…“

      „… oder zur Seite geschoben.“

      „Ich sehe, Sie begreifen schnell.“ Er lächelte sanft und atmete tief durch. „Genießen Sie das hier. Irgendwann machen wir den Laden dicht. Das ist unvermeidlich. Sobald wir hinter der Anhöhe sind, werden wir langsam und gemächlich in eine Welt eintauchen, die Sie so noch nie erlebt haben. Zentrale, hören Sie mich?“ Max legte zwei Finger unter sein rechtes Ohr. Ein implantiertes Modul, mit Bioenergie versorgt, meldete sich in der Ohrmuschel mit einem Knacken. „Hier Zentrale, alles gut bei ihnen?“

      Hansen sah sprachlos zu, wie Max scheinbar mit sich selbst sprach. „Haltet weiter Kontakt und folgt uns. Wir gehen langsam vor. Geben Sie uns die Zielkoordinaten.“ Er sah Hansen fragenden Blick und deutete gen Himmel. „Die da oben werden uns lotsen. Weichen Sie mir nicht von der Seite, Hansen.“

      In seiner Ohrmuschel knackte es erneut. „Roger, Captain. Zielperson lokalisiert. Wetterbedingungen klar und deutlich. Aufkommende Präsenz feindlich, aber abgelenkt. Wünschen viel Erfolg.“

      „Roger, Ende und Aus.“

      „Wieso habe ich so etwas nicht?“

      „Warum sollten Sie?“ fragte Max zurück. „Das Implantat hätte unnötig Zeit und Schmerzen gekostet. Für einen einmaligen Gebrauch? Ich hielt es für unnötig.“ Er ging voraus und kam als Erster an der Schlucht an. „Nun zum Problem: Michel Brown ist umgeben von PureSky-Mitgliedern,


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