Waldfreund.in. Daniel Zabota
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Daniel Zabota
Waldfreund.in
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Inhaltsverzeichnis
Lebensversicherung für Alpenbewohner
Grüne Mauern in China und Afrika
Standortgerechte Gastbaumarten willkommen
Aufforsten
Aufforsten“ – so heißt das Titelthema dieses Bookazines. Ein Bookazine ist die Kreuzung aus Buch (book) und Magazin. Eine relativ neue Idee auf dem Markt der Publikationen.
Aufforsten – dafür interessieren sich plötzlich nicht nur Waldbesitzende und Forstleute, sondern ebenso eine breite Öffentlichkeit. Das hat zwei Gründe: Der eine ist eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, die aussagt, ein Billion neu zu pflanzender Bäume könne das gesamte von Menschenwerk ausgestoßene CO2 kompensieren. Der andere Grund ist die schlichte aber dennoch spät gewonnenen Erkenntnis, dass wir niemals ganz klimaneutral sein können, selbst dann nicht, wenn alle Verbrennungsmotoren ins Technikmuseum wandern, wo sie hingehören. Immer bleibt ein Rest, den Wälder kompensieren müssen. Von den vielen für Menschen lebenswichtigen Funktionen des Waldes – Holz liefern, Wasser aufsaugen und filtern, Luft reinigen, Ruhe und Erholung schenken – ist die Fähigkeit des Waldes CO2 zu binden, ganz besonders in den Fokus geraten. Das Problem: Die Waldflächen der Erde wachsen nicht. Sie schrumpfen! Aus Südamerika und dem tropischen Afrika kommen immer neue Hiobsmeldungen über den „Raubbau“ am Regenwald. In Deutschland haben Stürme und der Borkenkäfer große Lücken gerissen. Im Waldbericht 2021 der Bundesregierung heißt es, die in Deutschland „wiederzubewaldende“ Fläche betrage 277.000 Hektar. Waldfreund.in, das Bookazine, soll die Leserinnen und Leser dafür sensibilisieren, dass Aufforsten wichtig, aber gar nicht so einfach ist. Jahrhundertelang war der Zweck des Aufforstens, Holz zu gewinnen. Was nach Wald aussah und roch, war in Wahrheit eine Plantage. Das reicht nicht mehr. Es wäre schön, wenn mehr Waldflächen, die Chance bekämen, sich zum Naturwald zu entwickeln, aus dem Bäume und Baumstämme nur selten und selektiv entnommen werden. Ganz grundsätzlich aber sollten die Regierungen zunächst das Abholzen natürlicher Wälder stoppen, weil, vereinfacht formuliert, große Bäume mehr CO2 einlagern, als kleine. Kleine, frisch gesetzte Bäumchen brauchen Jahre, bevor sie etwas schaffen. Wenn sie überhaupt anwachsen. Wegen der Klimaerwärmung wachsen die Bäume, die man jahrhundertelang gepflanzt hat nicht mehr ganz selbstverständlich. Auch hier sind neue Ideen gefragt. Viel Spaß beim Mitdenken, viel Freude im und am Wald – trotz allem – und wachsendes Lesevergnügen wünscht Daniel Zabota
COVERFOTO: Brandon Montrone / pexels.de
Billionen Bäume
Aufforsten soll die Klimakatastrophe abwenden. Das Ziel: eine Billion Bäume. Das heißt, jeder Bewohner dieser Erde muss 125 Bäume pflanzen. Bevor Sie jetzt den Spaten zur Hand nehmen, lesen Sie hier, wie das gelingt und ob das überhaupt gelingen kann.
Plötzlich haben sie auf der ganzen Welt die Ohren gespitzt.
Bäume pflanzen?
Gegen die Klimakrise?
Gibt es Rettung?
Heißt das Zauberwort „Kompensation“?
Eine Studie der ETH Zürich1 kommt zu dem Schluss, eine massive weltweite Aufforstung könne helfen, „das Klima zu retten“. Die Fläche, auf der neue Bäume wachsen müssten, ist allerdings schon beträchtlich groß: 900 Millionen Hektar. Dabei handle es sich um Flächen, die tatsächlich für das Aufforsten zur Verfügung stehen – landwirtschaftlich genutzte Flächen und Siedlungsgebiete ausgeschlossen. Zusammen mit den weltweit bereits vorhandenen Wäldern mit 2800 Millionen Hektar könnte die neue Gesamtwaldfläche zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern, die seit der industriellen Revolution durch den Menschen verursacht in die Atmosphäre gelangten. 900 Millionen Hektar Wald aufforsten – das muss man sich mal vorstellen! Der Pfälzerwald gilt mit etwa 180.000 Hektar als das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland. Man müsste also den Pfälzerwald mit 5000 multiplizieren oder man bräuchte in etwa die 25-fache Fläche Deutschlands, vorausgesetzt, alles hier wäre eine einzige Brache. Auf diese Brache würden wir zukunftsfähig einen Mischwald setzen. Nehmen wir aber dennoch der Einfachheit halber nur eine einzige Baumart, zum Beispiel die Douglasie, so bräuchten wir bei 2500 Stück pro Hektar2 für 900 Millionen Hektar 2,25 Billionen junge Bäumen, bei Eichen das Doppelte. Da muss man zeitig beginnen. Überall auf der Welt sind daher Kinder in Aktion, die mit Gummistiefeln und Spaten gerüstet junge Bäume setzen. „Plant-for-the-Planet“ heißt die Aktion und eine gleichnamige Stiftung. Die hat 2011 der damals 14-jährige Felix Finkbeiner (mit seinem Vater Frithjof) mit dem Zweck ins Leben gerufen, ein Bewusstsein für globale Gerechtigkeit und die Klimakrise zu wecken. Gegen die Klimakrise will die Stiftung selbst etwas tun, nämlich Bäume pflanzen. Das Ziel lautet 1000 Milliarden Stück, also eine Billion, wobei nach Angaben der Stiftung bereits 13 Milliarden gepflanzt wurden3. Inzwischen ist daraus eine weltweite Bewegung geworden, die sich, unterstützt vom Weltwirtschaftsforum, One Trillion Tree Initiative (1t.org) nennt, weil was wir „Billion“ nennen, im Englischen „Trillion“ heißt. Eine Billion – das ist normalerweise eine Größe, die sich außerhalb des menschlichen Vorstellungsvermögens befindet. Nehmen wir mal eine Billion Kilometer. Ein Verkehrsflugzeug macht 1000 Kilometer in der Stunde, 24.000 Kilometer am Tag usw., würde also Nonstop das Ziel schon in 114.000 Jahren erreichen. Eine Billion – Bäume, das bedeutet, es müsste jeder der acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten 125 Bäume pflanzen (genau genommen sogar viele mehr, weil nicht jeder Setzling anwächst). Die Idee dahinter lautet in einem Zauberwort ausgedrückt „Kompensation“.