Katakomben. Mark Prayon
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Mark Prayon
Katakomben
Der Brüssel-Thriller
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Inhaltsverzeichnis
Inhalt
KatakombenThriller
Prolog
Ihre Augenlider waren wie Blei, die Neonröhren tauchten die Umgebung in ein rotstichiges Weiß. Der Versuch, einen Schritt zur Seite zu machen, scheiterte. Jetzt spürte sie, wie sich die Riemen in ihr Fleisch bohrten. Sie brauchte nicht einmal eine Sekunde, um zu begreifen, in was für einer ausweglosen Lage sie war. Ein noch nie dagewesener Adrenalinstoß jagte durch ihren Körper. Ihre Glieder fühlten sich taub an. Wer waren die Schweine, die ihr das angetan hatten? Sie versuchte sich zu erinnern, an irgendetwas, das ihr helfen konnte, zu begreifen. Aber ihr fiel nichts ein. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an das widerliche Licht. Als sie den Kopf zur Seite drehte, spürte sie ein höllisches Stechen im Nacken. Sie war dankbar dafür, dass ihre Hände ein wenig Spiel hatten, aber das Geräusch der Handschellen war unerträglich.
Ihr Blick wanderte unsicher durch den nackten Raum. Sie suchte nach Orientierung, aber sie fand nichts, was ihr helfen konnte – alles um sie herum schien beliebig und austauschbar.
Das Mädchen schwitzte am ganzen Körper, plötzlich ergoss sich ein warmer Harnstrahl über ihre straffen, leicht gebräunten Schenkel. Sie erschrak. Da war ein Klopfen, ein hohles gleichmäßiges Klacken. Kam es vom Fußboden? Sie war nicht sicher. Kam es näher? Ihr Mund war jetzt so trocken, dass sie nicht mehr schlucken konnte. Jetzt war es still. Sie drehte ihren Kopf so weit nach hinten, wie es ging. Ihren Schmerz ignorierte sie. Aber da war nichts außer einer weißen nackten Wand. Ihr Blick fiel auf die Röhren.
Nein, daher kam es nicht, definitiv. Jetzt kam das stakkatohafte Tack-Tack zurück, nur viel schneller! Schlagartig wurde ihr klar, was es bedeutete. Sie war nicht allein.
Eine mächtige Gestalt bäumte sich vor dem Mädchen auf, abwartend, bewegungslos. Das, was jetzt kam, steigerte die Erregung des Mannes ins Unermessliche. Er musterte das weiße Nachthemd, das so dünn war, dass er einen ungetrübten Blick auf ihre schweißnassen straffen Brüste hatte. Der Jäger musterte die weiche Haut ihrer gebräunten Schenkel ganz genau, dann ließ er seine Fingerrücken an ihnen entlang gleiten. Er presste seine dünnen rissigen Lippen zusammen, starrte in ihre verheulten Augen und fuhr herum. Dann riss er ein glühendes Brandeisen aus dem Feuer und drückte es dem Twen ins Fleisch. Das Mädchen schrie wie von Sinnen, sie konnte ihre verbrannte Haut riechen. Das Gesicht des Jägers verwandelte sich in eine lustvolle Grimasse. Eine schier endlose Sekunde war das Eisen in ihr. Das reichte, um den Mann in Ekstase zu versetzen. Der Speichel lief aus seinen Mundwinkeln, mit einer schnellen Handbewegung strich sich er über das nasse Kinn. Als er das glühende Metall aus ihr herauszog, brach das Schreien ab.
Das Mädchen wurde ohnmächtig, der Jäger stöhnte laut auf und drang in sie ein. Niemals hätte ein anderer das Begrüßungsritual übernehmen dürfen. Das Mädchen zu markieren, das waren sein Privileg und seine Leidenschaft. Jetzt gehörte sie ihm, wie die anderen auch.
Der Jäger schaute mit weit aufgerissenen Augen auf den großen Monitor. Es war Zeit Abschied zu nehmen, so hatte er es vor fünf Jahren bestimmt. Alles würde so kommen, wie er es sich gewünscht hatte. Leben und Tod – nur er allein hatte darüber zu entscheiden. Alles war genau geregelt. Dieses Jahr würde er das erste Kapitel schließen und ein neues beginnen.
1
Marc van den Berg hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Langsam musste er sich wohl daran gewöhnen. Er fühlte sich, als hätte er vor ein paar Stunden eine halbe Kiste Stella Artois geleert, was vorkam. Aber das war lange her. Zwei Wochen waren vergangen, seit sich Marie von ihm getrennt hatte. Waren es wirklich erst zwei Wochen? Für ihn war es eher eine Ewigkeit.
Es war das erste Mal, dass nicht er den Schlussstrich gezogen hatte. Sie hatte es gewagt, ihm den Laufpass zu geben, was ihn rasend machte. Es ließ sich schlecht mit seiner Eitelkeit vereinbaren, dass sie ihn in die Wüste geschickt hatte. Er würde nicht lange allein bleiben, soviel war sicher. Aber diese Aussicht konnte seine miese Laune nicht aufhellen, nicht jetzt. Van den Berg kannte seine Neigung zu unkontrollierten Ausrastern selbst am besten. Jetzt war es wieder soweit, er hätte platzen können vor Wut. Der Versuch, ruhig zu bleiben, scheiterte. Ein Bierglas, das halbvoll auf der Spüle klebte, landete mit Karacho auf den Kacheln. Grimmig und doch ein wenig abgekühlt betrachtete er die kleinen Glassplitter, die sich größtenteils um den Abfluss versammelten.
Beinahe zwei Jahre waren sie ein Paar gewesen. Länger als mit Marie hatte er es nie mit einer Frau ausgehalten und das, obwohl er schon 45 war. Er wusste im Grunde, dass er eigentlich zu keiner Beziehung fähig war.
Van