Wer verarscht hier eigentlich Wen?. Willi M. Dingens

Wer verarscht hier eigentlich Wen? - Willi M. Dingens


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      Inhalt

       Titel

       Impressum

       Übrigens

       Fraktale Asympathische Aberration

      Wie die Wissenschaftler auf einer geheimgehaltenen Klausurtagung, die als Der Große Winkelzug in die Geschichte der Wissenschaft eingehen wird, die astronomischen Entfernungen schrumpfen ließen

       Dekohärente Koheränz

      Warum Sie einfach zu groß sind, um jede Woche im Lotto zu gewinnen, aber trotzdem unsterblich sein werden – geht ja auch

       Baryonischer Mesonen Quark

      Wie ein schweres Schicksal die Physiker in die Welt der Branen, Bulks und Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten verschlug, in der sie sich nun auf Higgs-Partys mit den logarithmischen Reizen besonders attraktiver Frauen abplagen müssen

       Dialogus Criticus Relativus

      Wie Einstein in einen Streit mit sich selbst geriet, sich aber knapp von der Richtigkeit seiner Theorie überzeugen ließ; und der Kölner Dom seit dem ungehindert durch ein Gravitationsfeld fällt, während die Züge im nahen Hauptbahnhof ständig daran gehindert werden

       Reproductive multiphone Polymere

      Wie die Evolution im pubertären Überschwang unter Missachtung aller Gesetze das Leben erfand und wir nun auf Rainer Zufall angewiesen sind, der aber auch nur den Kopf schüttelt und die Schultern zuckt

       Außerdem

       A n h a n g

      Hintergründe

      oder

      Warum nicht alles in diesem Text von Rainer Übermut stammt

       Die Serie im Überblick

      Es geht ja Vieles, aber ohne Raum geht gar nichts.

      Bewegen sich die Astronomen nicht nur in unserer Nachbarschaft, lullen sie uns, um uns nicht mit den gewaltigen Distanzen zu sehr zu verschrecken, mit einer noch anderen Entfernungs-Dimension ein. In der großen Sternenwelt wären nämlich schon Angaben in Lichtjahren mächtig gewaltig. Deshalb erfanden die Sternen-Fachleute eine Art Online-Währung, einen künstlichen Entfernungs-Maßstab, das Parsec.

      Nicht zu verwechseln mit Parship, das ist etwas ganz anderes.

      Parsec ist einen Abkürzung des Begriffes Parallaxensekunde. Der ist wiederum eine Kombination zweier verschiedener Begriffe.

      Parallaxe ist aus parállaxis hergeleitet, was die alten Griechen unverständlicherweise zur Bezeichnung einer Hin- und Herbewegung verwendeten, mitunter auch als Verschiebung verstanden. Ach die alten Griechen. Sagten also zur Hin- und Herschieberei parallaxen? Vielleicht sollten wir wieder darauf zurückgreifen. Heute Nacht gleich zweimal parallaxt. Klingt aber auch nicht so richtig.

      Parallaxe darf aber auch nicht mit Parallele verwechselt werden. Der Begriff ist aus parállelos entlehnt und meint etwas nebeneinander Bestehendes.

      Ja man muss sich schon auch im Griechischen auskennen, wenn man in der Wissenschaft klar kommen will.

      Der zweite Begriff, der hier mit Parallaxe kombiniert wurde, ist die Bogensekunde.

      Mit der ist es auch etwas seltsam. Sie wissen ja sicher von der Existenz von Winkeln, also Winkel im geometrischen Sinn. Und da ist Ihnen bestimmt geläufig, dass die Größe von Winkeln, sofern es sich um Winkel im geometrischen Sinn handelt, in Grad angegeben wird.

      Wissenschaftler sind häufig eigensinnig. Sie nehmen nicht alles einfach so hin, wie es ihnen hingestellt wird, sondern nehmen es her und wollen genau wissen, woher es kommt.

      Grad, warum ausgerechnet Grad, fragten sie. Und da niemand antwortete, beschlossen sie auf einer geheimgehaltenen Klausurtagung, die als Der Große Winkelzug in die Geschichte der modernen Naturwissenschaft eingehen wird – oder auch nicht – ein anderes Winkelmaß einzuführen.

      Die Tagungsteilnehmer wählten mit überwältigender Mehrheit – nur zwei Geologen, die das eigentlich gar nichts anging, hatten dagegen gestimmt – eine Fachkommission zur Entwicklung eines modernen und einheitlichen Winkel-Maßsystems, kurz WiMaß2000 genannt. Der Kommission war ein enger Zeitrahmen zugeteilt worden, denn man wollte das neue Winkelmaß einführen, bevor die Politik würde eingreifen oder sich gar Schüler und Studenten zu Protestdemonstrationen würden aufraffen können.

      Die Mitglieder der WiMaß2000 schauten deshalb häufig auf ihre Uhren. Und da funkte es. Momentemal, sagten sie sich und gegenseitig. Bei der Zeitmessung kommt das Sexagesimalsystem zur Anwendung. Und das klappt doch ganz gut, da kann man nicht meckern. Warum nehmen wir das denn nicht auch als Basis für das WiMaß2000?

      Nun muss man allerdings, um das Folgende zu verstehen, erst einmal wissen, was ein Sexagesimalsystem ist. Das wiederum sollte nicht verwechselt werden mit irgendeiner neu- oder abartigen Sexualpraxis. Mit Sex hat das Sexa gar nichts zu tun. Hier ist ein Zahlensystem gemeint, dass sich an der Zahl Sechs orientiert.

      Zur Erinnerung: Eine Minute mitteleuropäischer sexagesimalträtierter Durchschnittszeit umfasst 60 ±0 Sekunden, eine Stunde wiederum 60 ±0 Minuten, ein Tag dann 60 ±0 Stunden und ein Jahr 60 ±0 Tage.

      Ich weiß nicht, ob man das bei der Erfindung des Sexagesimalsystems – den Begriff finde ich schweinisch gut, weshalb ich ihn gern benutze – so vorhatte. Konsequent wäre es gewesen. Man wird dann freilich bestimmt schnell bemerkt haben, dass die Natur wenig Neigung zeigte, sich in das Sexagesimalsystem zwingen zu lassen. Die Erde dreht sich nun mal nicht in 60 Stunden einmal um ihre Achse, sondern hat es schon ein wenig eiliger. Andererseits lässt sie sich mehr Zeit, die Sonne zu umrunden. Im Sexagesimalsystem müsste sie in nur 60 Tagen einmal herum flitzen. Die 365 Tage des schalttaglosen Kalenderjahres lassen es da gemächlicher angehen.

      Nur mal so: Das ist doch auch so eine Frage, die man mal an den Schöpfer, anderenfalls an die Evolution richten müsste. Auch da hätten sie die Welt mit einer größeren Perfektion ausstatten können, ja eigentlich müssen. Es musste ja nicht unbedingt das Sexagesimalsystem sein, wenn ihnen das damals nicht einfiel, ein penta- oder okta-Dingens wäre ja auch gegangen. Aber jedenfalls ein stimmiges und besser handhabbares System hätte die doch schaffen können – oder?

      Die Rotation der Erde um die eigene Achse lässt sich partout nicht mit der Umlaufzeit um die Sonne so in Zahlen fassen, dass da ein einfaches und übersichtliches System herauskommt. Deshalb musste der Mensch schon verschiedene Jahre definieren. So gibt es das Siderische, das Tropische, das Julianische (seit 1582 nicht mehr), das Gregorianische und das schon erwähnte Kalenderjahr, auch vom Wahljahr, von Olympischen Jahr, Probejahr, Ehejahr, Flegeljahr hörte ich schon sagen.

      Und trotzdem passt da nichts richtig zusammen, müssen Sekunden oder Tage zugeschaltet, auch mal etwas um- oder abgeschaltet werden, damit die Jahre nicht aus dem Ruder laufen und wir nach wenigen Umläufen schon im Sommer fragen müssen: Ja ist denn schon Weihnachten?


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