Franz Joseph I.. Walter Brendel
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Walter Brendel
Franz Joseph I.
Franz Joseph I.
Walter Brendel
Zwischen Macht und Ohnmacht
Impressum
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag: © Copyright by Walter Brendel
Verlag: Das historische Buch, 2021
Mail: [email protected]
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,
Berlin
Inhalt
Tod des Sohnes, der Kaiserin und des Thronfolgers
Einleitung
Nach den Aufzeichnungen seines legendären Kammerdieners Eugen Ketterl bedrückte dem Kaiser nicht so sehr die Angst vor dem eigenen Tod, sondern die entsetzliche Angst, dass die Totenglocken, die ihm läuten würden, auch sein Reich zu Grabe geleiten könnten.
Allerdings bemühte sich der Kaiser, seinen strengen Arbeitsrhythmus auch während der letzten Wochen aufrechtzuerhalten. Im Hofbericht stand zu lesen: Am Montag, dem 20. November 1916, nach einer sehr schlechten und schlaflosen Nacht, in der im ein krampfhafter Husten sehr gequält hatte, saß der Monarch wieder an seinen Schreibtisch. Doch die Nacht hatte ihm so übel mitgespielt, dass er kaum atmen konnte und von dem immer noch ansteigenden Fieber geschüttelt wurde.
Der Kammerdiener erinnert sich: „Als seine Majestät dann endlich zu Bett gebracht worden war, bat ich ihm um weitere Befehle. Laut und bestimmt sagte er zu mir, ich bin mit meiner Arbeit noch nicht fertig geworden. Morgen um halb Vier wecken Sie mich wie gewöhnlich.“
An diesem 21. November, um 21 Uhr fünf starb der Kaiser in seinem 87. Lebensjahr. Er saß 68 Jahre lang auf dem Thron eines mächtigen, aber zerrissenen Reiches.
Als Erzherzog Franz als Enkelkind des regierenden Kaisers in Schönbrunn geboren wurde, läuteten nicht die Glocken, denn der jüngste Spross des Hauses Habsburg-Lothringen war zum Zeitpunkt seiner Geburt nicht der unmittelbare Thronfolger. Das war der spätere Kaiser Erzherzog Ferdinand, der aber zeugungsunfähig war. Sein Bruder Franz Karl hätte die Erbfolge der Habsburger fortsetzen können, war weder körperlich, als auch geistig nicht in der Lage und kaum für eine Regentschaft geeignet.
Am Morgen des 16. August 1830 setzten die Wehen bei Erzherzogin Sophie ein. Die Zangengeburt war bereits eine gängige Praxis in mehreren Fällen und führte oftmals zu Verletzungen am Kopf. So auch in diesem Fall, des späteren Kaisers. Erst qualvolle 48 Stunden nach den ersten Wehen erblickte er das Licht der Welt.
Bei der Geburt war Baronin Louise von Sturmfeder bereits dabei. Jene Frau, die als Erzieherin des kleinen Franz die erste Bezugsperson werden sollte. Hofbezeichnung für ihren Beruf war Aja.
Der Wiener Hof hat sehr viel Hoffnung in die Kinderfrau von Franz Joseph gelegt. Man darf nicht vergessen, der amtierende Kaiser, nach dem Tod von Kaiser Franz, sein ältester Sohn und Nachfolger hatte keine Kinder, bescherte eine offene Nachfolge.
Sophie hat es von Beginn an generalstabsmäßig geplant, dass sie ihren Sohn als künftigen Kaiser nicht nur erzogen, sondern auch versucht, ihm bei der Bevölkerung bekannt und beliebt zu machen.
Baronin Sturmfeder, war eine der einflussreichsten Menschen im Leben Franz Joseph. Bei jedem Wetter macht sie ausgedehnte Spaziergänge mit dem Säugling und scheute auch davon nicht zurück, den Hofärzten zu wiedersprechen.
Seine Mutter, Erzherzogin Sophie stillte ihm in den ersten drei Wochen selbst, was durchaus nicht den damaligen Gepflogenheiten des Hochadels entsprach.
Der Junge wurde ein sehr lustiges Kind und zeichnete Karikaturen von seinen Lehrern, die sehr witzig waren und schrieb lustige Briefe. Er war aber auch ein disziplinierter Mensch, der schon als Kind sein Spielzeug, ohne dass man ihm auffordern musste, brav weggeräumt hat. Seine ehrgeizige Mutter nutzte den Scharm des Kindes und die Abbildungen, um ihn im Kaiserreich bekannt zu machen.
Seine ausgeprägte Liebe zum Zauber der Montur, zeigte sich bei Franzi schon sehr früh im Leben. Gefördert von der Mutter und toleriert von der Erzieherin. Franz Joseph hatte eine ganz besondere Beziehung zur Baronin Sturmfeder und das blieb auch noch so, als er sie verlassen musste.
Der Tradition entsprechend musste er mit sechs Jahren in einem Männerhaushalt ziehen und hat sie schrecklich vermisst. Es war wirklich dramatisch für Beide. Sie musste „ihr“ Kind hergeben und er durfte keinen Kontakt mehr zu ihr haben. Das war ganz schwierig für Beide. Es wurde aber dann einen Weg gefunden, als Sophie merkte, wie sehr Franz darunter leidet, sie nicht mehr als Erzieherin zu haben.
Man hat sie dann angestellt als Gesellschafterin bei der Großmutter. Und nachdem die Großmutter jeden Abend zu Besuch gekommen war und ihre Gesellschaftsdame mit ihr, hatte Franz doch Kontakt zu ihr, was die Tradition gar nicht vorsah.
Der junge Erzherzog hat sehr gern und sehr gut gezeichnet. Dutzende Blätter sind heute noch erhalten und gehören zu den Prunkstücken erlesener Sammlungen. Die Zeichnungen lassen auch auf eine Reife und Disziplin des Kindes schließen und sie können einen guten Hinweis auf die Qualität und die Strenge seiner Lehrer gelten.
Bild von Franz Joseph
Er hat zum Beispiel mal ein Theaterstück inszeniert, wo er sagte, dass er mit Spiritus einen Brand verursachen werde, der dann mit Wasser gelöscht wird, was eine tolle Überschwemmung nach sich ziehen wird.
Er versuchte also schon minimal ein bisschen auf der Erziehung auszubrechen und man war fast erleichtert, als man bei Franz Joseph Anfälle von Leichtsinn und Übermut feststellte.
Baronin Sturmfeder schrieb in einem Brief an ihre Familie: „Abends war ich bei den Kindern. Franzi las Gedichte vor. Sein Gedächtnis ist unglaublich.“
Franz Joseph wurde wirklich zum Kaiser gedrillt und hatte ein unglaubliches Arbeitspensum absolvieren müssen und er hat wirklich brav gefolgt und bei allem mitgemacht. Man muss aber sagen, dass der Druck, der auf ihm gelastet hat, sich schon gezeigt hat.
Wenn man so zwischen den Zeilen seiner Tagebücher liest, dass eine Zeitlang jeden Tag in der Frühe erbrochen hat vor lauter Stress, da kann man sich vorstellen, dass er zwar brav seine Pflicht erfüllt hat, aber das nicht spurlos an ihm vorbei ging. Er war auch sehr isoliert.
Joseph Othmar von Rauscher, ein weit bekannter Theologe vermittelte ihm das unantastbare Herrschaftsverständnis, begründet auf den göttlichen Ursprung des sogenannten Gottesgnadentum, ohne Mitwirkung der Bevölkerung an der Herrschaft.
Weitere Lehrer waren Heinrich Franz von Bombelles und der Oberst Johann Baptist Coronini-Cronberg. Sie legten Erzherzog Franz ein ungeheures Lernpensum auf. Mit Beginn, als Franz 7. Jahre alt war, waren es 18 Wochenstunden