Celeste - Siehst du mich?. Serena S. Murray
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Serena S. Murray
Celeste - Siehst du mich?
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Celeste
Siehst du mich?
Serena S. Murray
Fantasy Roman
Teil 1 von 2 der Edrè Saga
Einst war Lamia, Tochter des griechischen Gottes Poseidon und der Lybia, eine Geliebte des Zeus. Zusammen zeugten sie einen Sohn, der von seiner Mutter geliebt und beschützt wurde. Lamias Schönheit brachte ihr jedoch viel Neid und Missgunst ein.
Hera, die Gattin von Zeus, beobachtete sie hasserfüllt aus der Ferne. In einer mondlosen Nacht, in der kein Vogel seine Stimme erhob, fiel sie in Lamias Haus ein. Das Kind tat seinen letzten Atemzug unter ihrer Hand. Erst am nächsten Morgen bemerkte die Mutter das Grauen.
Gepeinigt von Schmerz und Wut, griff Lamia zu uralter Magie. Ihr schönes Äußeres sollte von nun an ihrem Inneren gleichen. Im Licht der Sonne stand sie vor ihrem Heim, das so viel Grauen verbarg. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Die Hände gen Himmel gereckt, beschwor sie die Dunkelheit herbei. Die Götter bemerkten zu spät, was geschah.
Als sich die Dunkelheit über die Welt senkte, veränderte sich Lamia. Dort, wo vorher wallendes goldbraunes Haar die Männer verzauberte, standen nun Schlangenköpfe ab. Sie bewegten sich und suchten nach jungem, unschuldigem Blut. Lamias Augen wurden schwarz und ihre Nägel so lang wie die Klauen von Raubtieren. Mit einem versteinerten Herzen floh sie in die Schatten. Von da an gab es kein Licht, keine Sonne mehr. Des Nachts fiel sie in Häuser ein und raubte die Kinder fremder Mütter.
Doch bereits nach einem Tag erkannte sie, dass ihr eigen Fleisch und Blut nicht ersetzbar war. Der Legende nach tötete sie alle Kinder. Wenn man sie sah, hörte man das Weinen und die Schreie der Toten. Erst, als man ihre Opfer nicht mehr zählen konnte, versammelten sich die Götter um Zeus. Lamias Macht war zu groß, die Dunkelheit in ihrem Innersten zu beherrschend. Also verbannten sie sie in eine Zwischenebene und brachten so der Welt das Licht zurück.
Doch niemals hätten sie gedacht, dass ihr Handeln Konsequenzen nach sich zog. Die Welt veränderte sich, passte sich an. Die erschaffene dunkle Zwischenebene gebar Leben, sodass Edrè entstand. Der Mantel des Schweigens wurde ausgebreitet und kein Sterblicher erfuhr von dieser anderen Welt, dieser Spiegelung der Erde.
Manchmal berichteten die Sterblichen von Monstern, doch je älter die Welt wurde, desto häufiger wurden die alten Legenden zu Märchen. Monster existierten in der Wirklichkeit nicht mehr. Und die Götter lehnten sich zufrieden zurück, war ihre Arbeit doch getan. Zumindest bis jetzt.
Kapitel 1
Edrè
Celeste starrte auf den dunklen Boden, der sich in Wellen hin her bewegte. Sie wusste, dass sie sterben würde, wenn sie nicht vorsichtig war. Sie stand mit dem Rücken an eine schwere Holztür gelehnt, die einen modrigen Geruch abgab. Ihr Herz raste und ihre feuchten Hände hielt sie eng an ihren Körper gepresst. Sie war eine Dunkle. Eine Tochter aus erhabenem Haus. Die wiederum viel Neugier besaß.
Ihre Tante hütete den verborgenen Bereich des Schlosses wie ihren Augapfel. Nicht einmal ihre Eltern durften ihn betreten. Doch Celeste hatte einen Tag zuvor eine Helle gesehen, die strahlender war als alle, die sie bisher gesehen hatte. Die Hellen waren die Seelen, die die Dunklen einfingen. Und sie kannte sich da aus. Denn sie war eine der besten Seelenfängerinnen, die es in Edrè gab.
Um zum anderen Ende des Raumes zu gelangen, musste sie ihren Körper in Nebel auflösen. Denn sollten ihre Füße den Boden berühren, würde sie ins Nichts gezogen werden. Ihr Körper würde sterben und ihre Seele sich für ewig an diesen Ort binden.
Sie kniff angestrengt die Augen zusammen, ehe sie die Macht aus ihrem Innersten frei ließ. Sie spürte, wie ihre Knochen, ihre Muskeln und ihr Blut dem Ruf des Uralten folgten. Sie war ein Schattenwesen, das mit der Umgebung verschmelzen konnte. Langsam und bedächtig schwebte sie über den Boden.
Celeste hatte keine Ahnung, für wen diese tödliche Falle gedacht war, doch der Drang, herauszufinden, was ihre Tante verheimlichte, war stärker als ihre Angst. Denn die Helle war hierher geflohen, als sie bemerkte hatte, dass sie verfolgt wurde. Celeste hörte noch den Klang in ihren Gedanken, den die Helle hinterlassen hatte, als sie das Territorium von Celestes Familie betreten hatte.
Jede Seele hatte einen eigenen Klang oder sogar eine eigene Melodie. Hörte man diese Töne einmal, konnte man sie nie wieder vergessen. Die Weisen woben daraus Melodien, die den anderen Seelen den Weg wiesen.
Als sie das Ende des Raumes erreichte, kribbelte ihre Haut vor Aufregung und ihr Körper manifestierte sich. Etwas zog sie magisch an, also drückte sie vorsichtig die Türklinke nach unten und mit einem ohrenbetäubenden Knarren öffnete sie sich. Celeste griff nach dem Dolch, der an ihrer Hüfte befestigt war. Doch niemand stürzte sich auf sie und griff sie an.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, je weiter sie vordrang. Ihr Handeln war verboten, doch nichts und niemand konnte sie jetzt daran hindern, weiterzukommen. Die Räume, die sie durchquerte, waren