Klasse Kerle 2. Tilman Janus

Klasse Kerle 2 - Tilman Janus


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      Tilman Janus

      Klasse Kerle 2

      Mehr schwule Erotik-Kurzgeschichten

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Stecken geblieben

       Der Leuchtturm

       Casting von hinten

       Bauernfrühstück

       Der Degen des Zorro

       Im Holzfällercamp

       Joggen tut gut!

       Ein Riesending

       Schwanzwedeln

       Phil und die Hydrauliksäule

       Phil bekommt einen Engel vor die Flinte

       Klostersaft

       Eine Geburtstagsüberraschung

       Wie angelt man sich einen Kapitän?

       Das Doppelzimmer

       Der Mann mit dem Bohrhammer

       Unter Hochdruck

       Blasmusik

       Traumjob Reiseleiter

       Nächtlicher Besuch

       Finnische Hitze

       Eingelocht!

       Kolbenfresser

       Honig und Sahne zum Fest

       Impressum neobooks

      Stecken geblieben

      Ein Stoß, ein kräftiges Rucken in den Stahlseilen – der Fahrstuhl stand. Das Licht ging aus, die dürftige Notbeleuchtung schaltete sich ein. Erschrocken starrte ich auf die stählerne Tür. Sie dachte nicht daran, sich zu öffnen. Silbrig glänzend, geradezu gleichgültig blieb sie fest geschlossen. Der Aufzug hing zwischen der vierzehnten und der fünfzehnten Etage einfach fest. Diese verdammte alte Kiste! Schon immer hatte ich befürchtet, dass einer von den beiden betagten Liften, die uns täglich unter Ächzen und Quietschen zu unseren Büros hinaufhievten, eines Tages den Geist aufgeben würde. Aber musste es gerade heute sein, wo ich diese wichtige Präsentation hatte, von der vielleicht meine ganze Karriere, zumindest eine Gehaltserhöhung abhing?

      Eben hatte ich noch einmal mein Konzept durchgesehen, um alles im Kopf zu haben, wenn es losginge. Der Alte war immer ziemlich genau. Der Alte, das war Hans-Joachim Klaeger, der große Chef, der Über-Manager sozusagen, vor dem alle auf Knien rutschten und ihm die Stiefel leckten. Das Hochhaus, in dem ich arbeitete, war nicht sein einziger Standort, sondern die Zentrale. Überall in Deutschland hatte er Zweigstellen. Es ging um Bankgeschäfte, Kreditsachen, Spekulationen und alles Mögliche, was eben Geld bringt, egal, ob die Zeiten gut oder schlecht sind.

      Der Weg vom Erdgeschoss zum sechzehnten Stockwerk dauerte meistens recht lange, weil in jeder Etage irgendwer ausstieg und die Fahrstuhltüren jedes Mal ätzend langsam auf- und zugingen. Deshalb schaute ich in der Zeit immer in meine Unterlagen und bereitete mich auf die Arbeit vor. Ich achtete dabei nie groß darauf, wer außer mir noch im Lift war.

      Dieses Mal war alles anders. Als ich mich umsah, wer das Schicksal, auf unabsehbare Zeit in dieser Blechkabine eingeschlossen zu sein, mit mir teilte, bekam ich fast einen Infarkt vor Schreck: Harro Klaeger, der Juniorchef, der Sohn vom Alten stand hinter mir – und sonst niemand! Er lächelte mir etwas gezwungen zu.

      »Guten Morgen, Herr Klaeger!«, sagte ich schnell. Hatte ihn ja gar nicht bemerkt, als er reingekommen war, weil ich mich so in mein Zeugs vertieft hatte.

      »Wir werden noch sehen, wie gut der Morgen wird, Herr Schöne«, antwortete er mit anerkennenswertem Galgenhumor.

      Der Junior war ein Bild von einem Kerl. Groß und dunkelhaarig, kräftig, mit einem Kreuz wie ein Möbelpacker. Sein Kinn sprang energisch vor, seine dunklen Augen blickten sehr bestimmend, beinahe stechend. Jedenfalls erschien es mir immer so. Er war noch nicht ganz vierzig, so weit ich wusste. Sein Gesicht sah braun gebrannt aus. Wahrscheinlich besaßen die Klaegers mehrere Luxusvillen auf allen berühmten Urlaubsinseln dieser Welt. In der teuren Anzughose trug er ein dickes, geiles Paket spazieren. Das sah man zwar in dem Moment nicht, weil sein Jackett relativ lang geschnitten war, aber ich wusste es, weil ich bei zahlreichen Meetings schon oft verstohlen draufgeschaut hatte, wenn er sich bequem im Sessel zurückgelehnt hatte. Ein fantastischer Gedanke, mit ihm im Fahrstuhl eingeschlossen zu sein, ein Wunschtraum!

      In der Realität sah das alles anders aus. Erstens mal war er mein Vorgesetzter. Zweitens würde er wohl kaum schwul sein. Drittens interessierte er sich bestimmt nicht gerade für mich, warum sollte er. Ich sehe zwar nicht schlecht aus, relativ jung für meine dreiunddreißig Jahre, und soll – so sagten meine Lover öfter – »blond und supergeil« sein. Aber über solche Dinge würde der zukünftige Firmenbesitzer sich nicht den Kopf zerbrechen. Und überhaupt – wann geht es im normalen Leben schon so zu, wie man es sich erträumt? Nie!

      »Gibt es hier nicht einen Alarmknopf?«, fragte ich unsicher und prüfte die Knopfbatterie in der Edelstahlwand. Dabei fiel mein Blick aus Versehen auf den Spiegel, der in einer Seitenwand eingebaut war. Ich sah in diesem Spiegel, dass Klaeger mich musterte, und wurde ziemlich verlegen. Ob er meine Wunschträume erriet? Hoffentlich nicht!

      »Den sollte es in jedem Aufzug geben!«, bemerkte er ironisch.

      Ungläubig und ziemlich entsetzt entdeckte ich, dass an der Stelle, wo der rote Notfallknopf sich hätte befinden müssen, ein Loch in der Stahlwand gähnte. Der Knopf war herausgerissen worden!

      »Das kann doch nicht wahr sein!«, murmelte ich. Verzweifelt drückte ich sämtliche anderen Knöpfe, von allen Stockwerken, doch es tat sich nichts. Die Kabine stand still.


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