Er nennt's Vernunft. Regine Wagner-Preusse

Er nennt's Vernunft - Regine Wagner-Preusse


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      Regine Wagner-Preusse

      Er nennt's Vernunft

      Über Politisierung - ein Versuch

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Er nennt‘s Vernunft

       Was ist los mit dem revolutionären Subjekt?

       Wir krebsen immer noch am Existenzminimum

       Das Sein und das Bewusstsein von Karl Marx

       Vom Umgang mit Freiheit

       Individualbewusstsein - Kollektivbewusstsein

       Rückzug ins Privatleben wegen historischer Fehlschläge

       Die Antwort

       Familie, Freunde, Arbeit

       Nur die Vernunft zählt

       Warum ist Edwin auf dem linken Auge blind?

       Er nennt‘s Vernunft

       Der kleine Revoluzzer in der Ecke

       „Grau, lieber Freund ist alle Theorie...“

       Literaturhinweise

       Impressum neobooks

      Er nennt‘s Vernunft

      Über Politisierung - ein Versuch

      Für Politik interessieren sich viele. Es gibt jedoch nur wenige, die für ihre politischen Interessen aktiv werden wollen und bereit sind, durch ihr Engagement zur Gestaltung der Gesellschaft beizutragen.

      Was treibt diese Menschen an?

      Was beeinflusst ihr Handeln? Sind es ihre Ideen, und wenn ja, wo kommen die her? Sind es die eigenen Erfahrungen, die für bestimmte Anschauungen empfänglich machen? Ist die Summe der Erlebnisse dafür verantwortlich, dass uns eine Anschauung begeistert, eine andere Weltsicht uns gleichgültig lässt oder uns gar in Rage bringt? Warum hält sich der große Mehrheit der Bevölkerung aus der Politik heraus, obwohl dieser Bereich großen Einfluss auf das Leben aller ausübt? Politiker entscheiden über Krieg und Frieden, über die Ausstattung einer Gesellschaft mit Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern. Sie entscheiden über öffentliche Investitionen zum Beispiel in Umweltprojekte. Sie entscheiden, wer wie viel Steuern zahlt und ob die Zwangsgelder der großen Mehrheit der Bevölkerung zugute kommen, oder ob sie für Rüstung oder den EU-Rettungsschirm ausgegeben werden. Immer wieder lesen wir in der Zeitung von Steuergeldern, die sinnlos verschwendet wurden.Obwohl vieles in der Politik nicht wunschgemäß läuft, regt sich fast niemand darüber auf, von vereinzelten kritischen Berichten in den Medien abgesehen, doch die bleiben meist folgenlos.Daran hat sich nichts geändert in den letzten Jahrzehnten. Alle vier Jahre wird ein neuer Bundestag gewählt. Mal gewinnt die SPD, Mal gewinnt die CDU. Auch Gerhard Schröder, der mit seiner Agenda 2020 das Land in eine bessere Zukunft führen wollte, schaffte keine grundlegende Änderung. Der Wählerschwund der SPD konnte bis heute noch nicht aufgehalten werden. Auch in den CDU-geführten Ländern änderte sich nicht viel. Die Schwerpunkte des politischen Interesses verschoben sich nur geringfügig. Ansonsten blieb alles beim alten.

      Es gab eine Zeit, da war ich der Auffassung, dass das Sein das Bewusstsein bestimme. Aufgerüstet mit sozialistischen Ideen schloss ich daraus, dass Menschen als vernunftbegabte Wesen ihre objektive Lage erkennen und in ihrem Streben nach Glück sich von Verhältnissen befreien werden, die sie an ihrer Entfaltung hindern, die sie abhängig halten und ihnen ein gutes Leben verwehren. Objektive Lage, damit meinte ich die gesellschaftlichen Verhältnisse, das Privateigentum an Produktionsmitteln, den Kapitalismus, in dem alles auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sei. Und eben diese Verhältnisse verhinderten die Emanzipation des Menschen, hielten ihn in Abhängigkeit. Die Schule verteile Lebenschancen, produziere Arbeitskräfte nach kapitalistischen Verwertungsinteressen und Untertanen ohne Selbstbewusstsein, alles im Interesse des Kapitals. Damit waren die Unternehmen gemeint, die Fabrikarbeiter, Handwerker, Büroangestellte, Krankenschwestern, Arzthelferinnen, Lehrer, Erzieherinnen und auch Ärzte für sich arbeiten ließen.

      Was ist los mit dem revolutionären Subjekt?

      Aber, entgegneten einige meiner politisch interessierten Freunde, wir leben doch in der freiesten aller Gesellschaften die es je gab. Guck dich um auf der Welt. In nur wenigen Ländern hat das Volk so viele Freiheiten. Meinungsfreiheit, Koalitionsfreiheit, Freizügigkeit, freie Berufswahl, jeder kann heiraten, wen er will oder es auch bleiben lassen. Und kann sich trennen, auch Frauen werden heute nicht mehr schief angesehen. - Und nie war der Lebensstandard so hoch wie heute. Wir haben Wohnungen mit Bädern und Zentralheizung, Fernseher, Telefon, Waschmaschinen und Spülmaschinen. Fast jeder fährt mindestens ein mal im Jahr in den Urlaub. Wer konnte sich das vor 50 Jahren leisten?

      Wir krebsen immer noch am Existenzminimum

      - allerdings auf hohem Niveau!

      Aber, entgegnete eine Freundin, die kurz vorher in die DKP eingetreten war. Als Büroangestellte verdiene ich gerade so viel, dass ich im Monat über die Runden komme.Wir leben immer noch am Existenzminimum. Der Wert der Ware Arbeit ist abhängig von der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit zu seiner Produktion. Wir abhängig Beschäftigten erhalten keineswegs die Werte, die wir geschaffen haben, sondern nur so viel, wie zur Sicherung unserer Arbeitskraft nötig ist. Existenzminimum ist historisch relativ. Wir haben hoch entwickelte Produktivkräfte, deshalb ist es heute höher als vor 50 Jahren. Zum Existenzminimum heute gehört Bad, Zentralheizung, die Urlaubsreise, die Tageszeitung. Und ich habe ja auch kulturelle Bedürfnisse. Ich will ins Theater und Kino und zum UZ-Pressefest. Das gehört auch zu meinem Existenzminimum.

      Elsas Ehemann Edwin ist Facharbeiter, Betriebsrat und Vertrauensmann in einem Industriebetrieb. Wir sitzen beim Tee auf der Terrasse ihres neu erbauten Wohnhauses. 200 Quadratmeter Wohnfläche, Edwins Vater hat eine Wohnung im Haus, deshalb. Ortsrandlage mit Talblick, 10 Gehminuten zum Wald. Vier Pferde grasen auf der Weide hinterm Haus.Edwin und Elsa haben ihre Lage erkannt, wissen, dass man sie ausbeutet. Darum ist Edwin Betriebsrat und Vertrauensmann, darum sind Elsa und Edwin in die DKP eingetreten.Aber, es geht ihnen doch gut, besser als vielen Beschäftigten, sagt eine leise Stimme in mir. Im Haus am Rand des Dorfes lässt es sich gut leben. Edwin und die Kinder haben Spaß an den Pferden und Elsa arbeitet gerne in ihrem Ausbeuterbetrieb, was


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