120 Jahre Leben(serwartung). Hermann Ens

120 Jahre Leben(serwartung) - Hermann Ens


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       120 Jahre Leben(serwartung)

      Gedanken, Fragen, Thesen zu einem Thema der (fernen?) Zukunft

       Vorwort

      Die deutsche und auch manche internationale Presse ist in dieser Zeit im Herbst 2016 wieder immer wieder mit einem Thema beschäftigt, das uns alle betrifft. Unsere Lebenserwartung steigt und steigt. Das ist erfreulich. Im Allgemeinen. Aber mit ihr steigt der Diskussionsbedarf zu verschiedenen Aspekten unserer Gesellschaft. Von der Rente bis zur Krankenversicherung, von der Alterspyramide bis zur Lebensarbeitszeit.

      Viele Hochrechnungen zur Lebenserwartung sehen uns alle schon als Hundertjährige und die Utopisten unter den Genetiker verkaufen uns schon ihren Traum von der Unsterblichkeit. Die Frage, wie lange können Menschen eigentlich leben, reicht von 100 Jahren bis 120 Jahren bis irgendwo. Und die Fragen zur Konsequenz des langen Lebens hören meistens schon bei der Rente auf. Weil alleine dieses Thema bereits schier unlösbar scheint.

      Die Frage, wie lange können Menschen eigentlich unter günstigen Umständen leben und was bedeutet das, hat mich schon oft beschäftigt. Immer wieder hat mich an Artikeln, die ich dazu gelesen habe oder an Sendungen, die ich dazu gesehen habe gestört, dass zu wenige Fragen zu den Folgen und Konsequenzen einer deutlich höheren Lebenserwartung als heute gestellt werden. Nicht nur die Rente, die gesamte Gesellschaft wird sich deutlich verändern, wenn die Menschen irgendwann 30, 40 oder mehr Jahre höhere Lebenserwartung haben sollten. Und zu oft wird eine höhere Lebenserwartung dank wunderbarer neuer Medizin und Fortschritten der Genetiker nur rosarot als eine neue wunderbare Traumwelt dargestellt. Ohne Gedanken an die Konsequenzen für den einzelnen Menschen und für die Gesellschaft als Ganzes.

      Da ich meine eigenen Gedanken am besten sortieren kann wenn ich sie aufschreibe, habe ich damit begonnen mir Notizen zu machen und Fragen zu formulieren, die mir beim Lesen, Sehen und Hören von Beiträgen zu diesem Thema in den Sinn kamen.

      Daraus ist der folgende Text entstanden. Dies ist kein Fachbeitrag, dies ist keine wissenschaftliche Studie, dies ist aber auch kein Unterhaltungsroman. Dies ist mein ganz persönlicher Versuch meine Fragen zu beantworten wie: Wie lebt ein Mensch, der sehr alt werden kann? Wie verändert sich vielleicht sein Familienverständnis und das der Gesellschaft? Wie geht die Gesellschaft dann wohl mit Bildung um? Und vieles mehr.

      In vielen veröffentlichten Beiträgen wird angenommen, dass die heutige maximale Lebenserwartung, oder besser die maximale Lebensspanne, die von Menschen derzeit erreicht werden kann, im Bereich von 120 Jahren liegt. Das sogenannte Hayflick-Limit. Es gibt allerdings auch aktuelle Veröffentlichungen, die davon ausgehen, dass die Höchstgrenze der Lebenserwartung von Menschen in Industrieländern noch deutlich höher liegen kann.

      Für meine Überlegungen in diesem Beitrag, gehe ich konservativ von einer fiktiven Lebenserwartung von 120 Jahren aus, um damit meinen Gedanken eine Startrampe zu geben. Daher auch der Titel dieses Artikels.

      Ich würde mich freuen, wenn das Folgende dem einen oder anderen Leser neue Inspiration und neues Futter zum Nachdenken zu diesem Thema bieten kann. Über Feedback und Ideen freue ich mich immer und nehme dieses auch sehr gerne unter [email protected] entgegen.

      Auf ein separates Literaturverzeichnis habe ich hier verzichtet, bei Interesse bin ich aber sehr gerne bereit dazu Informationen zu geben.

      A Zur bisherigen Entwicklung der Lebensspanne

      Im ersten Abschnitt meines Artikels möchte ich mich der Frage widmen, wie sich die Lebensspanne der Menschen in ihrer bisherigen Geschichte entwickelt hat. Wie alt wurden die Menschen in der Antike, wie alt werden sie heute, was wird von den Experten erwartet für die nächste Zukunft? Wo kommen wir her, wo stehen wir heute und wo kann die Reise unserer mittleren Lebenserwartung und der höchsten Lebensspanne hingehen? Was kann man aus dem derzeit verfügbaren publizierten Quellenmaterial lernen?

      Wenn man dieses Thema recherchiert, stellt man fest, es gibt viele Literaturstellen dazu, es gibt viele Datenquellen dazu. Meine eigene Recherche stützt sich im Wesentlichen auf Quellen aus dem Internet, auf Artikel aus Zeitungen und Illustrierten und auf relativ aktuelle Bücher zum Thema. Ich habe hier kein Literaturverzeichnis beigefügt, bei Interesse kann ich aber sehr gerne auf Quellen hinweisen.

      Viele Veröffentlichungen beschäftigen sich mit der Entwicklung der Lebenserwartung. Hier vorab eine Begriffsklärung: Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt ist die statistische Lebenserwartung eines Neugeborenen unter Berücksichtigung von Faktoren wie Kindersterblichkeit, Wahrscheinlichkeit von Tod durch Krankheiten und Unfällen während des gesamten Lebens und der von den Menschen ,statistisch erreichten Lebensalter. Dies ist nicht zu verwechseln mit den höchsten erreichten Lebensspannen. Nicht jeder Mensch, der bei Geburt eine Lebenserwartung von 80 Jahren hat wird 80 Jahre alt werden. Und eine Lebenserwartung von 80 Jahren bedeutet nicht, dass mit 80 Jahren Schluss sein muss.

      Allen Veröffentlichungen gemein ist, dass die Datenbasis und damit die Sicherheit der Aussagen umso dürftiger wird, je weiter man in der Zeit zurück geht. Dies wird auch von allen Autoren zugestanden und ist leicht verständlich. Auch hängt die Qualität und Reichhaltigkeit der Datenbasis und damit die mögliche Aussagekraft sehr deutlich von der betrachteten Region der Erde ab. In Europa und anderen weiter entwickelten Regionen gibt es meist mehr Daten und Aufzeichnungen, als z.B. in Mittelafrika. Alle Aussagen müssen also mit diesem Wissen um die Qualität, bzw. mangelnde Qualität der Daten bewertet werden.

      Ausnahmsweise möchte ich nun mittendrin beginnen. Im Mittelalter in Europa. Quer durch alle Artikel dazu findet man die Annahme, dass die durchschnittliche Lebenserwartung im Mittelalter in Europa irgendwo im Bereich um 30 bis 40 Jahre lag. Je nach Region in Europa gab es wohl starke Schwankungen, die Lebensumstände waren damals noch wesentlich unterschiedlicher als sie es heute sind.

      Selbst für diese Zeit, die ja nicht so sehr weit zurückliegt, ist es schwer, einigermaßen aussagekräftige Quellen zu den Lebensspannen der Menschen zu finden. Die verfügbaren Daten für die publizierten Auswertungen sind nach Aussage der Autoren teils einfach zu schlecht. Relativ gute Daten gibt es für die oberen und obersten Schichten der Gesellschaft. Für die unteren Schichten gibt es sehr häufig keine oder nur sehr wenige und wenig sichere Aufzeichnungen. Dies macht es den Auswertenden schwer, zuverlässige und aussagekräftige Ergebnisse und Interpretationen zu entwickeln.

      Sagen lässt sich wohl, dass zum Einen die Streuung der erreichten Lebensalter der Menschen im Mittelalter extrem groß ist und zum Anderen auch damals schon Menschen Lebensalter jenseits der 70 bis 80 Jahre durchaus erreicht haben. Die große Streuung drückt nichts anderes aus, als: Menschen sind damals in allen Lebensphasen sehr häufig gestorben. Dies ist den sehr verschiedenen Lebensumständen der Menschen und den verfügbaren medizinischen Mitteln geschuldet.

      Die Kindersterblichkeit war im Mittelalter enorm hoch. Man nimmt an, dass 10 bis 20% der Kinder bereits im ersten Jahr gestorben sind. In armen Gegenden von Europa kann dies noch höher gewesen sein, in Regionen mit einem höheren Lebensstandard auch niedriger. Bis zu 40% der Kinder starben vor Erreichen der Pubertät.

      Aber auch wer diese Lebensphase überstanden hatte, war aber noch nicht über den Berg. Schlechte Ernährung und Hunger, generelle schlechte medizinische Versorgung, schlechte medizinische Kenntnisse zur Behandlung von Krankheiten, schlechte bis keine Kenntnisse zur Hygiene, schlechte und harte Arbeitsbedingungen, schlechte Wohnsituationen, hohe Unfallhäufigkeit in Arbeit und im allgemeinen Leben, Gewalt im Alltag, Kriege und Epidemien haben die Menschen in allen Altern aus dem Leben geholt. Je niedriger der Stand der Menschen in der Gesellschaft war, desto mehr mussten sie unter den obigen Todesursachen leiden. Menschen in hohem Stand mit guter Ernährung, gutem Lebensstandard, guter Wohnsituation und guten physischen Grundlagen konnten aber auch damals schon durchaus 70 und bis zu über 80 Jahre alt werden.

      Wenn man in der Zeit noch weiter zurück geht, zum Beispiel in die römische Zeit, wird die Datenbasis nicht besser, obwohl die Römer gerne alles aufgezeichnet haben. Auch für die Römer gilt, Menschen in hohem Stand sind relativ gut dokumentiert, Menschen in niedrigem Stand sind eher schlecht


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