Die Geschichte von der 1002. Nacht. Йозеф Рот

Die Geschichte von der 1002. Nacht - Йозеф Рот


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Die Geschichte von der 1002. Nacht

      Die Geschichte von der 1002. Nacht

      © Joseph Roth 1939

      Umschlaggestaltung unter Verwendung von Bildmaterial von Pixabay

      © Lunata Berlin 2019

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Kapitel 24

       Kapitel 25

       Kapitel 26

       Kapitel 27

       Kapitel 28

       Kapitel 29

       Kapitel 30

       Kapitel 31

       Kapitel 32

       Kapitel 33

       Kapitel 34

       Über den Autor

      1

      Im Frühling des Jahres 18 .. begann der Schah-in-Schah, der heilige, erhabene und große Monarch, der unumschränkte Herrscher und Kaiser aller Staaten von Persien, ein Unbehagen zu fühlen, wie er es noch niemals gekannt hatte.

      Die berühmtesten Ärzte seines Reichs konnten seine Krankheit nicht erklären. Der Schah-in-Schah war aufs höchste beunruhigt. In einer schlaflosen Nacht ließ er den Obereunuchen Patominos kommen, der ein Weiser war und der die Welt kannte, obwohl er den Hof nie verlassen hatte. Zu diesem sprach er so:

      »Ich bin krank, Freund Patominos. Ich fürchte, ich bin sehr krank. Der Arzt sagt, ich sei gesund, aber ich glaube ihm nicht. Glaubst du ihm, Patominos?«

      »Nein, ich glaube ihm auch nicht!«, sagte Patominos.

      »Glaubst du also auch, daß ich schwer krank bin?«, fragte der Schah.

      »Schwer krank – nein – das glaube ich nicht!«, erwiderte Patominos. »Aber krank! Krank jedenfalls, Herr! Es gibt, Herr, viele Krankheiten. Die Doktoren sehen sie nicht, weil sie darauf abgerichtet sind, nur die Krankheiten der körperlichen Organe zu beachten. Was aber nutzt dem Menschen ein gesunder Leib mit gesunden Organen, wenn seine Seele Sehnsucht hat?«

      »Woher weißt du, daß ich Sehnsucht habe?«

      »Ich erlaube mir, es zu ahnen.«

      »Und wonach sehne ich mich?«

      »Das ist eine Sache«, erwiderte Patominos, »über die ich eine Weile nachdenken müßte.«

      Der Eunuch Patominos tat so, als dächte er nach, dann sagte er:

      »Herr, Eure Sehnsucht zielt nach exotischen Ländern, nach den Ländern Europas zum Beispiel.«

      »Eine lange Reise?«

      »Eine kurze Reise, Herr! Kurze Reisen bringen mehr Freude als lange. Lange Reisen machen krank.«

      »Und wohin?«

      »Herr«, sagte der Eunuch, »es gibt vielerlei Länder in Europa. Es hängt alles davon ab, was man eigentlich in diesen Ländern sucht.«

      »Und was glaubst du, daß ich suchen müßte, Patominos?«

      »Herr«, sagte der Eunuch, »ein so elender Mensch wie ich weiß nicht, was ein großer Herrscher suchen könnte.«

      »Patominos«, sagte der Schah, »du weißt, daß ich schon wochenlang keine Frau mehr angerührt habe.«

      »Ich weiß es, Herr«, erwiderte Patominos.

      »Und du glaubst, Patominos, das sei gesund?«

      »Herr«, sagte der Eunuch und erhob sich dabei ein wenig aus seiner gebückten Stellung, »man muß sagen, daß Menschen meiner besonderen Art nicht viel von derlei Dingen verstehen.«

      »Ihr seid zu beneiden.«

      »Ja«, erwiderte der Eunuch und richtete sich zu seiner ganzen fülligen Größe auf. »Die anderen Männer bedaure ich von ganzem Herzen.«

      »Warum bedauerst du uns, Patominos?«, fragte der Fürst.

      »Aus vielen Gründen«, antwortete der Eunuch, »besonders aber deshalb, weil die


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