Das Geheimnis der alten Mamsell. Eugenie Marlitt

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       Das Geheimnis der alten Mamsell

       Eugenie Marlitt

       Eugenie Marlitt

      Inhaltsverzeichnis

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Kapitel 24

       Kapitel 25

       Kapitel 26

       Kapitel 27

       Kapitel 28

       Impressum

      Kapitel 1

      »Na, jetzt sag mir nur um Gotteswillen, wo willst du eigentlich hin, Hellwig?«

      »Direkt nach X., wenn du erlaubst!« klang es halb trotzig, halb spöttisch zurück.

      »Aber dahin geht es doch in seinem ganzen Leben nicht über eine Anhöhe! ... Du bist nicht gescheit, Hellwig ... Heda, ich will aussteigen! Ich habe durchaus keine Lust, mich umwerfen zu lassen und meine heilen Knochen einzubüßen – wirst du wohl halten?«

      »Umwerfen? Ich? ... I, das wäre doch das erste Mal in meinem Leben« – wollte er vermutlich sagen, aber ein entsetzlicher Krach erfolgte, und mit demselben verstummten die Lippen des Sprechenden wie die eines Toten. Das Schnauben und Stampfen eines Pferdes wurde für einen Augenblick hörbar; dann stand das Tier auf seinen vier Hufen und jagte wie rasend querfeldein.

      »Na, da haben wir die Bescherung!« brummte endlich der erste Sprecher, indem er sich auf dem nassen, frisch gepflügten Ackerfelde aufsetzte. »He, Hellwig, Böhm, seid ihr noch am Leben?«

      »Ja,« rief Hellwig nicht weit von ihm und tastete suchend auf den triefenden Erdschollen nach seiner Perücke. Alles Selbstvertrauen, aller Spott waren wie weggeblasen von dieser schwachen Stimme. Auch das dritte Opfer versuchte es zunächst mit einer Bewegung auf allen vieren, wobei es entsetzlich fluchte und stöhnte; denn seine gewaltige Korpulenz fühlte sich unwiderstehlich zur Mutter Erde hingezogen. Endlich war die edle Stellung, die den Menschen als die bevorzugteste Kreatur in Gottes weiter Schöpfung kennzeichnet, wiedergewonnen; die drei Gefallenen standen auf ihren Füßen und besannen sich, was eigentlich geschehen sei, und was nun geschehen müsse.

      Fürs erste lag die kleine Chaise, in welcher die drei Herren heute morgen ihr Vaterstädtchen X. verlassen hatten, um zu jagen, umgestürzt neben der unglückseligen Anhöhe und zeigte dem Himmel ihre vier Räder, wie die drei tastend bemerkten; der Hufschlag des entfliehenden Rappen war längst verhallt, und eine stockfinstere Nacht bedeckte die traurigen Folgen des Hellwigschen Selbstvertrauens.

      »Na, hier übernachten können wir nicht – das steht fest. Machen wir, daß wir fortkommen!« mahnte endlich Hellwig mit ermutigter Stimme.

      »Ja, nun kommandiere auch noch!« grollte der Dicke, indem er sich heimlich überzeugte, daß nicht eine seiner Rippen, sondern die Scherben seines schönen Pfeifenkopfes das beängstigende, knirschende Geräusch an seiner Herzwand verursachten. »Kommandiere auch noch, das steht dir gut an, nachdem du um ein Haar in deinem schandbaren Leichtsinn zwei Familienväter gemordet hättest ... Uebernachten will ich freilich nicht in dieser Löwengrube; aber nun siehe du auch, wie du Rat schaffst ... Nicht zehn Pferde bringen mich ohne Licht von dieser Stelle! Ich versinke zwar im Ackerschlamme, und von da drüben her kommt eine Luft, die mir für ein halbes Jahr meinen Rheumatismus in die Knochen jagt – da drein ergebe ich mich, du magst es verantworten, Hellwig! Aber ich werde nicht so verrückt sein, mir mutwillig in den tausend Löchern und Gräben, die diese gesegnete Gegend aufzuweisen hat, Arme und Beine zu brechen oder die Augen einzuschlagen.«

      »Sei kein Narr, Doktor,« sagte der dritte. »Du kannst nicht wie ein Meilenzeiger abwechselnd auf einem Beine hier stehen und abwarten, bis Hellwig und ich in die Stadt tappen und Hilfe holen. Ich hatte längst gemerkt, daß dieser ausgezeichnete Rosselenker zu viel nach links fuhr. Wir gehen jetzt schnurstracks über den Acker nach rechts und kommen an den Fahrweg, dafür stehe ich ein. Und nun komm und mache keine Flausen; denk an Weib und Kind, die vielleicht jetzt schon jammern und schreien, weil du bei der Abendsuppe fehlst.«

      Der Dicke brummte etwas von »heilloser Wirtschaft« in den Bart; aber er verließ seinen Posten und tappte mit den anderen vorwärts. Das war ein schreckliches Stück Arbeit! Faustdick hingen sich Erdsohlen an die Jagdstiefeln, und hier und da sank ein unsicher tappender Fuß mit aller Vehemenz in eine Pfütze, deren alterierter Wasserspiegel sich sofort in Fontänenform über die Köpfe und Flausröcke der drei Unglücklichen ergoß. Sie erreichten aber doch ohne ernstlichen Unfall den Fahrweg, und nun wurde tapfer und wohlgemut drauf losgeschritten. Selbst der Doktor gewann allmählich seine gute Laune wieder; er brummte mit einem fürchterlichen


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