Der Lehrer will sie alle!. Susanna Egli

Der Lehrer will sie alle! - Susanna Egli


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      Die Mädchen, uns Jungen altersmäßig und von ihrer Reife her noch näher als den verheirateten Frauen, liefen herumtollend um die Gruppe der älteren Wäscherinnen, als hätten sie ihre Nacktheit völlig vergessen, und wir vier Jungen in unserem Versteck verfolgten erregt das Auf- und Niederwippen ihrer jungen Brüste.

      Dr. Fouqué sah verstohlen auf seine Uhr. Mehr als die Einleitung zu seiner Erzählung hatte er heute nicht preisgeben wollen, und er beschloss, jetzt abzubrechen.

      Im letzten Teil seiner Geschichte hatte er immer wieder unauffällig die Gesichter seiner Zuhörer und besonders seiner Zuhörerinnen gemustert. Er hatte ganz bewusst ein paarmal sehr derbe Ausdrücke gewählt.

      Er hatte sehr genau verfolgt, wie die beiden Mädchen seiner Wahl die vorlaute kleine Carolin und Emilia, eine stilles, gutgewachsenes Mädchen —auf die ordinären Worte reagiert hatten.

      Carolin, schien es, war wohl ein paarmal in Versuchung, eine Bemerkung in seine Erzählung einfließen zu lassen, aber sie beschloss schließlich doch, still zu bleiben, und hörte mit gesenktem Kopf ihrem Lehrer zu.

      Emilia hatte den Blicken des Lehrers gelassen standgehalten, und erst, als Louis von den körperlichen Einzelheiten der Mädchen und Frauen gesprochen hatte, senkte auch sie den Blick. Er verfolgte, wie sie bei seinen ordinären Ausdrücken zusammenzuckte.

      Louis, selbst nicht gerade großgewachsen, fühlte sich körperlich eher von der kleinen Carolin angezogen, und er beschloss, sich zuerst ihr zuzuwenden.

      Der Lehrer machte eine Pause, und es schien, als bemühe er sich, wieder in seine normale Rolle zurückzufinden.

      „So, genug für heute“, meinte er schließlich. „Wir sehen uns morgen wieder.“

      Die acht Jungen und Mädchen seines Geschichtskurses erhoben sich und befreiten sich langsam von der Spannung und Erregung, die der Vortrag in ihnen hervorgerufen hatte.

      Sie waren alle Studenten, manche noch ganz am Anfang ihres Studiums, zwei von ihnen schon knapp unter dreißig, also gerade so alt wie ihr Lehrer. Sie alle waren in der Hoffnung zur Université de Toulouse gekommen, um die fehlenden Lücken ihrer Geschichtskenntnisse schließen zu können. Hierfür bot die Universität einen Sonderkurs während der Semesterferien an, der von Dr. Louis Fouqué geleitet wurde.

      Louis drängte sich an den Jungen und Mädchen vorbei, in der Absicht, die kleine Carolin anzusprechen. Aber es schien, als sei ihm jemand zuvorgekommen. Louis hörte verärgert, wie das blonde Mädchen mit Manuel sprach und offensichtlich mit diesem einig wurde, in eine Kneipe in der Altstadt von Toulouse zu gehen.

      Louis hatte Mühe, sich seine Wut nicht anmerken zu lassen. Er drehte sich suchend nach Emilia, seiner „zweiten Wahl“, um und zuckte zusammen, weil sie unmittelbar hinter ihm stand und zum Ausgang des Seminarraumes drängte.

      Wieder wurde ihm bewusst, dass ihn das Mädchen um einige Zentimeter überragte. Natürlich müsste es ein Genuss sein, mit diesem großen Mädchen im Bett zu sein und zu fühlen, wie sich ihre langen, schlanken Schenkel um seinen auf ihr liegenden Körper schlangen.

      Aber einstweilen war es noch nicht soweit. Die Vorstellung, dass er wohl erst einmal mit dem Mädchen ausgehen müsse und sich mit ihr der Öffentlichkeit zeigen müsse, nahm Louis den Mut.

      Er murmelte nur verlegen: „Au revoir. Bis morgen“, und wandte sich dann wieder um und verließ seine Schüler.

      Er war unzufrieden, verärgert über sich selbst, über Carolin und Manuel, und sogar darüber, dass Emilia so großgewachsen war.

      2

      Carolin und Manuel verabredeten sich für die Zeit nach dem Abendessen in dem Studentenwohnheim, das alle Teilnehmer des Geschichtskurses bewohnten, während die regulären Studenten der Universität zu diesem Zeitpunkt noch in den Semesterferien zu Hause bei ihren Familien waren.

      Während der Semesterferien gab sich die Verwaltung der Studentenwohnheime liberaler, als sie es sonst und in Wirklichkeit war: Waren sonst die Studierenden streng nach Geschlechtern untergebracht, so hatte man die aus dem ganzen Land angereisten Ferienkurs-Studenten, Männer und Mädchen, in einem Wohnheim untergebracht, das sonst ausschließlich den Studentinnen der Universität vorbehalten war, von denen nur einige wenige auch während der Semesterferien anwesend waren.

      Das Risiko, die Gaststudenten in einem Heim der männlichen Studierenden unterzubringen, hatte niemand von der Verwaltung eingehen wollen.

      Carolin hatte Manuel darauf hingewiesen, dass sie sich noch etwas zurechtmachen wolle. Der junge Mann wusste, welches das Zimmer von Carolin war, das diese mit Leonie, einem Mädchen, das ebenfalls im gleichen Kurs war wie sie beide, teilte.

      Manuel war längst fertig und schlenderte auf dem Gang des Wohnheims herum, als Carolin mit Waschzeug und Handtuch erschien und ihn verlegen anlächelte.

      „Einen kleinen Moment nur —ich bin gleich fertig, ja?“

      Manuel nickte freundlich und geduldig. Er wusste, dass er nicht zu den attraktivsten Vertretern des männlichen Geschlechts gehörte, und war ohnehin noch immer überrascht, dass die hübsche Carolin auf seine Einladung ein-gegangen war.

      Ob sie denn ein Mädchen war, das gleich alles mit sich machen ließ?

      Eigentlich hatte Manuel nicht diesen Eindruck von ihr gehabt, zumal die Kleine mit ihren achtzehn Jahren nicht so sehr viel Erfahrung haben konnte. Aber was hatte das nun wieder zu bedeuten, dass sie ihm mit Waschzeug und Handtuch entgegengetreten war — als wolle sie ihn informieren, dass sie jetzt duschen würde?

      Manuels Vorstellungen begannen sich etwas zu verwirren, weil er jetzt unablässig daran denken musste, dass in diesem Augenblick das Mädchen sich entkleiden würde, dass sie sich unter die Dusche stellen und ihren zierlichen, schlanken Körper reinigen würde.

      Irgendwie fiel Manuel wieder die begonnene Erzählung der Wäscherinnen von Hèches ein. Er ging unruhig auf und ab, wusste, wo das blonde Mädchen duschte.

      Es wäre nicht einmal schlimm, wenn ihn jemand dort sähe, denn schließlich benutzten die männlichen Ferienkursteilnehmer die gleichen Anlagen. Schließlich gab sich Manuel einen Ruck.

      Die Waschräume des Wohnheims lagen im Stock darüber, und Manuel ging —unnötigerweise — auf leisen Sohlen hinauf. Vor der Tür des Waschraumes hielt er inne und horchte. Es war nichts zu vernehmen. Er stieß die Tür einen Spalt auf, aber nichts deutete darauf hin, dass jemand duschte. Schließlich schob er sich vorsichtig in die Türe hinein.

      Jetzt spürte er den Dunst des warmen Wassers und den Geruch von Duschgel und Parfüm. Manuel fühlte sein Herz bis zum Hals klopfen.

      Er hatte die Wahl: Entweder, er würde sich sofort aus dem Duschraum zurückziehen, oder aber, er würde sich in eine der angrenzenden Kabinen einsperren, und von dort aus die kleine Blondine beobachten.

      Manuel tat den zweiten Schritt.

      Er orientierte sich, welche der drei Kabinen besetzt war — es war die mittlere — und schloss sich leise in die links daneben angrenzende ein.

      Er hörte das fließende Wasser der Dusche. Wollte Manuel jetzt noch etwas von ihrem reizvollen Körper sehen, dann musste er sich beeilen.

      Die Frage war, ob er von unten durch den offenen Raum, den die Trennwände der Kabinen ließen, oder von oben, über diese Wände hinweg, sich den verbotenen Einblick verschaffen sollte.

      Manuel blickte vorsichtig nach unten in die Nachbarkabine, und er sah die nackten Füße — offensichtlich eines Mädchens, von der Größe her zu schließen. Mit einer weiteren Verrenkung konnte der Bursche gerade die Knie seiner Nachbarin erkennen. Mehr war von dieser Warte her nicht auszumachen.

      Er musste es also von oben probieren. Dies allerdings war schon ein Stück schwieriger. Manuel musste die Türklinke zu Hilfe nehmen, um überhaupt heraufzukommen, und er kam sich vor wie zu seiner Schulzeit, als er an solche Akrobatik gewöhnt war.


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