Aus den letzten Jahren der Kaiserin Elisabeth. Imra Gräfin Sztaray

Aus den letzten Jahren der Kaiserin Elisabeth - Imra Gräfin Sztaray


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      Aus den letzten Jahren der Kaiserin Elisabeth

      IMRA GRÄFIN SZTARAY

      

      

      

       Aus den letzten Jahren der Kaiserin Elisabeth, I. Sztaray

       Jazzybee Verlag Jürgen Beck

       86450 Altenmünster, Loschberg 9

       Deutschland

      

       ISBN: 9783849661601

      

       www.jazzybee-verlag.de

       [email protected]

      

      

      INHALT:

       VORWORT. 1

       I. 2

       II. 22

       III. 63

       IV. 65

       V. 72

       VI. 76

       VII. 77

       VIII. 92

       IX. 95

      VORWORT.

      Die Jahre eilen. Und wie sie vorüberziehen, ist's mir, als würde der Lufthauch, den ihre rauschenden Fittiche mir zuwehen, immer kühler.

      Mich fröstelt. Der feuchte Herbst, der kalte Winter senden mir, ganz nahe schon, ihre traurigen Grüße zu. Ich muss eilen, denn auch das Leben eilt.

      Unter solchen Gedanken suchte ich die Briefe hervor, die ich an meine Mutter geschrieben, und will versuchen, sie für ein Buch der Pietät zu benützen, dessen Niederschrift ich mir in den schwersten Stunden meines Lebens angelobt habe.

      Die Briefe stammen sämtlich aus den Tagen, in denen ich im Dienste unserer erhabenen Frau, der Kaiserin und Königin Elisabeth gestanden bin; ihnen sind diese Aufzeichnungen entnommen und geleiten sie treu bis an das Grab.

      Ich weiß, dass meine Feder schwach ist, und habe dennoch das Gefühl, dass es gut war, diese Arbeit zu tun.

      Der Glückliche, dem es dereinst vergönnt sein wird, die erhabene Gestalt unserer Herrscherin in der vollen Wahrheit ihrer strahlend poetischen Erscheinung für die Nachwelt zu verewigen, mag auch diese bescheidenen Aufzeichnungen zur Hand nehmen, er wird ihnen Züge entlehnen, ohne die ihr Bild nicht vollständig wäre, er wird da Offenbarungen finden, die aus der Tiefe ihrer gesegneten Seele emporgeschwebt sind. Mir ist es ein beglückendes Bewusstsein, auf solche Weise Mitarbeiterin jenes glücklichen Künstlers zu werden und bei einer würdigen Darstellung der Gestalt unserer Kaiserin durch meine schwärmerische Liebe für sie werktätig zu sein.

      Szobräncz, 10. September 1909.

      Irma Gräfin Sztáray.

      I.

      August 1894.

      Ein Brief aus Ischl. Noch niemals brachte mir die Post eine freudigere Botschaft. Was ich nach dem Lesen dieses Briefes empfand, kann nur der ermessen, dem es zumindest einmal gegeben ward, ein stillgehegtes heißes Verlangen urplötzlich, wie auf ein Zauberwort, erfüllt zu sehen.

      Immer wieder durchlas ich den Brief und ich fühlte, dass meine Sonne den Zenit erreicht hatte.

      Hätte in diesem Augenblicke das Buch des Schicksals vor mir gelegen, es wäre mir vielleicht gar nicht eingefallen, hineinzublicken, so sehr bemächtigte sich meiner die Fülle der Gegenwart. Und doch gestaltete sich der Tag, an dem dieser Brief in mein stilles Szobränczer Heim flog, fast verhängnisvoll.

      Ich machte in heiterer Gesellschaft einen Ausflug nach dem nahegelegenen lieblichen Meerauge. Bergab fahrend, wurde mein Kleid vom Rade erfasst, das mich mit sich fortschleifte. Ich schwebte in Lebensgefahr. Glücklicherweise gelang es noch rechtzeitig, den Wagen zum Stillstande zu bringen. Mein Kleid war zerrissen, sonst kam ich mit dem bloßen Schreck davon.

      Ich stand noch ganz unter dem Eindrucke dieses Erlebnisses, als ich, zu Hause angekommen, glücklich bewegt, den Ischler Brief las. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ließ mich zu sich berufen und gleichzeitig befragen, ob ich Kraft genug in mir fühlte, um sie auf ihren für diesen Winter geplanten weiten Reisen zu begleiten. Ach, ich fühlte in diesem Augenblicke die Kraft, mit ihr bis ans Ende der Welt zu gehen!

      Was ich antwortete?

      Am nächsten Tage reiste ich nach Ischl.

      In begreiflicher Befangenheit stieg ich auf dem Ischler Perron aus, von wo mich ein Hofwagen in die kaiserliche Villa brachte. Der Hof dinierte eben. Ich begab mich daher zu Frau Ida v. Ferenczy, der Vorleserin Ihrer Majestät der Kaiserin, deren tiefinnerliches Wesen und herzlicher Empfang sehr beruhigend auf mich wirkten.

      Ist es denn auch zu verwundern, dachte ich bei mir, dass ich jetzt so überaus bewegt bin? Wie aus einem Traume erwachend, stehe ich da am ersehnten Ziele! Ihr werde ich dienen dürfen, die ich bisher nur aus der Ferne mit verehrenden Gedanken begleitete! Und da ich mich heute an ihre Seite stelle, fühle ich die ganze Bedeutung dieses Augenblickes; mein Herz pocht und meine Seele bebt. Ich kenne ja die Kaiserin gar nicht.

      Den Nachmittag verbrachte ich mit Gräfin Mikes, Hofdame Ihrer Majestät. Dankbar gedenke ich dessen, dass sie es war, die mir während der Spazierfahrt die ersten Weisungen für meinen künftigen Dienst erteilte.

      Ich erinnere mich, dass sich mir aus dieser, auch die Details erörternden gütigen Belehrung zwei charakteristische Momente sofort in die Seele prägten.

      Erstens, dass Ihre Majestät nur mit geraden, aufrichtigen Menschen sympathisiere und gerne auch ein unangenehmes Wort gestatte, wenn es nur wahr sei; weiters, dass sie mit Rücksicht auf ihre empfindlichen Nerven von ihrer Umgebung unbedingte Selbstbeherrschung und eine wohltuend wirkende Ruhe erwarte. Der ersten Bedingung glaubte ich leicht entsprechen zu können, hinsichtlich der zweiten aber vertraute ich auf Gott und gelobte mir die größte Selbstbeherrschung. Am nächsten Morgen empfing mich Gräfin Mikes mit dem Bedeuten, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach noch im Laufe des Vormittags vorgestellt werden würde, es sich daher empfehle, mich rechtzeitig bereit zu halten. Doch kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, kam schon der Befehl, wir sollten unverzüglich kommen, Ihre Majestät erwarte uns.

      So geschah es, dass ich nicht einmal mehr in meine Wohnung gehen konnte; die Gräfin half mir mit ihrer Toilette aus und ich trat in fremden Kleidern zum ersten Male vor die Kaiserin.

      Der große Augenblick war nun da.

      Pochenden Herzens stand ich mit meiner Gefährtin an der Ecke der Villa und gleich darauf erblickte ich Ihre Majestät; sie promenierte. Unter ihrem großen weißen Schirme ergoss sich das Licht auf das aufgelöst herabwallende Haar, das wie eine schimmernde Hülle ihre königliche Gestalt


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