Polizei.Wissen. Группа авторов

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       Vorwort des Herausgebers der Heftreihe „Polizei.Wissen“

      Der Arbeitstitel für das vorliegende Heft war über lange Zeit „Polizei und Laberfächer“. Es ist nur einer kollektiven Entscheidung des Herausgeberteams zu verdanken, dass es dazu nicht gekommen ist. Dieser Arbeitstitel verrät zweierlei:

      Zum einen verrät er die Frustration, die Sozial- und Geisteswissenschaftler verspüren, wenn sie ihre Relevanz für die polizeiliche Arbeit erörtern wollen und man ihnen entweder nicht zuhört oder nicht glaubt.

      Zum anderen verrät er, dass juristische Vorbildung Grundvoraussetzung für eine Karriere in einer deutschen Sicherheitsbehörde ist. Der Abschluss in orientalischen Sprachen, über den der Romanheld James Bond verfügt, würde dementsprechend in Deutschland keinen nennenswerten Aufstieg bei einem Geheimdienst gestatten. Es gehört also wohl auch zu den Distinktionsmechanismen in Behörden, bestimmte Studienabschlüsse abzuwerten, um den eigenen jeweils aufzuwerten.

      Bemerkenswert ist, dass es den Herausgeberinnen und Herausgebern des Heftes bei allem Bemühen nicht gelungen ist, irgend jemanden z.B. aus der polizeilichen Praxis zu einem Beitrag zu bewegen, der sich zuvor über „soziologisches Blabla“ und ähnliches geäußert hatte.

      So bedauerlich das ist, so schön ist es doch, das Thema in der Heftreihe „Polizei. Wissen“ behandelt zu sehen. 10.000 Zeichen stehen den Autorinnen und Autoren zur Verfügung und die werden weidlich genutzt um interessante Beiträge zu der Frage zu formulieren, was Polizei von den Sozialwissenschaften „hat“.

      Die Zugänge sind sehr unterschiedlich, doch eines zeigt sich durchgehend: dass jemand, der Sozialwissenschaften an einer polizeilichen Institution lehren oder einsetzen will aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt sein muss. Für die Leserinnen und Leser dieses Heftes, die ja nicht selten Sozialwissenschaften lehren, dürfte das eine Bestätigung sein. Es wäre ihnen zumindest zu wünschen.

      Jonas Grutzpalk

      Inhalt

       Vorwort der Herausgeber des aktuellen Heftes

      „Alles schwule Themen“ - Kollektive Selbstaffirmationen im Feld Polizei (M. Herrnkind, M. Schöne)

      Polizeiausbildung durch und mit Sozialwissenschaft. Einige erfahrungsbasierte Reflektionen und Überlegungen (H. Dosdal)

      Schlusslicht Soziologie. Bewertung der Studienfächer im polizeilichen Bachelorstudiengang (L. Lehmann & C Schäfer)

      Polizeiarbeit als Alltags-Soziologie? Warum Polizisten mehr über Soziologie wissen sollten (N. Zurawski)

      Sind Polizisten bewaffnete Soziologen? (J. Grutzpalk)

      Polizeimuseen – (Heimliche) Einflüsse der Sozial- und Gesellschaftswissenschaften? (P. Schütte)

      Politische Bildung in der polizeilichen Ausbildung: „Labern“ + „Labeln“ = „Politisch bilden“? (P. Kuschwewski)

      Sonderfall Kriminologie in der polizeilichen Ausbildung – eine „polizeispezifische Sozialwissenschaft“? (D. Pollich)

      Und danach? Was von der soziologischen Lehre im Beruf übrig bleibt (J. Grutzpalk)

      Kriminalistische Praxis meets Sozialwissenschaften. Zum Potenzial sozialwissenschaftlicher Methodik für die Kriminalistik (M. Stewens & D. Pollich)

      Erwartungen an Soziologie in der Polizeiausbildung (H. Limburg)

      Vorwort der Herausgeber des aktuellen Heftes

      Die Initiative Polizei in der Wissenschaft hat sich auf Basis der Beobachtung zusammengefunden, dass eine neutrale, unvoreingenommene Beschäftigung mit der Polizei in den Sozialwissenschaften in Deutschland nach wie vor selten praktiziert wird. s spannende und facettenreiche Forschungsbereich Polizei immer noch randständig behandelt. Die Mitglieder der Initiative, deren fachlicher Hintergrund sozial-, geschichts-, politikwissenschaftlich und kriminologisch geprägt ist, haben vor diesem Hintergrund bereits eine kritische Standortbestimmung verschiedener Disziplinen in Bezug auf die wissenschaftliche Betrachtung der Polizei verfasst.

       „Es stellt sich die Frage nach der polizeilichen Offenheit gegenüber akademischer Sozialwissenschaft auch jenseits eines ‚Anwendungsimperativs’.“

      Fast unmittelbar stellt sich sodann die Anschlussfrage nach der Grundvoraussetzung einer verstärkten wissenschaftlichen Akzeptanz und auch Beforschung der Polizei: die nach der polizeilichen Offenheit gegenüber akademischer Sozialwissenschaft auch jenseits eines „Anwendungsimperativs“. Diese schlägt sich einerseits sehr unmittelbar in Feldzugängen nieder, andererseits auch in einem Interesse an und Akzeptanz von Forschungsergebnissen, die durch einen Blick „von außen“ auf die eigene Institution entstanden sind.

      Eine Facette der künftigen Entwicklung der Akzeptanz von Wissenschaft in der Polizei ist dabei sicherlich die Haltung derjenigen, die neu in die Institution kommen und deren Gesicht in den nächsten Jahrzehnten prägen werden: der polizeiliche Nachwuchs, die Kommissaranwärterinnen und -anwärter an den polizeilichen Hochschulen. Bei der Vermittlung sozialwissenschaftlicher Inhalte an diese Zielgruppe setzen die unterschiedlichen Perspektiven dieses Heftes an.

      Polizeigeschichte, Politikwissenschaften, Ethik, Psychologie und Soziologie werden in der polizeilichen Ausbildung durchaus bereits seit langem studiert. Um ihr Ansehen ist es dabei allerdings nicht immer gut bestellt. Studierende und manche Polizeipraktiker bezeichnen sie als „weiche“, „rosa“, oder als „Nebenfächer“ – nicht selten fallen sie auch unter die Kategorie „Laberfächer“, d.h. man unterstellt diesen Disziplinen, dass es ihnen lediglich um die Produktion heißer Luft gehe, nicht aber um griffige Inhalte.

       „Man unterstellt diesen Disziplinen, dass es ihnen lediglich um die Produktion heißer Luft gehe, nicht aber um griffige Inhalte.“

      Gemessen an dieser Kritik halten sich die Fächer hartnäckig und werden nie vollends aus den Kurrikula der polizeilichen Ausbildung gestrichen. Das ruft mehrere Fragen auf den Plan: Was wird in den Fächern eigentlich gelehrt? Welche Erwartungen knüpfen sich an die Lehre von sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern in der Polizeiausbildung? Welche Inhalte werden mit in die Praxis genommen und dort in polizeiliches Handeln übersetzt? Wie sieht die Lehre aus, sowohl aus Perspektive der Lehrenden wie der Lernenden? Was würden Fachgelehrte für die polizeiliche Ausbildung als wichtig erachten? Diese und ähnliche Fragen will das aktuelle Heft der Reihe „Polizei.Wissen“ angehen. Nicht zuletzt soll damit ergründet werden, inwiefern sich sozialwissenschaftliche Inhalte und eine Akzeptanz für wissenschaftliche Denkweisen nachhaltig in der künftigen Polizei etablieren können und sollten.


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