Beobachtungen über Oesterreichs Aufklärung und Litteratur. Aloys Blumauer
des größeren Theiles den kleineren mitansteckt. Den Schriftsteller liest jeder allein, und der Leser sieht keine Mitgerührten um sich, die seine Empfindung unterstützen oder heben könnten. Der Redner kann fortreissen, wo er will, und zurückhalten, wo es ihm beliebt, den Lauf des Schriftstellers kann jede Kleinigkeit hemmen, und seine Ruhepunkte werden mit einem Blick übersprungen. Das Publikum des Redners ist gleichartiger, es ist ihm mehr bekannt, um auf selbes zu wirken. Das Publikum des Schriftstellers ist die Welt, unendlich mannigfaltig an Denkart und Empfindungsvermögen, er kennt seine Leser nur nach dem allgemeinen Begriffe der Menschen, und hat nur entfernte, unbestimmte Mittel, um auf sie wirken zu können. Aus dieser Vergleichung, die allerdings noch weiter geführet werden könnte, wird es einleuchtend klar, daß der Prediger von ungleich grösserem Einfluß seyn müsse, als der Schriftsteller, daß dieser nur nach und nach Proselyten machen, jener aber augenblickliche Empörungen veranlassen, und folglich gefährlicher werden könne, und daher in einem Staate eine noch weit strengere Aufsicht verdiene, als selbst der Schriftsteller.
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