Hamlet, Prinz von Dännemark. Уильям Шекспир

Hamlet, Prinz von Dännemark - Уильям Шекспир


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Mein Oheim?

      Geist. Ja, dieser ehrlose blutschändrische Unmensch verführte durch die Zauberey seines Wizes, und durch verräthrische Geschenke (o! verflucht sey der Wiz und die Geschenke, welche die Macht haben, so zu verführen,) das Herz meiner so tugendhaft scheinenden Königin. O Hamlet, was für ein Abfall war das! Von mir, dessen Liebe, in unbeflekter Würde Hand in Hand mit dem Ehe-Gelübde gieng, so ich ihr gethan hatte – zu einem Elenden abzufallen, dessen natürliche Gaben gegen die meinigen nicht einmal in Vergleichung kamen! Allein, so wie die Tugend sich niemals verführen lassen wird, wenn das Laster gleich in himmlischer Gestalt käme, sie zu versuchen; so würde die Unzucht, und wenn sie an einen stralenden Engel angeschlossen wäre, sich nicht enthalten können, selbst in einem himmlischen Bette ihre heißhungrige Lust an Luder-Fleisch zu büssen. Doch sachte! Mich däucht, ich wittre die Morgen-Luft – Ich muß kurz seyn. Ich lag, wie es nachmittags immer meine Gewohnheit war, unter einer Sommer-Laube in meinem Garten, und schlief unbesorgt, als dein Oheim sich ingeheim mit einer Phiole voll Gift herbeyschlich, welches eine so gewaltsame Wirkung thut, daß es schnell wie Queksilber alle Adern durchdringt, und das sonst flüssige und gesunde Blut gerinnen macht, wie Milch wenn etwas Saures darein gegossen wird; dieses Gift schüttete er mir in die Ohren, und es wirkte so gut, daß es mir eine plözliche Schwindeflechte verursachte, die meinen ganzen Leib mit einem ekelhaften Aussaz überzog, und in einem Augenblik in ein gräßliches Scheusal verwandelte. Solchergestalt wurde ich dann schlafend, durch die Hand eines Bruders, auf einmal des Lebens, der Krone und meiner Königin beraubt; mitten in meinen Sünden weggerissen, ohne Vorbereitung, ohne Sacrament, ohne Fürbitte; eh ich meine Rechnung gemacht, mit allen meinen Vergehungen beladen, zur Rechenschaft fortgeschikt. O, es ist entsezlich, entsezlich, höchst entsezlich! Wenn du einen Bluts-Tropfen von mir in deinen Adern hast, so duld' es nicht; laß das Königliche Bette von Dännemark nicht zu einem Tummel-Plaz der Üppigkeit und blutschändrischer Unzucht gemacht werden. Doch, so strenge du auch immer diese Greuel-That rächen magst, so befleke deine Seele nicht mit einem blutigen Gedanken gegen deine Mutter; überlaß sie dem Himmel und dem nagenden Wurm, der in ihrem Busen wühlet. Lebe wohl! Der Feuer-Wurm kündigt den herannahenden Morgen an, und beginnt sein unwesentliches Feuer auszustralen. Adieu, adieu, adieu – Gedenke meiner, Sohn!

      (Er verschwindet.)

      Hamlet. O du ganzes Heer des Himmels! O Erde! Und was noch mehr? – Soll ich auch noch die Hölle aufruffen? – O Fy, halte dich, mein Herz! Und ihr, meine Nerven, werdet nicht plözlich alt, sondern traget mich aufrecht – Deiner gedenken? Ja, du armer unglüklicher Geist, so lange das Gedächtniß in diesem betäubten Rund

      (er schlägt an seinen Kopf)

      seinen Siz behalten wird! – Deiner gedenken? Ja, ja, ich will sie alle von der Tafel meines Gedächtnisses wegwischen, alle diese alltägliche läppische Erinnerungen, alles was ich in Büchern gelesen habe, alle andern Ideen und Eindrüke, welche Jugend und Beobachtung darinn eingezeichnet haben; ich will sie auslöschen, und dein Befehl allein, unvermischt mit geringerer Materie, soll den ganzen Raum meines Gehirns ausfüllen. Ja, beym Himmel! – O! abscheuliches Weib! O Bösewicht, Bösewicht, lächelnder verdammter Bösewicht! – Meine Schreib-Tafel – ich will es niederschreiben – daß einer lächeln und immer lächeln, und doch ein Bösewicht seyn kan – wenigstens weiß ich nun, daß es in Dännemark so seyn kan —

      (Er schreibt.)

      So, Oheim, da steht ihr; izt zu meinem Wortzeichen; es ist: Adieu, adieu, gedenke meiner: Ich hab' es beschworen —

      Neunte Scene

      (Horatio und Marcellus treten auf.)

      Horatio.

      Gnädiger Herr, Gnädiger Herr —

      Marcellus.

      Prinz Hamlet —

      Horatio.

      Der Himmel schüze ihn!

      Marcellus.

      Amen!

      Horatio.

      Holla, ho! ho! Gnädiger Herr —

      Hamlet.

      Hillo, ho, ho; Junge; komm, Vogel, komm —

      Marcellus. Horatio.

      Wie geht es, Gnädiger Herr? Was habt ihr Neues gehört?

      Hamlet.

      O, Wunderdinge!

      Horatio.

      Entdekt sie uns, Gnädiger Herr.

      Hamlet.

      Nein, ihr würdet es ausbringen.

      Horatio.

      Ich nicht, Gnädiger Herr, beym Himmel!

      Marcellus.

      Ich auch nicht, Gnädiger Herr.

      Hamlet. Nun, sagt mir denn einmal, könnte sich ein Mensch zu Sinne kommen lassen – Aber wollt ihr schweigen?

      Beyde.

      Ja, beym Himmel, Gnädiger Herr.

      Hamlet. Es wohnt nirgends im ganzen Dännemark kein Bösewicht, der nicht ein ausgemachter Schurke ist.

      Horatio. Es braucht keinen Geist, Gnädiger Herr, der aus seinem Grabe aufstehe, uns das zu sagen.

      Hamlet. Richtig, so ist's; ihr habt recht; und also ohne weitere Umstände, hielt ich für rathsam, daß wir einander die Hände geben und scheiden; ihr, wohin euch eure Geschäfte und Absichten weisen, (denn jedermann hat seine Geschäfte und Absichten, wie es geht) und was mich selbst betrift, ich will beten gehen.

      Horatio.

      Gnädiger Herr, das sind nichts als wunderliche und schnurrende Reden.

      Hamlet.

      Es ist mir leid, daß sie euch beleidigen, herzlich leid; in der That, herzlich.

      Horatio.

      Die Rede ist von keiner Beleidigung, Gnädiger Herr.

      Hamlet. Ja, bey Sanct Patriz! Die Rede ist hier von einer Beleidigung, Gnädiger Herr, und von einer schweren, das glaubt mir. Was diese Erscheinung hier betrift – Es ist ein ehrlicher Geist, das kan ich euch sagen: Aber euer Verlangen zu wissen was zwischen uns vorgegangen ist, das übermeistert so gut ihr könnet. Und nun, meine guten Freunde, wenn wir Freunde, Schul- und Spieß-Gesellen sind, so gewährt mir eine einzige arme Bitte.

      Horatio.

      Was ist es, Gnädiger Herr?

      Hamlet.

      Saget niemanden nichts von dem, was ihr heute Nacht gesehen habt.

      Beyde.

      Wir versprechen es Euer Gnaden.

      Hamlet.

      Das ist nicht genug, ihr müßt mir's zuschwören.

      Horatio.

      Auf meine Treu, Gnädiger Herr, ich will nichts sagen.

      Marcellus.

      Ich auch nicht, Gnädiger Herr, bey meiner Treue.

      Hamlet.

      Schwört auf mein Schwerdt.

      Marcellus.

      Wir haben ja schon geschworen, Gnädiger Herr.

      Hamlet.

      Auf mein Schwerdt sollt ihr schwören, in der That.

      Der Geist (ruft hinter der Bühne:)

      Schwört.

      Hamlet. Ha, ha, Junge, sagst du das? Bist du noch da? – Kommt, kommt, ihr hört ja was der Bursche dahinten sagt – Schwört!

      Horatio.

      Was sollen wir dann beschwören, Gnädiger Herr?

      Hamlet.

      Daß ihr niemals von dem was ihr gesehen habet, reden wollt.

      Schwört bey meinem Schwerdt.1

      Geist Schwört!

      Hamlet.

      Hier


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<p>1</p>

Eine Anspielung auf die Gewohnheit der alten Dähnen, auf ihr Schwerdt zu schwören, wenn sie den feyrlichsten Eid thun wollten.

Sehet den Bartholinus, (de Causis contemp. mort. apud Dan.) Warburton.