Leben und Tod des Königs Johann. Уильям Шекспир

Leben und Tod des Königs Johann - Уильям Шекспир


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eben und Tod des Königs Johann

      Personen

      König Johann von England.

      Prinz Heinrich, sein Sohn und Nachfolger.

      Arthur, Herzog von Bretagne, Neffe des Königs.

      Hubert, Vertrauter des Königs.

      Pembrok, Essex, Salisbury und Bigot, Englische Lords.

      Faulconbridge, nachmals Sir Richard Plantagenet, unehlicher Sohn König Richards des Ersten.

      Robert Faulconbridge, vermeynter Bruder des Bastards.

      Jacob Gurney, Diener der Lady Faulconbridge.

      Peter von Pomfret, ein Prophet.

      Philipp, König von Frankreich.

      Ludwig, der Dauphin.

      Der Herzog von Östreich.

      Cardinal Pandolpho, des Pabsts Legat.

      Melun, ein Französischer vom Adel.

      Chatilion, Französischer Gesandter bey König Johann.

      Elinor, Königin-Mutter von England.

      Constantia, Arthurs Mutter.

      Blanca, Tochter Königs Alphonso von Castilien, und Nichte des Königs Johann.

      Lady Faulconbridge, Mutter des Bastard und des Robert Faulconbridge.

      Bürger von Angiers, Herolde, Nachrichter, Boten, Soldaten und andre stumme Personen.

      Der Schauplaz, zuweilen in England, zuweilen in Frankreich.

      Erster Aufzug

      Erste Scene

      (Der Engländische Hof.)

      (König Johann, die Königin Elinor, Pembroke, Essex und Salisbüry mit Chatilion treten auf.)

      König Johann.

      Wohlan, saget Chatilion, was will Frankreich von uns?

      Chatilion. So spricht, nächst seinem Gruß der König von Frankreich, durch mich, mit der Majestät, der geborgten Majestät von England hier —

      Elinor.

      Ein ausserordentlicher Eingang; geborgte Majestät!

      König Johann.

      Seyd ruhig, meine werthe Mutter; hört die Gesandtschaft.

      Chatilion. Philipp von Frankreich nimmt im Namen und in Kraft des Rechts von deines verstorbnen Bruders1 Gottfried Sohn, Arthur's Plantagenet, rechtmäßigen Anspruch an diese schöne Insel, an Irrland, Poitiers, Anjou, Touraine und Maine, und begehrt von dir, daß du das Schwerdt niederlegest, das einer unrechtmäßigen Herrschaft über diese verschiednen Titel sich anmasset, und solches dem jungen Arthur einhändigest, deinem Neffen und rechtmäßigen souverainen König.

      König Johann.

      Und was folget, wenn wir uns dessen weigern?

      Chatilion.

      Der stolze Widerspruch eines blutigen Kriegs, dir mit Gewalt die Rechte abzudrängen, die du gewaltthätiger Weise vorenthältst.

      König Johann.

      Hier haben wir Krieg um Krieg, Blut um Blut und Wiederspruch um Wiederspruch; antwortet das dem König von Frankreich.

      Chatilion. So nimm dann die Kriegs-Erklärung meines Königs aus meinem Munde, den lezten Auftrag meiner Gesandtschaft.

      König Johann. Bring ihm die meinige zurük, und so scheid' im Frieden; denn eh du berichtet haben kanst, daß ich kommen werde, soll Frankreich den Donner meiner Canonen hören.2 Hinweg dann; sey du die Trompete unsers Zorns, und das plözliche Vorzeichen euers Untergangs. Pembrok, sorget dafür, daß er mit einem anständigen Geleit aus unserm Reich entlassen werde; lebe wohl, Chatilion.

      (Chatilion und Pembroke gehen ab.)

      Elinor. Wie nun, mein Sohn? Sagt' ich nicht immer, diese ehrgeizige Constantia werde nicht ruhen, bis sie Frankreich und alle Welt für die Ansprüche ihres Sohns in Flammen gesezt habe? Allem diesem hätte man zuvorkommen und in der Güte beylegen können, was nun der blutige und gefahrvolle Kampf zweyer Königreiche entscheiden soll.

      König Johann.

      Unser völliger Besiz, und unser Recht —

      Elinor. Wenn unser Besiz nicht kräftiger ist als unser Recht, so muß es uns beyden übel gehen; laßt euch mein Gewissen das ins Ohr sagen, da es niemand hört als der Himmel, ihr und ich.

      Essex. Gnädigster Herr, es ist hier eine Streitsache, die aus der Provinz zu Eurer Majestät Entscheidung gebracht wird, die seltsamste, die ich jemals gehört. Soll ich die Partheyen hereinführen?

      König Johann.

      Laßt sie herein kommen – Unsre Abteyen und Prioreyen sollen die Unkosten dieses Kriegs bezahlen – Wer seyd ihr?

      Zweyte Scene

      (Robert Faulconbridge und Philipp, sein Bruder, der Bastard, treten auf.)

      Philipp.

      Euer Majestät getreuer Unterthan, ein Edelmann in Northamptonshire gebohren, und wie ich behaupte, der älteste Sohn von Robert Faulconbridge, einem Kriegsmann, den die ehrenvolle Hand des Königs Richard (Coeur-de-Lion) im Felde zum Ritter geschlagen.

      König Johann (zu Robert.)

      Wer bist du?

      Robert.

      Der Sohn und Erbe von diesem nemlichen Faulconbridge.

      König Johann. Ist dieser der Ältere, und du bist der Erbe? Ihr seyd also nicht von einer Mutter, scheint es?

      Philipp. Wir sind ganz gewiß von einer Mutter, mächtiger König, das ist jedermann bekannt, und, wie ich glaube, auch von einem Vater; doch wegen der Gewißheit dieses leztern Puncts muß ich Euer Majestät an den Himmel und meine Mutter anweisen; denn davon bin ich nicht gewisser als alle andre Menschen-Kinder.

      Elinor. Hinweg mit dir, du ungesitteter Mensch! Schämst du dich nicht, deiner Mutter Ehre durch diesen Zweifel zu verwunden?

      Philipp. Auch thue ich es nicht, Gnädigste Frau; ich habe keine Ursache dazu, das ist meines Bruders Sache, das geht mich nichts an; wenn er so was beweisen kan, so bringt er mich wenigstens um schöne fünfhundert Pfund des Jahrs; der Himmel schüze meiner Mutter Ehre und mein Erbgut!

      König Johann. Ein guter runder Geselle; aber warum macht er denn einen Anspruch an dein Erbgut, wenn er der jüngere Bruder ist?

      Philipp. Ich weiß nicht warum, ausser daß er gerne meine Güter hätte; es ist wahr, er warf mir einmal vor, daß ich unehlich gezeugt sey, allein das ist eine Sache, die ich lediglich meiner Mutter überlasse; ich kan nicht wissen, ob ich ehlich oder unehlich gezeugt bin; aber das weiß ich, daß ich eben so wohl gemacht bin als er. (Sanft mögen die Gebeine ruhen, die diese Mühe für mich genommen haben!) Vergleichet unsre Gesichter, gnädigster Herr, und thut den Ausspruch. Wenn der alte Sir Robert uns beyde gemacht hat, und dieser Sohn ihm ähnlich sieht; o alter Sir Robert, so dank ich dem Himmel auf meinen Knien, daß ich dir nicht ähnlich sehe.

      König Johann.

      Ha, was für einen Pikelhäring hat uns der Himmel hier zugeschikt?

      Elinor.

      Er hat einen Zug von (Coeur de Lion's) Gesicht, und einen ähnlichen Ton der Stimme; findet ihr nicht einige Ähnlichkeiten mit meinem Sohn, in der stämmichten Gestalt dieses jungen Menschen?

      König Johann.

      Ich betrachte ihn schon lange deßwegen, und find' ihn durchaus Richard;

      (zu Robert.)

      Nun, Geselle, sage dann, was bewegt dich einen Anspruch an deines Bruders Güter zu machen?

      Philipp.

      Weil er ein halbes Gesicht hat, wie mein Vater; um dieses halben Gesichts willen möcht er gerne mein ganzes Erbgut haben; ein groschenmäßiges Halb-Gesicht,


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<p>1</p>

{ed. – * (Geoffroi Plantagenette), Sohn des Grafen von Anjou, bekam durch seine Vermählung mit König Heinrich des 1sten von England einziger Tochter und erklärten Erbin, Matthilde, ein Recht an die Crone von England, wozu sein ältester Sohn nachmals unter dem Namen Heinrichs des 2ten würklich gelangte. Heinrich der 2te vereinigte also mit der Crone von England Anjou, Poitou, Touraine und Maine, und durch seine Vermählung mit Eleonor, Erbin von Aquitanien, (die von ihrem ersten Gemahl (Louis le Jeune) von Frankreich, wegen Untreue verstossen worden,) auch das Herzogthum Aquitanien. Seinen ältesten Sohn Gottfried (von welchem hier die Rede ist), vermählte er mit Constantia, Tochter und Erbin von Conan Grafen von Bretagne; die Crone hingegen kam nach Heinrichs Tod an seinen jüngern Sohn Richard (Coeur de Lion.) Nach dessen Abgang bemeisterte sich (Johannes sine Terra), dessen Geschichte dieses Stük enthält, zum Nachtheil Arthurs, des hinterlaßnen Erben seines ältern Bruders Gottfrieds von Bretagne, der Crone, und der von Heinrich dem 2ten derselben einverleibten Französischen Besizungen; und der darüber zwischen ihm und dem König (Philippe Auguste) entstandne Krieg macht den Anfang dieses Trauerspiels.}

<p>2</p>

{ed. – ** Zu Anfang des dreizehnten Seculi nemlich.}