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– na, mit einem Worte, nach seiner Meinung gab es kein zweites solches Roß auf Gottes weitem Erdboden.

      – Unserm kleinen Tátaren funkelten die Augen, aber Petschórin thut, als ob er gar nichts merkt; ich versuche das Gespräch auf etwas anderes zu lenken; er aber, hast Du nicht gesehen, bringt es gleich wieder auf Kásbitsch’ Pferd zurück. Diese Geschichte wiederholte sich, so oft Asamat zu uns herüber kam. Nach ungefähr drei Wochen bemerkte ich, daß Asamat ganz blaß und abgezehrt aussah, wie das wohl in Romanen von der Liebe geschieht. Was Wunder auch?

      – Sehen Sie wohl, ich habe erst später die ganze Geschichte erfahren: Grigórii Alexándrowitsch hatte ihn dermaaßen aufgereizt, daß er sich hätte ins Wasser stürzen können. Einstmals nun sagte er zu ihm: „Ich sehe, Asamat, daß Dir dieses Pferd über Alles geht, und doch wird es eben so wenig Dein werden, als Du Deines Nackens ansichtig werden kannst. Nun sag’ einmal, was würdest Du wohl Dem geben, der es Dir zum Geschenk machte? . . .

      – Alles, was er nur will, antwortete Asamat.

      „In dem Falle will ich Dir’s verschaffen, nur unter einer Bedingung . . . Du schwörst mir, daß Du sie erfüllst . . .

      – Ich schwöre . . . schwöre auch Du!

      „Gut! Ich schwöre Dir zu, Du sollst das Pferd haben; nur mußt Du mir Deine Schwester Bela dagegen ausliefern. Den Karagös will ich Dir als Morgengabe liefern. Ich hoffe, der Handel ist vortheilhaft für Dich.

      – Asamat schwieg.

      „Du willst nicht? Auch gut. Ich hielt Dich für einen Mann, sehe aber, daß Du noch ein Kind bist; es ist noch zu früh für Dich zu reiten . . .

      – Asamat entbrannte . . . „Aber mein Vater?“ sagte er.

      „Sollte denn der sich niemals entfernen?“

      – Es ist auch wahr . . .“

      „Also abgemacht? . . .“

      – Abgemacht, flüsterte Asamat, bleich wie der Tod. Wann?

      „Sobald Kásbitsch wieder herkommt; er hat versprochen, ein Zehn Hammel herzutreiben; das Uebrige ist meine Sache. Sieh wohl zu, Asamat!“

      – Ja, so haben sie die Sache zu Stande gebracht . . . Die Wahrheit zu gestehen, eine recht häßliche Sache. Ich habe das auch später zu Petschórin gesagt, der antwortete mir aber, daß das wilde Tscherkessenkind sich glücklich schätzen könne, einen so netten Mann zu haben, denn nach ihren Gebräuchen ist er immerhin ihr Mann, und was Kásbitsch anginge, so wäre der ein Räuber, den man bestrafen müsse. Nun urtheilen Sie selbst, was ich ihm darauf antworten konnte? . . . Damals aber wußte ich noch nichts von ihrer Verabredung; da kommt denn einmal der Kásbitsch bei uns vor und frägt an, ob wir nicht Hammel und Meth brauchten? Ich befahl ihm, beides den nächsten Tag herzuschaffen. „Asamat!“ sagte Grigórii Alexándrowitsch, „morgen ist der Karagös in meinen Händen, bringst Du mir Bela diese Nacht nicht her, so kriegst Du das Pferd nicht zu sehen . . .“

      – Gut! sagte Asamat und sprengte im Galopp nach dem Aúle. Als der Abend gekommen war, legte Grigórii Alexándrowitsch seine Waffen an und verließ die Festung. Wie sie nun die Sache ausgeführt haben, weiß ich nicht, – aber des Nachts waren sie Beide zurückgekommen und die Schildwache hatte gesehen, daß über den Sattel Asamats ein Frauenzimmer lag, deren Hände und Füße gebunden waren, während ihr Kopf mit einem Schleier verhüllt war.

      – „Aber das Pferd?“ fragte ich den Stabskapitain.

      – Gleich, gleich. Den nächsten Tag kommt Kásbitsch des Morgens früh und brachte ein Zehn Hammel zum Verkauf. Nachdem er sein Pferd an den Plankenzaun gebunden hatte, kam er zu mir; ich traktirte ihn mit Thee, denn, wenn er schon ein Räuber war, so war er doch auch mein Gastfreund.

      Wir plauderten von diesem und jenem . . . Plötzlich sehe ich, wie Kásbitsch mit veränderten Gesichtszügen auffährt und nach dem Fenster stürzt, welches aber leider nach dem Hinterhofe führte. – „Was ist Dir denn?“ fragte ich ihn.

      – „Mein Pferd! . . . Pferd!“ sagte er, am ganzen Leibe erzitternd.

      – Wirklich hörte ich in diesem Augenblicke das Schlagen von Hufen: „Das ist wahrscheinlich irgend ein angekommener Kosak . . .“

      – Nein! „Uruß-Jaman, Jaman!“17 fing er an zu brüllen und stürzte über Hals und Kopf davon, wie ein wilder Panther. Mit zwei Sprüngen war er auf dem Hofe; an dem Thore der Festung versperrte ihm die Schildwache mit dem ausgestreckten Gewehre den Weg; er sprang darüber hinweg und fing an aus allen Kräften zu laufen . . . In der Ferne wirbelte Staub . . . Asamat sprengte auf dem feurigen Karagös dahin; mitten im Laufe riß Kásbitsch sein Gewehr aus dem Ueberzuge und feuerte los. Eine Minute stand er unbeweglich still, bis er sich überzeugt hatte daß er einen Fehlschuß gethan hatte; dann fing er an entsetzlich zu heulen, zerschlug sein Gewehr gegen die Steine, daß es in tausend Stücke flog, wälzte sich auf der Erde herum und stöhnte wie ein Bube . . . Nicht lange, so versammelte sich eine Menge Leute aus der Festung um ihn – er sah Niemanden; sie standen da herum und sprachen ein Langes und Breites und gingen endlich wieder fort; ich ließ das Geld für die Hammel neben ihn hinlegen – er rührte es aber nicht an, sondern lag mit dem Gesicht auf der Erde, wie ein Todter. Wollen Sie wohl glauben, daß er bis tief in die Nacht und die ganze Nacht hindurch so gelegen hat? Erst am andern Morgen kam er in die Festung und bat, daß man ihm den Räuber nennen wolle. Die Schildwache, die gesehen hatte, wie Asamat das Pferd abband und auf ihm davonjagte, hielt es nicht für nöthig, ihm ein Geheimniß daraus zu machen. Bei diesem Namen funkelten Kásbitsch’ Augen und er begab sich nach dem Aúle, wo Asamats Vater wohnte.

      „Wie ergings dem Vater?“

      – Ja das ist ja eben der Witz, daß Kásbitsch ihn nicht zu Hause traf; er war irgend wohin auf ein Tager Sechs verreist; wäre es denn sonst wohl Asamat gelungen, seine Schwester zu entführen?

      – Als nun der greise Vater zurückkehrte, da fand er weder Tochter noch Sohn; denn der Schlaukopf hatte wohl bedacht, daß er seinen Kopf nicht davon bringen würde, wenn er jemals dem Kásbitsch unter die Hände fiele. So war er denn seit jener Zeit verschwunden; wahrscheinlich hatte er sich zu einer Bande Abréken geschlagen, oder er hatte jenseits des Téreks oder Kúbans sein unruhiges Haupt irgendwo niedergelegt. Dort kommt man leicht genug dazu!

      – Nun muß ich gestehen, daß auch mich die Sache etwas anging. So wie ich erst erfahren hatte, daß die Tscherkessin bei Grigórii Alexándrowitsch war, legte ich meine Epauletten an, steckte den Degen ein und begab mich zu ihm.

      – Er lag im Vorderzimmer auf dem Bette, die eine Hand unter dem Nacken geschlagen und mit der andern die ausgegangene Pfeife haltend; die Thüre nach dem zweiten Zimmer war verschlossen und der Schlüssel abgezogen. Ich bemerkte dies Alles im Nu . . . Ich fing an mich zu räuspern und mit den Absätzen an der Schwelle zu scharren – er that aber, als hörte er nichts.

      – „Herr Lieutenant!“ sagte ich so streng wie möglich, „sehen Sie denn nicht, daß ich zu Ihnen gekommen bin?“

      „Ach, guten Tag, Maksim Maksimitsch! Ist Ihnen eine Pfeife gefällig?“ antwortete er, ohne auch nur aufzustehen.

      – Ich bitte um Entschuldigung! Ich stehe jetzt nicht als Maksim Maksimitsch, sondern als Stabskapitain vor Ihnen!“

      „Das ist ja einerlei. Wollen Sie eine Tasse Thee? Ach, wenn Sie wüßten welche Sorge mich jetzt drückt . . .“

      – Ich weiß Alles, entgegnete ich ihm, an sein Bett tretend.

      „Desto besser, ich bin gar nicht aufgelegt, viel zu erzählen.“

      – „Herr Lieutenant, Sie haben sich eines Vergehens schuldig gemacht, für das auch ich zur Verantwortung gezogen werden kann . . .“

      „Nun hören Sie doch auf! Was ist denn daran gelegen? Als ob nicht schon längst zwischen uns alles zur Hälfte ginge!“

      – Ei was für Späße! Ich bitte um Ihren Degen.

      „Mitka! den


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<p>17</p>

Russischer Verrath, Verrath!