Salvator. Александр Дюма

Salvator - Александр Дюма


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es komme ein unerwarteter Besuch.

      »Das ist ein Freundesbesuch!« sagte Salvator.

      »Woran erkennst Du dies?«

      »Am munteren, einschmeichelnden Bellen des Hundes. Oeffne das Fenster-, Fragola, und sieh, wer dieser befreundete Besuch ist.«

      Fragola öffnete das Fenster und erkannte den Abbé Dominique, den sie am Tage des Todes von Colombau gesehen hatte.

      »Es ist der Mönch,« sagte sie.

      »Welcher Mönch? . . . der Abbé Dominique?«

      »Ja.«

      »Ah! ich sagte wohl, es sei ein Freund!« rief Salvator.

      Und er stieg rasch die Treppe hinab, Roland voran, der sich die Stufen hinabgestürzt hatte, sobald er die Thüre offen gesehen.

       XI

      Unnütze Erkundigungen

      Mit einer Geberde ehrfurchtsvoller Zärtlichkeit reichte Salvator dem Abbé Dominique beide Hände.

      »Sie, mein Vater ?« rief er.

      »Ja,« antwortete ernst der Mönch.

      »Ah! seien Sie willkommen!«

      »Sie erkennen mich also ?«

      »Sind Sie nicht mein Retter?«

      »Sie haben es mir wenigstens gesagt, und zwar bei einem so schmerzlichen Umstande, daß es nicht nöthig ist, Sie daran zu erinnern.«

      »Und ich wiederhole es Ihnen.«

      »Erinnern Sie sich dessen, was Sie beifügten?«

      »Bedürfen Sie je meiner, so gehöre Ihnen das Leben, das ich Ihnen verdanke.«

      »Ich habe Ihr Anerbieten nicht vergessen, wie Sie sehen, ich bedarf Ihrer, und hier bin ich.«

      Diese Worte austauschend, waren sie in das nach einer antiken Zeichnung von Pompeji decorirte kleine Speisezimmer gekommen.

      Der junge Mann bot dem Mönche einen Stuhl, und während er Roland winkte, der den Rock des Abbé Dominique beroch, als suchte er, bei welcher Gelegenheit er ihn gesehen habe, setzte er sich zu ihm. Vom Gespräche durch seinen Herrn entfernt, hockte sich Roland unter den Tisch.

      Der Mönch legte seine bleiche, schmale Hand auf die Hand von Salvator. Trotz ihrer Blässe war seine Hand fieberhaft.

      »Ein Mann,« sprach der Abbé Dominique, »für den ich eine tiefe Zuneigung hege, ist, vor ein paar Tagen erst in Paris angekommen, gestern an meiner Seite, in der Rue Saint-Honoré, bei der Himmelfahrts-Kirche verhaftet worden, ohne daß ich es wagte, ihm Hilfe zu leisten, – zurückgehalten durch den Rock, mit dem ich bekleidet bin.«

      Salvator verbeugte sich.

      »Ich habe es gesehen, mein Vater,« sagte er, »und ich muß zu seinem Lobe beifügen, daß er sich kräftig vertheidigt hat.«

      Der Abbé schauerte bei dieser Erinnerung.

      »Ja,« sagte er, »ich befürchte, diese Vertheidigung, so gerecht sie auch ist, wird ihm als ein Verbrechen angerechnet.«

      »Sie kennen also diesen Mann?« fragte Salvator, indem er den Mönch fest anschaute.

      »Oh! ich habe Ihnen gesagt, daß ich eine tiefe Zärtlichkeit für ihn hege.«

      »Welches Verbrechens ist er angeklagt?«

      »Das ist es, was ich durchaus nicht weiß, und was ich gern wissen möchte, und der Dienst, um den ich Sie bitten wollte, besteht darin, Sie mögen mir erfahren helfen, aus welcher Ursache er verhaftet worden ist.«

      »Ist das Alles, was Sie von mir wünschen, mein Vater ?«

      »Ja: ich habe Sie nach dem Bas-Meudon in Begleitung eines Mannes kommen sehen, der mir ein höherer Agent der Polizei zu sein schien. Gestern habe ich Sie mit diesem Manne sprechend wiedergesehen. Ich dachte, durch ihn könnten Sie vielleicht das Verbrechen erfahren, dessen mein . . . Freund beschuldigt ist«

      »Wie heißt Ihr Freund, mein Vater?«

      »Dubreuil.««

      »Sein Stand?«

      »Es ist ein vormaliger Militär, der, wie ich glaube, von seinem Vermögen lebt.«

      »Woher kommt er?«

      »Von fernen Ländern, aus Asien . . . «

      »Es ist also ein Reisender?«

      »Ja,« antwortete der Abbé, traurig den Kopf schüttelnd; »sind wir nicht alle Reisende?«

      »Ich ziehe einen Ueberrock an, mein Vater, und ich gehöre Ihnen. Ich will Sie nicht länger aufhalten; denn, glaube ich der Traurigkeit Ihres Gesichtes, so sind Sie einer tiefen Besorgniß preisgegeben.«

      »Einer sehr tiefen,« antwortete der Mönch.

      Salvator, der nur eine Blouse anhatte, ging in’s anstoßende Zimmer und erschien in einem Augenblicke wieder im Ueberrocke.«

      »Nun bin ich zu Ihren Befehlen, mein Vater,« sagte er.

      Der Abbé stand rasch auf, und Beide gingen die Treppe hinab.

      Roland hob den Kopf empor und folgte ihnen mit seinem verständigen Blicke, bis sie die Thüre wieder zugemacht hatten; als er aber sah, daß man seiner wahrscheinlich nicht bedurfte, da man ihm nicht zu kommen winkte, so ließ er seinen Kopf wieder zwischen seine zwei Pfoten fallen und beschränkte sich darauf, daß er einen tiefen Seufzer ausstieß.

      An der Hausthüre blieb Dominique stehen.

      »Wohin gehen wir ?« fragte er.

      »Auf die Polizeipräfectur.«

      »Ich bitte Sie um Erlaubnis, einen Fiacre zu nehmen,« sagte der Mönch. »Mein Rock ist so kenntlich; und es könnten vielleicht so schwere Inconvenienzen für meinen Freund daraus entstehen, wenn man wüßte, ich beschäftige mich mit ihm, daß dies, wie ich glaube, eine unerläßliche Vorsicht ist.«

      »Ich wollte Ihnen das vorschlagen,« erwiderte Salvator.

      Man rief einen Fiacre, und die zwei jungen Männer stiegen ein; Salvator stieg am Ende des Pont Saint-Michel wieder aus.

      »Ich werde Sie an der Ecke des Quai und der Place Saint-Germain-’Auxerrois erwarten,« sagte der Mönch.

      Salvator nickte beistimmend mit dem Kopfe; der Fiacre fuhr durch die Rue de la Barrillerie weiter. Salvator ging den Quai des Orfévres hinab.

      Herr Jackal war nicht auf der Präfectur. Die Scenen vom vorhergehenden Tage hatten Paris in Aufregung gebracht. Man befürchtete, oder vielmehr, sagen wir es, man hoffte einige Zusammenschaarungen. Alle Polizeiagenten, Herr Jackal an der Spitze, waren auswärts, und der Huissier wußte die Stunde seiner Rückkehr nicht.

      Man konnte also nicht auf ihn warten: besser war es, ihn zu suchen.

      War es tiefe Kenntniß von Herrn Jackal, war es, Verschwörerinstinct, Salvator wußte, wo er ihn finden würde.

      Er ging den Quai hinab und wandte sich rechts auf den Pont-Neuf.

      Er hatte nicht zehn Schritte gemacht, als er einem Wagen begegnete; er hörte das Geräusch einer Hand, welche an die Scheibe des Schlages als Zeichen eines Rufes klopfte: er blieb stehen.

      Der Wagen hielt auch an.

      Der Schlag wurde geöffnet.

      »Steigen Sie ein!« sagte eine Stimme.

      Salvator wollte sich mit der Nothwendigkeit, einen Freund einzuholen, entschuldigen, als er in dem Manne, der diese Einladung an ihn richtete, den General Lafayette erkannte.

      Er zögerte nicht und nahm bei ihm Platz.

      Der Wegen ging wieder ab; jedoch sachte.

      »Sie sind Herr Salvator, nicht wahr?« fragte der General.

      »Ja, General, und ich habe zweimal die Ehre gehabt, mich mit Ihnen als Abgeordneter der hohen Venta zusammenzufinden.«

      »So


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