Der Frauenkrieg. Александр Дюма
Ich werde ihn sogleich im Goldenen Kalbe holen lassen.«
»Ah! ja, damit er erfährt, daß ich nichts zu verbergen vermag, und daß ich Euch mit Hintansetzung meines Eides Alles gesagt habe.«
»Ich werde diskret sein.«
»Ah! mein Herr Herzog. nun muß ich Euch den Krieg ankündigen,« versetzte Nanon mit jenem Lächeln, das die Teufel von den Engeln entlehnt haben.
»Und warum denn, meine teure Schöne?«
»Weil Ihr einst lüsterner nach einem-Zusammensein unter vier Augen waret, als jetzt. Glaubt mir, wir wollen zu Nacht speisen, und morgen früh ist es noch Zeit, Canolles holen zu lassen.« (Von jetzt bis morgen kann ich Canolles benachrichtigen, dachte Nanon.)
»Es sei,« sprach der Herzog, »setzen wir uns zu Tische.«
Und von einem Reste von Zweifel gepeinigt, fügte er ganz leise bei:
»Von jetzt bis morgen werde ich sie nicht verlassen, und wenn sie nicht eine Zauberin ist, wird sie kein Mittel finden, ihn zu unterrichten.«
»Also,« sprach Nanon und legte ihren Arm auf die Schulter den Herzogs, »also ist es mir erlaubt, meinem Freunde eine Bitte für meinen Bruder vorzutragen?«
»Wie!« Versetzte Epernon, »Alles, was Ihr wollt, Geld . . .«
»Oh! Geld,« sagte Nanon, »dessen bedarf er nicht; er hat mir den prächtigen Ring gegeben, den Ihr bemerkt habt, und der von seiner Mutter kommt.«
»Avancement also?«
»Ja, Avancement. Wir machen ihn zum Obersten, nicht wahr?«
»Teufel! zum Obersten; wie rasch Ihr verfahrt, meine Geliebte! Er müßte zu diesem Behufe der Sache des Königs einen Dienst geleistet haben.«
»Er ist bereit, alle Dienste zu leisten, die man ihm nennen wird.«
»Oh!« sprach der Herzog, Nanon aus einem Winkel seines Auges betrachtend, »oh! ich hätte wohl einen Vertrauensauftrag für den Hof.«
»Einen Auftrag für den Hof!« rief Nanon.
»Ja,« versetzte der alte Hofmann, »aber das würde Euch trennen.«
Nanon sah, hast sie diesen Ueberrest von Mißtrauen vollends vernichten mußte.
»Oh! fürchtet dieß nicht, mein lieber Herzog. Was liegt in her Trennung, wenn diese von Vortheil für ihn sein kann. Verbannt ihn, schickt ihn aus dem Vaterlande, wenn es zu seinem Besten gereicht, und kümmert Euch nicht mehr um mich. Bleibt mir nur die Liebe meines teuren Herzogs, ist das nicht mehr, als ich brauche, um glücklich zu sein?«
»Gut, es ist abgemacht,« erwiederte der Herzog, »morgen früh lasse ich ihn holen und gehe ihm seine Instruktionen. Und nun, wie Ihr gesagt habt,« fügte er mit einem sehr besänftigten Blick auf die zwei Fauteuils, auf die zwei Gedecke und die zwei Kopfkissen beim »und nun wollen wir zu Nacht speisen, meine Schönste.«
Und jedes von ihnen setzte sich zu Tisch, das Gesicht so lächelnd, daß selbst Francinette, so genau sie auch als vertraute Kammerfrau hie Art und Weise des Herzogs und den Charakter ihrer Gebieterin kannte, glaubte, ihre Gebieterin wäre vollkommen ruhig und der Herzog völlig beruhigt.
IV
Der Reiter, welchen Canolles mit dem Namen Richon begrüßt hatte, war in den ersten Stock des Gasthofes zum Goldenen Kalb hinaufgestiegen und speiste in Gesellschaft des Vicomte zu Nacht.
Er war es, den der Vicomte ungeduldig erwartete, als ihn her Zufall zum Zeugen der feindseligen Vorkehrungen des Herrn von Epernon machte und ihn in den Stand setzte, dem Baron von Canolles den von uns bezeichneten Dienst zu leisten.
Er hatte Paris acht Tage vorher und Bordeaux an demselben Tage verlassen, und brachte also die neusten Nachrichten über die Wirren, die von Paris bis Bordeaux entstanden und ein immer mehr beunruhigendes Ansehen gewannen. Während er bald von der Einkerkerung der Prinzen, der Angelegenheit den Tages, bald von dem Parlament von Bordeaux, der Macht den Ortes, bald von Mazarin, dem König des Augenblicks, sprach, betrachtete der junge Mann stillschweigend sein männliches, gebräuntes Antlitz, sein sicheres, durchdringendes Auge, seine weißen, scharfen, unter dem langen schwarzen Schnurrbart schimmernden Zähne, und alle die verschiedenen Zeichen, welche aus Richon das Musterbild des wahren Glücksritters machten.
»Also,« sprach der Vicomte nach einem Augenblick, »also ist die Frau Prinzessin zu dieser Stunde in Chantilly?«
Bekanntlich bezeichnete man auf diese Art die zwei Herzoginnen von Condé, nur fügte man bei der Herzogin von Condé Mutter den Titel Wittwe bei.
»Ja,« antwortete Richon, »und sie erwartet Euch dort sobald als möglich.«
»Und in welcher Lage ist sie in Chantilly?«
»In einer wahren Verbannung; man bewacht sie wie ihre Schwiegermutter mit der größten Sorgfalt, denn man vermuthet bei Hofe, daß sie sich nicht allein an Klagen beim Parlamente halten werde, sondern etwas Wirksameres zu Gunsten der Prinzen machinire. Leider fehlt es wie immer an Geld. . . Doch bei, dieser Gelegenheit: habt Ihr das, was man Euch schuldig war, eingezogen? Es ist dies eine Frage, die man an Euch zu stellen mich ganz besonders beauftragt.«
»Mit großer Mühen,« antwortete der Vicomte, »brachte ich zwanzigtausend Livres zusammen, die ich in Gold bei mir habe; das ist Alles.
»Das ist Alles! Teufel, Vicomte, man sieht wohl, daß Ihr Millionär seid: so verächtlich von einer solchen Summe in einem solchen Augenblick sprechen! Zwanzigtausend Livres; wir sind minder reich als Herr von Mazarin, aber reicher als der König.«
»Ihr glaubt also Richon, die Frau Prinzessin werde die bescheidene Gabe annehmen?«
»Mit Dankt Ihr bringt Ihr genug, um ein Heer damit zu bezahlen.«
»Glaubt Ihr, daß wir dessen bedürfen werden?«
»Wessen? Eines Heeres? Gewiß, und wir beschäftigen uns damit, eines zu sammeln. Herr von Larochefoucault hat vierhundert Edelleute angeworben, unter dem Vorwande, sie dem Leichenbegängnisse seines Vaters beiwohnen zu lassen. Der Herzog von Bouillon geht mit derselben Anzahl, wenn nicht mit einer größeren, nach Guienne ab. Herr von Turenne verspricht einen Gang gegen Paris zu machen, in der Absicht, Vincennes zu überfallen und die Prinzen durch einen Handstreich zu entführen: er wird dreißigtausend Mann, seine ganze Nordarmee, die er dem königlichen Dienste abspenstig macht, bei sich haben. Oh! seid unbesorgt, die Dinge sind in gutem Zuge,« fuhr Richon fort; »ich weiß nicht, ob wir große Geschäfte machen werden, sicherlich aber machen wir gewaltigen Lärmen. . .«
»Seid Ihr dem Herzog von Epernon nicht begegnet?« unterbrach ihn der junge Mann, dessen Augen funkelten bei dieser Aufzählung von Kräften, welche ihm den Triumph der Partie verhieß, der er angehörte.
»Dem Herzog von Epernon?« fragte der Glücksritter ganz verwundert, »wo soll ich ihm denn begegnet sein? Ich komme nicht von Agen, sondern von, Bordeaux.«
»Ihr könntet ihn einige Schritte von hier getroffen haben,« versetzte der Vicomte lächelnd.
»Ah! Richtig, wohnt nicht die schöne Nanon von Lartigues in der Gegend?«
»Zwei Musketenschüsse von hier.«
»So erklärt mir die Anwesenheit des Baron von Canolles im Gasthofe zum Goldenen Kalb.«
»Kennt Ihr ihn?«
»Wen? den Baron? Ja. Ich könnte mich sogar seinen Freund nennen, wäre Herr von Canolles nicht von vortrefflichem Adel, indeß ich ein armer Bürgersmann bin.
»Bürgersleute wie Ihr, Richon, sind so viel werth als Prinzen, in der Lage in der wir uns befinden. Ihr wißt übrigens, daß ich Euren Freund, den Baron von Canolles, vor Prügeln oder vielleicht vor etwas noch Schlimmerem bewahrt habe.«
»Ja, er hat mir ein paar Worte davon gesagt, aber ich horte ihn nicht sehr aufmerksam an, denn ich hatte Eile zu Euch zu gelangen. Seid Ihr sicher, daß er Euch nicht erkannt hat?«
»Man erkennt diejenigen schlecht, welche man nie gesehen hat.«
»Ich errieth auch nur,