La San Felice Band 7. Александр Дюма

La San Felice Band 7 - Александр Дюма


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werde Alles, was in der Macht eines mit Wind und Meer kämpfenden Menschen steht, thun, um Sie an Bord des »Vanguard« zu bringen.«

      »Aber zum Teufel, das ist keine Garantie. Würden Sie sich wohl in einer solchen Nacht einschiffen?«

      »Eure Majestät sehen, daß ich blos auf Sie warte, um Sie an Bord des Admiralschiffes zu bringen.«

      »Ich meine, wenn Sie an meiner Stelle wären?«

      »Wenn ich an Euer Majestät Stelle wäre und Befehle nur von den Umständen und von Gott zu empfangen hätte, dann würde ich mir die Sache allerdings noch reiflicher überlegen.«

      »Nun, fragte die Königin ungeduldig, ohne jedoch – so mächtig ist das Gesetz der Etikette – vor ihrem Gemahl in das Boot zu steigen zu wagen, »nun, worauf warten wir?«

      »Worauf wir warten?« rief der König.

      »Hören Sie nicht, was der Graf von Thurn sagt? Das Wetter ist schlecht, er bürgt nicht für unser Leben und sogar Jupiter gibt mir, an seiner Leine zerrend, den Rath, in den Palast zurückzukehren.«

      »Nun, so kehren Sie doch dahin zurück, Sire, und lassen Sie uns Alle in Stücke reißen, wie Sie heute einen Ihrer treuesten Diener in Stücke reißen gesehen haben. Was mich betrifft, so ist mir das Meer mit seinen Stürmen immer noch lieber als Neapel mit seiner Bevölkerung.«

      »Meinen treuen Diener beklage ich mehr als irgend Jemand, ich bitte Sie, mir dies zu glauben – besonders jetzt, wo ich weiß, was ich von seinem Tode zu denken habe. Was jedoch Neapel und seine Bevölkerung betrifft, so bin nicht ich es, der etwas davon zu fürchten hätte.«

      »Ja, ich weiß das. Da dieses Volk in Ihnen einen Repräsentanten sieht, so betet es Sie an. Ich aber, die ich nicht so glücklich bin, mich dieser Sympathien zu erfreuen, ich gehe.«

      Und trotz des der Etikette gebührenden Respects stieg die Königin zuerst in das Boot.

      Die jungen Prinzessinnen und der Prinz Leopold, welche daran gewöhnt waren, der Königin mehr als dem König zu gehorchen, folgten ihr, wie junge Schwäne ihrer Mutter folgen.

      Nur der kleine Prinz Albert ließ Emma Lyonnas Hand los, lief auf den König zu, faßte ihn am Arme und sagte, indem er ihn nach dem Boote fortzuzerren suchte:

      »Komm mit, Papa!«

      Der König war gewohnt, nur dann Widerstand zu leisten, wenn er von Jemand anders unterstützt ward. Er schaute sich um, ob Jemand da wäre, der ihm Beistand leisten könnte. Aller Augen senkten sich aber vor seinem Blick, obschon in demselben mehr der Ausdruck einer Bitte als einer Drohung lag.

      Die Königin hatte bei den Einen die Furcht, bei den Andern den Egoismus zu Bundesgenossen.

      Er fühlte sich vollständig allein und verlassen, senkte das Haupt, ließ sich von dem kleinen Prinzen führen, zog seinen Hund, den Einzigen, der wie er der Meinung war, daß man das Land nicht verlassen solle, nach, stieg seinerseits in das Boot und setzte sich auf eine besondere Bank, indem er sagte:

      »Da Ihr es einmal Alle wollt – komm, Jupiter, komm!«

      Kaum hatte der König Platz genommen, so commandierte der Lieutenant, welcher für das Boot des Königs die Stelle des Hochbootsmannes versah:

      »Abstoßen!«

      Zwei mit Stangen bewaffnete Matrosen stießen das Boot von dem Kai ab, die Ruder senkten sich und die Barke schwamm nach dem Ausgange des Hafens.

      Die zur Aufnahme der übrigen Passagiere bestimmten Boote näherten sich eins nach dem andern dem Einschiffungsplatz, empfingen ihre edle Ladung und folgten der königlichen Barke.

      Diese verstohlene Flucht in der Nacht, trotz Sturmgeheul und Wogengebraus, bildete einen schroffen Gegensatz zu jenem Freudenfest des 2. September, wo man unter den glühenden Strahlender Herbstsonne, auf dem spiegelglatten Meer, unter den Tönen von Cimarosa's Musik, bei Glockengeläute und Kanonendonner, dem Sieger von Abukir entgegengefahren war.

      Kaum waren drei Monate vergangen und schon sah man, um diesen Franzosen zu entfliehen, deren Niederlage man allzufrüh gefeiert, sich genöthigt, um Mitternacht, im Finstern, bei hochgehendem Meer, die Gastfreundschaft desselben »Vanguard« in Anspruch zu nehmen, den man damals im Triumphe empfangen.

      Jetzt handelte es sich vor allen Dingen darum, zu wissen, ob man ihn erreichen könnte.

      Nelson hatte sich dem Eingange des Hafens so weit genähert, als die Sicherheit seines Schiffes ihm erlaubte. Dennoch war immer noch zwischen dem Kriegshafen und dem Admiralschiffe eine Viertelmeile zurückzulegen. Während dieser Fahrt konnten die Boote zehnmal umschlagen und untergehen.

      In der That, je mehr die königliche Barke – und man wird uns erlauben, daß wir unter diesen ernsten Umständen uns ganz besonders mit dieser beschäftigen – je mehr die königliche Barke sich dem Ausgange des Hafens näherte, desto wirklicher und drohender erschien die Gefahr.

      Das Meer warf, wie wir bereits bemerkt, unter der Gewalt des Südwestwindes, der von den Küsten Afrikas und Spaniens kommt, zwischen Sicilien und Sardinien, zwischen Ischia und Capri durchgeht, ohne von den Balearischen Inseln bis zum Fuße des Vesuv auf irgend ein Hinderniß zu stoßen, ungeheure Wellen, welche, indem sie sich dem Lande näherten, sich auf sich selbst zurückwarfen und diese gebrechlichen Fahrzeuge in ihren nassen Wölbungen zu verschlingen drohten, welche in der Finsterniß wie die Rachen gefräßiger Ungeheuer erschienen.

      Als man sich der Grenze näherte, wo man aus einem verhältnißmäßig ruhigen in ein wüthendes Meer übergehen sollte, fühlte selbst die Königin, wie ihr der Muth zu entsinken und ihr Entschluß wankend zu werden drohte.

      Der König saß stumm und unbeweglich, hielt seinen Hund zwischen den Knien und krampfhaft am Halse gefaßt, während er mit starrem, von der Furcht erweitertem Auge die langen Wogen betrachtete, welche wie eine Heerde Seerosse gegen den Molo anrannten, an dieser granitenen Schranke zerschellend einen unheimlichen Klageton hören ließen und einen ungreifbaren, zitternden Schaum über die Mauer spritzten, welcher in der Finsterniß wie ein Silberregen aussah.

      Trotz dieses furchtbaren Schauspiels, welches das Meer darbot, versuchte der Graf von Thurn, den empfangenen Befehlen gemäß, das Hinderniß zu überwinden und den Widerstand zu zähmen.

      Im Vordertheile der Barke mit jenem sichern. Gleichgewicht des Seemanns, welches nur eine Frucht mehrjähriger Schifffahrt ist, wie an den Boden angewurzelt stehend, bot er dem Wind, der ihm den Hut genommen, und dem Meer, welches ihn mit seinem Schaum bedeckte, kühn Trotz und ermuthigte die Ruderer durch den von Zeit zu Zeit wiederholten monotonen, aber festen, lauten Ruf:

      »Immer frisch! immer frisch!«

      Die Barke schwamm weiter.

      Als sie aber an der von uns erwähnten Grenze anlangte, ward der Kampf ernsthaft. Dreimal überstieg das siegreiche Fahrzeug die Wogen und glitt den entgegengesetzten Abhang hinab, dreimal aber warf die nächstfolgende Welle es wieder zurück.

      Der Graf von Thurn sah selbst ein, daß es Wahnsinn wäre, mit einem solchen Gegner zu kämpfen, und drehte sich herum, um den König zu fragen :

      »Sire, was befehlen Sie? Er hatte aber nicht einmal Zeit diese Frage vollständig auszusprechen. Während der Bewegung, die er machte, während der Secunde, die er so unklug war die Führung der Barke aufzugeben, schlug eine Welle, höher und wüthemder als alle vorhergegangenen, über das Fahrzeug hinweg und bedeckte es mit Wasser.

      Die Barke erzitterte und krachte. Die Königin und die jungen Prinzen, welche glaubten, ihr letztes Stündlein habe geschlagen, erhoben ein lautes Geschrei und der Hund ließ ein dumpfes Geheul hören.

      »Zurück!« rief der Graf von Thurn. »Bei einem solchem Wetter in See stechen wollen, hieße Gott versuchen. Uebrigens wird das Meer gegen fünf Uhr Morgens wahrscheinlich ruhig werden.«

      Die über den ihnen erheilten Befehl augenscheinlich nicht wenig erfreuten Matrosen ruderten sofort in den Hafen zurück und wollten an der nächstgelegenen Stelle des Kaies anlegen.

       Zweites Capitel.

      Worin Michele sich mit dem Beccajo in allem


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