La San Felice Band 9. Александр Дюма

La San Felice Band 9 - Александр Дюма


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fragte der König. »Dann bin ich also wohl Gefangener auf dem »Vanguard?»

      »Der König ist nirgends Gefangener,« entgegnete Henry, »je vornehmer aber der Gast ist, desto tiefer würde der Wirth die Ungnade empfinden, wenn ersterer fortginge, ohne von letzterem Abschied zu nehmen.«

      Mit diesen Worten verneigte sich der König und lenkte seine Schritte nach der Cajüte des Admirals.

      »Diese verwünschten Engländer!« murmelte der König zwischen den Zähnen hindurch. »Ich weiß nicht, was mich abhält, Jacobiner zu werden, damit ich nur nicht mehr von diesen Leuten Befehle empfangen muß.«

      Der Wunsch des Königs setzte Nelson in nicht geringeres Erstaunen, als dies mit Henry der Fall gewesen. Der Admiral begab sich sofort auf die Campanje.

      »Ist es wahr,« fragte er den König, ohne sich an die Etiquette zu kehren, welche verbietet, an einen Monarchen eine direkte Frage zu stellen, »ist es wahr, daß der König den »Vanguard« unverweilt verlassen will?«

      »Nichts ist wahrer als dies, mein lieber Lord,« sagte der König.

      »Ich befinde mich auf dem »Vanguard wunderschön, auf dem Lande werde ich mich aber noch besser befinden. Zum Seemann bin ich einmal nicht geboren.«

      »Werden Euer Majestät von diesem Entschlusse nicht wieder zurückkommen?«

      »Nein, gewiß nicht; das versichere ich Ihnen, mein lieber Admiral.«

      »Die große Schaluppe ausgesetzt!« rief Nelson.

      »Das ist nicht nöthig,« sagte der König. »Bemühen Sie nicht Ihre wackern Leute, die ohnehin schon so ermüdet sind.«

      »Ich kann aber das, was der Capitän Henry mir gesagt hat, unmöglich glauben.«

      »Und was hat der Capitän Henry Ihnen denn gesagt Mylord?«

      »Daß der König sich in dem Boote des Looten ans Land setzen lassen wolle.«

      »So ist es auch. Dieser Lootse scheint mir nicht blos ein geschickter Mann, sondern auch ein treuer Unterthan zu sein. Ich glaube deshalb mich ihm anvertrauen zu können.«

      »Aber, Sire, ich kann nicht gestatten, daß ein anderer Schiffspatron als ich, daß ein anderes Boot als das des »Vanguard und daß andere Matrosen als die Seiner britischen Majestät Sie ans Land setzen.«

      »Dann,« sagte der König, »ist es also, wie ich vorhin zu dem Capitän Henry sagte: Ich bin Gefangener.«

      »Ehe ich den König nur einen Augenblick lang in diesem Glauben lasse, will ich mich lieber sofort in seinen Wunsch fügen.«

      »Wohlan, auf diese Weise werden wir als gute Freunde scheiden, Mylord.«

      »Aber die Königin?«, fragte Nelson.

      »O, die Königin ist müde, die Königin ist leidend. Es wäre für sie und die jungen Prinzessinnen eine große Beschwerde, wenn sie den »Vanguard« noch heute Abend verlassen sollten. Die Königin wird daher erst morgen ans Land kommen. Ich empfehle sie Ihrer Obhut, Mylord, ebenso wie meinen ganzen übrigen Hof.«

      »Soll ich mitgehen, Vater?« fragte der junge Prinz Leopold.

      »Nein, nein,« antwortete der König.

      »Was würde die Königin sagen, wenn ich ihren Günstling mitnähme?«

      Nelson verneigte sich.

      »Die Steuerbordtreppe niedergeholt!« rief er.

      Die Treppe ward hinabgelassen, der Lootse schwang sich an einem Tau hinab und befand sich binnen wenigen Secunden in dem Boot, welches er an den Fuß der Treppe führte.

      »Mylord Nelson,« sagte der König, »in dem Augenblick, wo ich Ihr Schiff verlasse, gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, daß ich niemals die Aufmerksamkeiten vergessen werde, womit wir an Bord des »Vanguard« überhäuft worden. Morgen sollen Ihre Matrosen einen Beweis meiner Zufriedenheit erhalten.«

      Nelson verneigte sich zum zweiten Male, diesmal aber ohne zu antworten.

      Der König ging die Treppe hinab und setzte sich in das Boot mit einem Seufzer der Herzenserleichterung, welcher von dem auf der ersten Stufe stehengebliebenen Admiral gehört ward.

      »Vorwärts!« sagte der Pilote zu dem Matrosen, welcher die Ruderstange hielt.

      Das Boot stieß von der Treppe ab und entfernte sich.

      »Nun rasch, Jungens!« rief der Lootse.

      Die vier Ruder tauchten gleichmäßig in die Wogen und schnell näherte das Boot sich der Marina, das heißt der Stelle des Hafendamms, wo der Toledostraße gegenüber die Equipagen des Königs warteten.

      Der Lootse sprang zuerst ans Land, zog das Boot dicht daran und befestigte es.

      Ehe er aber noch dem König die Hand reichen konnte, sprang dieser ebenfalls auf den Quai hinauf.

      »Ha!« rief er mit einem Ausruf der Freude, »da bin ich also wieder auf festem Lande! Nun kann der Teufel den König Georg, die Admiralität, Lord Nelson, den »Vanguard« und die ganze Flotte Seiner britischen Majestät holen. Hier, mein Freund, dies ist für Dich.«

      Und mit diesen Worten bot er dem Lootsen eine Börse.

      »Ich danke, Sire,« antwortete der Lootse, indem er einen Schritt zurücktrat. »Euer Majestät haben gehört, was ich dem Capitän Henry antwortete: ich werde von meiner Regierung bezahlt.«

      »Ja, und Du fügtest hinzu, Du empfängst kein anderes Geld als das mit dem Bilde des Königs Ferdinand oder des Königs Carl. So nimm doch.«

      »Sire, wissen Sie gewiß, daß das Geld, welches Sie mir geben, nicht das Bildniß des Königs Georg trägt?«

      »Du bist ein kecker Bursche, daß Du dem König eine Lection geben willst. Auf alle Fälle wisse, daß, wenn ich von England Geld empfangen habe, es mich theure Zinsen dafür hat bezahlen lassen. Das Geld hier ist für deine Leute und diese Uhr für Dich. Wenn ich jemals wieder König werde und Du mich um eine Gnade zu bitten hat, so komme zu mir, zeige mir diese Uhr und deine Bitte soll Dir gewährt werden.«

      »Morgen, Sire,« sagte der Lootse, indem er die Uhr in Empfang nahm und die Börse seinem Matrosen zuwarf, »morgen werde ich im Palast sein, und ich hoffe, daß Eure Majestät mir nicht die Gnade verweigern werden, um welche ich die Ehre haben werde Sie zu bitten.«

      »Nun, das muß ich sagen, entgegnete der König, »wie es scheint hast Du nicht Lust, lange Zeit zu verlieren.«

      Dann sprang er von den drei Equipagen in die, welche ihm am nächsten hielt, und rief:

      »Nach dem königlichen Palaste!«

      Im Galopp rasselte der Wagen fort.

       Zweites Capitel.

      Worin die Gnade befand, welche der Loose sich auszubitten wünschte

      Durch den Admiral Caracciolo von der Ankunft des Königs unterrichtet, hatte der Gouverneur des Schlosses die Behörden von Palermo amtlich davon in Kenntniß gesetzt.

      Der Syndicus, die Municipaltät, die Magistratspersonen und die hohe Geistlichkeit von Palermo erwartete den König seit drei Uhr Nachmittags auf dem großen Hofe des Palastes.

      Der König, welcher vor allen Dingen eine gute Mahlzeit und Schlaf bedurfte, sagte sich, daß er hier drei Reden anzuhören haben würde und schauderte von der Fußspitze bis in die Haarwurzeln.

      Er nahm deshalb auch zuerst das Wort und sagte:

      »Meine Herren, wie groß auch Ihr Rednertalent sein möge, so zweifle ich doch, daß es Ihnen möglich sein würde, mir etwas Angenehmes zu sagen. Ich habe Krieg gegen die Franzosen führen wollen, und man hat mich geschlagen. Ich wollte Neapel vertheidigen, und habe mich genöthigt gesehen, es zu verlassen. Ich habe mich eingeschifft und bin von einem schweren Sturme heimgesucht worden. Wenn Sie mir sagen wollten, daß meine Gegenwart Sie freue, so würden Sie mir damit sagen, daß Sie sich über die mir zugestoßenen Unfälle freuen, ganz besonders aber würden Sie, wenn Sie mir dies sagten, mich abhalten, meine Abendmahlzeit zu mir zu nehmen und mich


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