Li Tai-pe. Klabund
zur Nacht
Ich hocke müßig in der Nacht. Der Mond erglänzt.
Einsiedler spielt im Wind die weiße Laute.
Der Wind stöhnt wie ein Kind, für das man Medizinen braute
Und das bestraft wird, wenn es heut die Schule schwänzt.
Der Mond beschwatzt leichtfertig Allerleigewölk. So schlanke Hände
Von Frauen streicheln Teich und Andacht und Gelände.
Singende Gespenster
Herunter mit dem Jadekrug
In einem Zug!
Licht blüht an allen Wegen.
Ich habe nimmermehr genug.
Ich bin ein Pflug. Ein Wolkenflug.
Und Blumen springen mir entgegen.
Die Lippe lallt. Die Wimper wacht.
Es öffnet sacht
Sich über mir ein Fenster.
Ein Vogelschwarm schwebt durch die Nacht,
Durch unsrer Herzen dunkle Nacht,
Wie singende Gespenster.
Der Pavillon von Porzellan
In dem künstlich angelegten Teiche
Auf der Insel steht der Pavillon von grün und weißem Porzellan.
Man gelangt in seine gläsernen Bereiche
Über eines weißen Tigers Rücken, der sich hier als Brücke aufgetan.
Dort sitzen Freunde froh beim Weine. Licht
Ist der Gewänder Farbe, die sich nicht im Staub der Wochentage placken.
Die Freunde plaudern oder schweigen heiter. Einer schreibt ein Gedicht,
Streift die Ärmel zurück und wirft das Haupt in den Nacken.
Sieh: in dem Teich, in dem die Jadebrücke, in den Wellen leise wehend,
Sich wie ein Halbmond wölbt, der Freunde trunknen Wahn!
Die Kleider zitternd! Auf dem Kopfe stehend
In einem Pavillon von Porzellan!
Der ewige Rausch
Herr, vom Himmel nieder in das Meer
Rast der große gelbe Strom in betäubendem Schwung.
Keine Welle weiß von einer Wiederkehr.
Herr, den Spiegel her: dein Schädel ist alt – nur deine Seufzer sind jung …
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