Die Heirath im Omnibus. Уилки Коллинз

Die Heirath im Omnibus - Уилки Коллинз


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ihrer Manieren und ihrer Liebenswürdigkeit kann sie des Sieges sicher sein, während ich den günstigen Augenblick erwarten würde, um Alles zu gestehen. Wenn ich dann zu ihm sagte: »Diese junge Dame, welcher Du Deine Sympathieen schenkst, lieber Vater, ist meine Gattin,« glauben Sie, daß er uns dann seine Verzeihung verweigern könnte? Wenn ich dagegen jetzt zu ihm sagte: »Dies ist das. Mädchen, welches ich heirathen will dann würden seine Vorurtheile selbst die günstigsten Eindrücke wieder zu Nichte machen und er uns seine Einwilligung verweigern. Um die Sache kurz zu machen, Mr. Sherwin, vor der Vermählung wäre es unmöglich, meinen Vater zur Zustimmung zu bewegen. Nach der Vermählung wenn sein Widerstand Nichts mehr verhindern kann, ist die Sache eine ganz andere, und wir würden sicher sein, früher oder später die günstigsten Resultate zu erlangen. deshalb also wäre es unbedingt nothwendig, unsre Vermählung anfangs geheim zu halten.»

      Ich wunderte mich damals und habe mich später noch mehr über mich selbst gewundert, daß es mir gelang, so zuversichtlich und bestimmt zu sprechen, während doch mein Gewissen jedes meiner Worte Lügen strafte.

      Aber schon hatte die Liebe mit meinem Charakter eine Umgestaltung vorgehen lassen, die ich nicht geahnt hätte.

      »Ja, ja, ich verstehe, ja, ich verstehe,« sagte Mr. Sherwin, indem er ziemlich verlegen«mit einem Schlüsselbunde in seiner Tasche klimperte, »das ist aber eine sehr delikate Sache, wissen Sie; eine sehr krittliche und schwierige Sache. Allerdings ist ein junger Mann von Ihrer Geburt und Erziehung ein Schwiegersohn welcher – das versteht sich von selbst. Dann aber kommt auch noch die Geldfrage, für den Fall, daß Sie Ihren Vater Zuletzt vielleicht doch nicht herumkriegen. Mein Geld ist vollständig in meinem Handel angelegt – ich kann Nichts geben – auf mein Wort, ich weiß nicht – Sie versetzen mich da in eine Lage, in welcher – in welcher ich mich noch niemals befunden.«

      »Ich habe einflußreiche Freunde, Mr. Sherwin, und kann in mehr als Einer Brauche einen einträglichen Posten erhalten, sobald ich mir die Mühe nehme, mich darum zu bewerben. Aus diese Weise würde ich mich gegen die Möglichkeit dieses Schlages waffnen.«

      »Nun, das ist allerdings Etwas! – Wohlan, mein werther junger Herr, Sie müssen mir einen oder zwei – wir wollen sagen zwei Tage Zeit lassen, um mich von den Gesinnungen meiner Tochter zu unterrichten und um über Ihren Vorschlag nachzudenken, auf den ich, wie Sie sich leicht denken können, durchaus nicht gefaßt war. Ich versichere Ihnen aber, daß ich mich sehr geschmeichelt und sehr geehrt fühle, und daß es mein innigster Wunsch, ist –«

      »Ich hoffe, Mr. Sherwin, daß Sie mir das Resultat Ihrer Erwägungen so bald als möglich mittheilen werden.»

      »Ich werde, nicht verfehlen – darauf können Sie sich verlassen. Können Sie mich vielleicht übermorgen zu derselben Stunde wieder mit einem Besuche beehren?«

      »Mit »dem größten Vergnügen.»

      »Und bis dahin, während dieser Zwischenzeit, werden Sie mir Versprechen, sich jeder Mittheilung mit meiner Tochter zu enthalten, nicht wahr?«

      »Ich verspreche es, Mr. Sherwin, denn ich glaube, ich kann hoffen, daß Sie mir eine günstige Antwort geben werden.»

      »Na, die Liebenden, sagt man, dürfen niemals verzweifeln Nachdem ich mir die Sache ein wenig überlegt und mit meiner lieben Tochter gesprochen – doch, wollen Sie wenigstens nicht jetzt noch ein Glas von meinem Sherry trinken? Sie lehnen es wieder ab? Nun gut denn – also übermorgen um fünf Uhr.«

      Die gefirnißte Thür öffnete sich mit stärkerem Knarren als je vor mir. Auf dieses Geräusch folgte unmittelbar das eines Gewandes, welches man im Vorübergehen streift, während eine zweite Thür sich nicht weniger geräuschvoll am andern Ende des Corridors schloß. Hatte uns denn Jemand behorcht? Wo war Margarethe?

      Mr. Sherwin begleitete mich bis an die Gartenthür, wo er mir eine letzte Verbeugung machte und mich dann fortgehen sah. So dicht auch die Atmosphäre der verliebten Illusion war, in welcher ich mich bewegte, so schauderte ich doch unwillkürlich, indem ich ihm seinen Gruß zurückgab, denn ich bedachte, daß dieser Mann mein Schwiegervater sein würde.

      Zwölftes Kapitel

      Je mehr ich mich unserem Hause näherte, einen desto größeren Widerwillen empfand ich, hier die kurze Zwischenzeit zuzubringen, welche meinen ersten Besuch bei Mr. Sherwin von dem zweiten trennen sollte. Indem ich den Fuß in die Gemächer setzte, verwandelte sich diese Furcht in eine Art geheimnißvolle Scheu.

      Ich fühlte mich nicht aufge1egt, die Personen zu sehen, die mir die theuersten auf der Welt waren. Es war ein Trost für mich, zu erfahren, daß mein Vater ausgegangen war. Meine Schwester dagegen war zu Hause. Ein Diener sagte mir, daß sie in diesem Augenblicke in die Bibliothek gegangen sei, und fragte mich, ob er sie von meiner Rückkunft benachrichtigen solle. Ich verbot ihm, sie zu stören, da ich die Absicht hätte, sofort wieder auszugehen.

      Ich trat in mein Arbeitscabinet und schrieb an Clara ein kleines Billet, in welchem ich ihr ganz einfach meldete, daß ich zwei Tage auf dem Lande zubringen würde.

      Hierauf ging ich in den Stall und ließ unverzüglich mein Pferd satteln. Ich dachte nicht einmal darüber nach, welche Richtung ich einschlagen sollte. Seh war« bloß entschlossen, die zwei Tage, während welcher ich in Ungewißheit bleiben sollte, anderwärts als in unserem Hause zuzubringen und mich weit genug zu entfernen, um nicht in Versuchung zu kommen, das Versprechen, welches ich gegeben; Margarethen nicht zu sehen, zu brechen.

      Sobald ich einmal im Sattel saß, überließ ich mein Pferd seinem Instincte und vertiefte mich in die Betrachtungen, wie sie mir durch meine Erinnerungen eine nach der andern an die Hand gegeben wurden.

      Das Thier nahm die Richtung, welche es während unseres Verweilens in London am Häufigsten einzuschlagen gewohnt war, nämlich die nördliche Landstraße. Es w«ar schon eine halbe Meile über die letzten Vorstädte hinausgetrabt, als ich daran dachte, zu sehen, in welcher Gegend ich mich eigentlich befände.

      Ich machte Halt, warf mein Pferd herum und galoppierte in südlicher Richtung weiter. Ich besaß weder, Muth noch Gleichgültigkeit genug, um an diesem Tage allein die Straße zu passieren, aus welcher Clara und ich so oft unsere Spazierritte gemacht hatten, und vielleicht an einem unserer Lieblingsplätze Halt zu machen.

      So ritt ich in Einem Striche bis Ewell, wo ich zu übernachten beschloß. Das Abenddunkel hatte mich schon unterwegs ereilt und es wäre zwecklos gewesen, mein Pferd durch einen weiteren Ritt noch mehr zu ermüden.

      Am nächstfolgenden Morgen war ich mit Sonnenaufgang auf den Füßen und brachte den größten Theil des Tages damit zu, daß ich Dörfer, Felder und Wiesen durchstrich.

      Während der Nacht bemächtigten sich die Jdeen, die ich seit der letzten Woche aus meinem Gemüthe verbannt, wieder meiner Phantasie. Es waren dieselben düstern Ahnungen, welche den Geist ermüden und belästigen, gerade so wie der Körper zuweilen ein Leiden empfindet, welches ihn niederdrückt und dessen Sitz ungewiß ist.

      Fern von Margarethen versuchte ich nicht einmal meine Energie zu Hilfe zu rufen, um gegen diesen moralischen Druck zu reagiren. Ich bemühte mich bloß, die Wirkung desselben durch unaufhörliche Thätigkeit zu neutralisieren. Bald im Schritte, bald im Galopp reitend, gelang es mir aber dennoch nicht, die Ermüdung des Geistes durch die des Körpers zu bändigen, und die Stunden verflossen. Was mir auf dem Herzen lastete, war nicht sowohl die Verpflichtung, das Ende der vorgeschriebenen Frist abzuwarten als vielmehr die Beengung, die ans den Winkelzügen und der gezwungenen Verstellung hervorging, zu der ich mich durch meinen Antrag selbst verurtheilt.

      Diesen Abend verließ ich Ewell und machte mich auf den Weg nach Hause, wenigstens bis Richmond, wo ich ziemlich spät am Abende ankam, um hier die Nacht und den Morgens des dritten Tages zuzubringen. Nachchmittags kam ich nach London zurück und begab mich gegen fünf Uhr sofort nach der Nordvilla, ohne erst unser Haus zu betreten.

      Derselbe Hang zur Niedergeschlagenheit verfolgte mich. Selbst der Anblick des Hauses in welchem Margarethe wohnte, selbst das Hevannahen der Unterredung, in, welcher mein Schicksal sich entscheiden sollte, war nicht im Stande, meinen Geist aufzurichten und mich aus der Lethargie, in die ich versunken war, zu rütteln.

      Als mir dies Mal die Thür des Salons


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