Im Garten der Liebe. Barbara Cartland

Im Garten der Liebe - Barbara Cartland


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bevor er es zur Strecke brachte.

      Er hatte sich schon oft gefragt, weshalb er so schnell gelangweilt war, und war zu der Erkenntnis gelangt, daß er sich ständig auf der Suche nach etwas befand, das er selbst nicht recht in Worte zu kleiden vermochte. Eine schöne Frau wirkte durchaus anziehend auf ihn, und ihre Nähe löste eine gewisse Erregung in ihm aus, aber das Bedauerliche war, daß er am nächsten Morgen jedes Mal ernüchtert und enttäuscht war, statt glücklich und beschwingt zu sein.

      »Was ist nur los mit mir?« fragte er sich oft, wenn er im Morgengrauen eines der Häuser in seiner Nähe verließ und sich auf den Heimweg begab.

      So auch nach der leidenschaftlichen Liebesnacht mit der schönen Doreen. Sie würde ihn, wie alle Frauen, die er verlassen hatte, bedrängen und anflehen, zu ihr zurückzukehren, bis sie endlich einsehen würde, daß auch sie ihn nicht halten konnte.

      Zuweilen empfand er es selbst als absonderlich, daß sein Herz kalt blieb, während jede Frau, mit der er eine Liebesnacht verbracht hatte, das ihre an ihn zu verlieren schien.

      Er mochte nicht länger über Lady Bramwell und die ungeöffneten Liebesbriefe auf dem Schreibtisch nachdenken und war deshalb erleichtert, als der Butler »Mister Oliver Digby, Euer Gnaden«, meldete.

      Sein Neffe stürmte ins Zimmer.

      »Guten Morgen, Onkel Wade«, begrüßte ihn Oliver ein wenig atemlos. »Verzeih, daß ich dich warten ließ, aber ich habe noch fest geschlafen, als dein Diener bei mir anklopfte.«

      »Ich habe nichts anderes erwartet«, gab der Herzog trocken zurück. »Da ich im Begriff bin, aufs Land zu fahren, wollte ich vorher noch einmal mit dir sprechen.«

      Oliver sah ihn forschend an.

      »Weshalb?«

      »Ich glaube, du kennst die Antwort«, entgegnete der Herzog. »Dir dürfte doch klar sein, daß du zu viel Geld ausgibst.«

      Oliver warf sich in einen der bequemen Armsessel.

      »Das Leben in London ist heutzutage mächtig teuer«, sagte er dann mürrisch.

      »Besonders wenn jemand namens Connie dahintersteckt, wie?« fragte der Herzog ironisch.

      »Du weißt also über Connie Bescheid?«

      »Das dürfte kein Geheimnis mehr sein. Ganz London weiß inzwischen von deiner Liaison mit ihr und daß sie zu kostspielig für dich ist.«

      »Sie ist reizend und sehr amüsant«, begehrte Oliver auf.

      »Zum Wucherpreis von viertausend Pfund«, ergänzte der Herzog nüchtern.

      Oliver sprang auf, trat ans Fenster und starrte blicklos hinaus in den Garten.

      »Also gut«, sagte er schließlich mißmutig, »wenn du deshalb Theater machst, muß ich mich wohl von ihr trennen.«

      »Es geht nicht darum, daß ich Theater mache«, erwiderte der Herzog, »ich denke an deinen Stiefvater, der letztendlich für die Rechnung aufkommen muß.«

      Oliver fuhr herum.

      »Du wirst es ihm doch nicht verraten?«

      »Das mußt du schon selbst tun«, entgegnete der Herzog, »sobald die Bank sich weigert, deine Schecks einzulösen, weil du dein Guthaben aufgebraucht hast.«

      »Verdammt!« rief Oliver wütend aus. »Warum kann ich nicht über eigenes Geld verfügen und muß Papa wegen jedes Pennys anbetteln?«

      Der Herzog wußte genau, daß sein Schwager vor seiner Abreise nach Indien eine großzügige Unterhaltszahlung für Oliver veranlaßt hatte und der Vorwurf des jungen Mannes daher nicht gerechtfertigt war, aber er äußerte sich nicht dazu.

      »Mein Vorschlag wäre«, sagte er stattdessen, »daß du mich nach Mortlyn begleitest.«

      »Aufs Land? Was, zum Teufel, soll ich da?« fragte Oliver entgeistert.

      »Ich habe vergangene Woche ein paar Pferde gekauft«, erklärte ihm der Herzog, »die ich gern zureiten möchte.«

      Oliver dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Vor der Abreise müßte ich noch mal bei Connie vorbeischauen und ihr das Halsband schenken, das sie sich so sehr wünscht und ich ihr versprochen habe.«

      »Kannst du dir’s leisten?«

      »Natürlich nicht«, erwiderte Oliver, »aber ich hab’s nun mal versprochen.«

      Es war ihm anzusehen, daß er nicht wußte, wie er sich verhalten sollte und zwischen dem Respekt vor seinem Stiefvater und der Zuneigung zu seiner Herzensdame, die er nicht enttäuschen wollte, hin und her gerissen wurde.

      »Erspar dir die unnötige Ausgabe«, riet ihm der Herzog, »und verschanz dich hinter dem Befehl deines Vormunds, ihn aufs Land zu begleiten.«

      »Woher willst du das wissen?« fragte Oliver mißtrauisch.

      Eine Weile war es still zwischen ihnen, dann bemerkte der junge Mann das spöttische Lächeln seines Onkels, und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen.

      »Meine Güte, das darf doch nicht wahr sein!« rief er aus. »Verdammt noch mal, gibt es denn in ganz London keine schöne Frau, die dir nicht irgendwann einmal verfallen war?«

      Wie ein Kompliment hörte sich das nicht gerade an. Oliver begab sich zur Tür, riß sie auf und sagte dann in rüdem Ton: »In fünfzehn Minuten bin ich marschbereit, um Euer Gnaden in sein Provinzkaff zu begleiten.«

      Lautstark schlug er die Tür hinter sich ins Schloß. So entging es ihm, daß der Herzog leise lachte.

      Dieser hatte es sich zum Prinzip gemacht, sich niemals mit einer Frau einzulassen, die sich für ihre Liebesdienste bezahlen ließ. Da er über einen ansehnlichen Reichtum verfügte, erwarteten die Schönen, die seine Gunst genossen, natürlich irgendwelche kostbaren Geschenke von ihm. Die Auswahl pflegte er Mr. Watson zu überlassen, der über einen erlesenen Geschmack und das nötige Fingerspitzengefühl für diese Dinge verfügte.

      Der Herzog hatte schon seit langem aufgehört, die vielen Pelzkragen, Muffs, Brillantcolliers, Ohrringe, Handtaschen, Sonnenschirme und Fächer zu zählen, die er bezahlt hatte und die ihn im Laufe der Jahre ein kleines Vermögen gekostet hatten.

      Oliver wird mit der Zeit auch dahinterkommen, daß Frauen immer mehr von einem Mann fordern, als er sich eigentlich leisten kann, überlegte er. Für den Jungen würde es jedenfalls gut sein, sich eine Zeitlang in Mortlyn austoben zu können.

      Die Reise zum herzoglichen Stammsitz, die nun beide Männer antraten, nahm über zwei Stunden in Anspruch, obwohl der Herzog auch diesmal bemüht war, seinen eigenen Rekord zu brechen.

      Der Anblick des stattlichen Gebäudes versetzte ihn wie jedes Mal, wenn die Kutsche in flotter Fahrt durch die uralte Eichenallee rollte, in Entzücken.

      Grüne Rasenflächen erstreckten sich vor dem schönen Gebäude bis zum See hinunter, und wie immer konnte der Herzog sich nicht sattsehen an dem zauberhaften Anblick.

      Unterwegs hatten er und Oliver nur wenige Worte gewechselt. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem flotten neuen Gespann, das er mit bewundernswertem Geschick lenkte und um das er von anderen jungen Adligen glühend beneidet wurde.

      Als sie die Brücke über den See passiert hatten und vor dem Hauptportal ankamen, rief der Reitknecht vom Bocksitz hinter ihnen aus: »Euer Gnaden haben sich wieder mal selbst übertroffen! Fünf Minuten unter der Zeit!«

      »Fünf Minuten?« bemerkte der Herzog. »Ich hatte gehofft, zehn oder fünfzehn Minuten herausgeholt zu haben.«

      »Das werden Euer Gnaden früher oder später auch noch schaffen«, meinte der Lakai zuversichtlich und sprang vom Sitz, bevor die Räder der Kutsche zum Stillstand kamen.

      Er hätte sich nicht so zu beeilen brauchen, denn jetzt waren schon zwei Stallburschen zur Stelle, um die Pferde am Zügel festzuhalten, und mehrere Lakaien in der herzoglichen Livree hatten Aufstellung genommen.

      Der


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