Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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Laut schepperte das Blech durch die Stille der Nacht.

      »Dummkopf!« knurrte Moris.

      Mit angehaltenem Atem lauschten die drei in die Dunkelheit.

      Dann banden sie ihre Pferde fest.

      Zunächst suchten sie die Schuppen ab, fanden aber nichts.

      »Wartet, ich will mich vorsichtshalber noch mal auf der Mainstreet umsehen«, sagte Moris und schlich vorwärts, bis er den Vorbau des Hauses erreicht hatte. Er riskierte einen Blick in das Innere des Post-Bureaus.

      In diesem Moment kam Hanson ans Fenster.

      Moris wich zurück.

      Aber der alte Posthalter schien ihn nicht gesehen zu haben. Moris konnte hören, wie die Jalousien heruntergelassen wurden.

      Der Tramp schlich zurück.

      »Alles in Ordnung«, sagte er. »Jetzt müssen wir den Hintereingang suchen und dann warten, bis der Alte das Office verläßt. In diesem Moment schlagen wir zu.«

      Langsam tasteten sie sich an der Hinterfront des Baues entlang.

      Da – tappende Schritte kamen durch die Gasse.

      Die drei fuhren zusammen und blieben wie erstarrt stehen.

      Die Schritte kamen näher.

      Moris hatte sich dicht an die Wand gepreßt. McLean riß Donegan mit sich an die dunkle Front des Hauses.

      Dann aber konnten sie aufatmen. Der Vorübergehende war ein angetrunkener alter Mann, der im schaukelnden Gang die Gasse hinunterschwankte.

      Bevor sie weitergingen, zischte Moris den beiden noch zu: »Daß es keinem von euch einfällt, zu schießen. Wir können keinen Lärm gebrauchen.«

      Die beiden antworteten nicht.

      Dann hatte Moris die Hintertür gefunden.

      Durch die Sorglosigkeit des Posthalters war sie unverschlossen.

      Ein Prärieschooner, der in diesem Augenblick laut polternd durch die Mainstreet rollte, gab Moris einen Gedanken ein.

      Er riß die laut knarrende Tür auf und stieß seine beiden Genossen in die gähnende Dunkelheit des Korridors. Gleichzeitig schloß er die Tür hinter sich.

      Mit angehaltenem Atem lauschten die drei.

      Nichts.

      Der Lärm des schweren Wagens draußen hatte alle anderen Geräusche verschluckt. Auf Zehenspitzen schlichen die Eindringlinge bis an die Verbindungstür und postierten sich links und rechts daneben.

      Sie konnten hören, wie der Alte im Bureau rumorte.

      Sie mußten warten.

      Hoffentlich läßt es sich die Frau des Posthalters nicht einfallen, jetzt herunter zu kommen! schoß es Moris durch den Kopf.

      Schritte aus dem Postoffice näherten sich. Die Tür wurde geöffnet, und der Posthalter Lew Hanson trat auf den Korridor.

      Aber nur einen Schritt, dann blieb er wie festgenagelt stehen.

      In dem schwachen Licht, das von der Straße durch die Jalousien fiel, sah er sich drei Männern gegenüber, die ihre Revolver auf ihn gerichtet hatten.

      Hanson wollte schreien, aber die Angst preßte ihm die Kehle zu.

      Jubal Moris hatte sein Halstuch vorm Gesicht. Mit dumpfer Stimme sagte er: »Keinen Laut, sonst knallt’s!«

      Gleich darauf fühlte der alte Mann eine schweißnasse Hand an seinem Hals. Der Druck verstärkte sich so, daß er seinen Mund weit aufreißen mußte. Blitzschnell schob Moris einen Knebel hinein.

      Nun trat McLean in Aktion. Es dauerte nur knapp eine Minute, da lag der Posthalter gefesselt am Boden.

      Wie versteinert hatte der Cowboy am Treppengeländer gestanden und der widerlichen Szene zugesehen. Über eines war er sich im klaren: So etwas hatten die beiden Verbrecher heute nicht zum erstenmal getan.

      Moris und McLean durchstöberten sofort das Office.

      Sie fanden einen Wandschrank. Er war verschlossen. Sie rissen den Alten hoch und durchsuchten seine Taschen. Er hatte den Schlüssel in der Westentasche. McLean fand ihn – und eine Minute später standen sie vor der Kiste.

      »Nichts wie weg!« stieß Moris hastig durch die Zähne. Jeden Lärm vermeidend, schlichen sie hinaus.

      Mike Donegan, der die ganze Zeit über reglos dagestanden hatte, folgte ihnen. Wenige Minuten später hatten die Verbrecher mit ihrer Beute die Stadt verlassen.

      Die Frau des alten Posthalters war unruhig geworden, weil ihr Mann nicht rechtzeitig in die Wohnung zurückgekehrt war. Da sich niemand auf ihr Rufen gemeldet hatte, ging sie die Treppe hinunter. In der Dunkelheit stolperte sie über einen Körper. Ihre Hände ertasteten ein Gesicht, dabei fühlte sie einen Tuchfetzen aus dem Mund herausragen.

      Die Frau hatte sofort begriffen. Mit zitternden Händen zündete sie die Lampe an. In dem unruhigen Schein des blakenden Dochtes sah sie ihre Ahnungen bestätigt. Sie schrie nicht auf und verlor auch nicht den Kopf. Mit bebenden Händen zerschnitt sie die Fesseln und bettete den Kopf ihres Mannes in ihren Schoß. Dann massierte sie ihm die Arme, um das gestaute Blut wieder in Wallung zu bringen.

      Als Hanson endlich die Augen aufschlug, legte die Frau ihn sanft auf den Boden zurück. Sie stellte keine Fragen, sondern raffte ihre Röcke und hetzte zum Hause des Arztes hinüber.

      Stolpernd erreichte sie den Vorbau und trommelte mit beiden Fäusten gegen die Haustür. Es dauerte eine Weile, ehe sich oben im Haus ein Fenster öffnete.

      »He, wo brennt’s?« krächzte die schlaftrunkene Stimme des Arztes.

      Überstürzt rief die Frau:

      »Doc! Mein Mann ist überfallen worden! Kommen Sie schnell!«

      »Sofort!« kam die Antwort zurück, und man hörte an dem Klang seiner Stimme, daß der Arzt hellwach geworden war.

      Nur notdürftig bekleidet, mit der braunen Ledertasche in der Hand, erschien er gleich darauf auf dem Vorbau.

      »Wo ist er?«

      Die Frau stammelte: »Im Office.«

      Die beiden brachten den Mann mit vereinten Kräften nach oben ins Schlafzimmer.

      Doc Gennan begann mit der Untersuchung, und da er keine Verletzung entdecken konnte, ließ er die Frau starken Kaffee kochen und flößte ihn dem Überfallenen ein.

      Das belebende Getränk verfehlte seine Wirkung nicht. Hanson schlug die Augen auf. Aber der Schreck schien ihm noch in den Gliedern zu sitzen, denn auf alle Fragen konnte er nur stockend antworten.

      Zum Schluß sagte er: »Mit Bestimmtheit kann ich nur sagen, daß es drei Männer waren.«

      Nachdenklich schaute der Arzt die Frau an.

      »War denn heute nacht bei Ihnen etwas zu holen?«

      Die Frau nickte.

      »Was denn? Reden Sie doch!«

      »Die Geldkiste von der Telegraph Union.«

      »Und…? Ist sie weg?«

      »Der Schrank für Wetsachen stand offen, aber ich habe nicht nachgesehen«, stotterte die Frau verstört.

      »Bleiben Sie bei Ihrem Mann!« Der Arzt lief die Treppen hinunter.

      Die Kiste war weg.

      »Ich werde den Sheriff benachrichtigen!« rief Doc Gennan. Dann rannte er über die nachtdunkle Straße zum Sheriff Office, wo ein Windlicht seinen flackernden Schein über die Straßen tanzen ließ.

      *

      Die Stadt glich am anderen Morgen einem Hexenkessel.

      Black Honk hatte sich in seiner bisherigen Tätigkeit als Sheriff allenfalls mit betrunkenen


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