Ritter oder Dame (Historischer Roman - Zeitalter der Aufklärung). Oskar Meding

Ritter oder Dame (Historischer Roman - Zeitalter der Aufklärung) - Oskar  Meding


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       Oskar Meding Gregor Samarow

      Ritter oder Dame (Historischer Roman - Zeitalter der Aufklärung)

      Die Geschichte von Chevalier D'Éon de Beaumont

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      2017 OK Publishing

      ISBN 978-80-272-3743-2

      Inhaltsverzeichnis

       Erstes Kapitel.

       Zweites Kapitel.

       Drittes Kapitel.

       Viertes Kapitel.

       Fünftes Kapitel.

       Sechstes Kapitel.

       Siebentes Kapitel.

       Achtes Kapitel.

       Neuntes Kapitel.

       Zehntes Kapitel.

       Elftes Kapitel.

       Zwölftes Kapitel.

       Dreizehntes Kapitel.

       Vierzehntes Kapitel.

       Fünfzehntes Kapitel.

       Sechzehntes Kapitel.

       Siebenzehntes Kapitel.

      Erstes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Es war gegen das Ende der fünfziger Jahre im vorigen Jahrhundert, zur Zeit der Regierung Seiner allerchristlichsten Majestät Ludwig XV., welcher in seiner glänzenden hoffnungsvollen Jugend vom Volke den Namen des Vielgeliebten erhalten hatte, den er nun offiziell fortführte, obwohl das Volk selbst ihn weder mit den Lippen noch mit dem Herzen seinem Könige mehr gab, der sich so weit von den Wegen seiner ersten Regierungszeit entfernt hatte und in apathischer Gleichgültigkeit die Staatsgeschäfte meist gehen ließ, wie sie eben wollten und konnten. Und sie gingen im Ganzen damals noch nicht so schlecht, als zu einer spätern Epoche, welche die Revolution und den Untergang des von Ludwig XIV. so stolz und mächtig aufgerichteten Königthums vorbereitete. Damals hatte noch nicht die launenhafte Courtisane, welche man Gräfin von Dubarry nannte, die Krone Frankreichs durch den Schmutz der tiefsten Erniedrigung gezogen, so daß ihr später weder der edle, rechtliche Sinn Ludwig XVI., noch der stolze und kühne Geist der österreichischen Kaiserstochter Marie Antoinette wieder Glanz verleihen konnte, — damals lag die Regierung noch in den Händen der Marquise von Pompadour und ihres geistvollen und muthigen Freundes, des Herzogs von Choiseuil-Amboise, Grafen von Stainville, der als Minister-Staatssekretär die auswärtigen Angelegenheiten leitete und bald darauf auch das Kriegsdepartement übernahm, um die tiefe Verwahrlosung und Zerrüttung in den Armeen und Flotten Frankreichs mit kräftiger Hand zu bessern. Die Marquise von Pompadour war im Allgemeinen weit besser, als das Bild von ihr, welches die Geschichte als stereotyp aufgenommen hat; zwar war sie ein Weib mit weiblichen Launen und Schwächen; — die Stellung, welche sie als maîtresse en titre des Königs einnahm, verletzte das öffentliche Gefühl und brachte sie in ein schiefes Verhältniß, das oft durch Gereiztheit und Erbitterung sie zu falschen Schritten führte, — doch hatte sie bei alledem den hohen Wunsch, Frankreich, dessen König sie beherrschte, groß und mächtig zu sehen, und sie täuschte sich auch, namentlich seit Choiseuil ihren von Natur klaren und fein verständnißvollen Geist leitete, nicht in den Mitteln, welche zu diesem Zweck führten. Sie suchte Verständigung mit den freieren Elementen des nationalen Geistes und hoffte eine Zeitlang die geistige Bewegung, welche damals bereits begann, vom Thron aus lenken zu können, doch war ihre Stellung eine zu unklare und unsichere, und die ganze Zerrüttung der öffentlichen Autoritäten bereits eine zu große und tief eingefressene, als daß sie oder Choiseuil gründlich hätten bessern können, und das viele Gute, das geschah, wurde schnell wieder fortgeschwemmt, als es später der Dubarry gelang, Choiseuil zu stürzen und alle Bande des Rechts und der Ordnung im öffentlichen Leben zu zerstören.

      Der ganze Glanz des Königthums, das die Sonne zu seinem Sinnbild genommen, ergoß sich über Versailles, diesen feenhaften Sitz monarchischer Allgewalt, diese Welt von goldenen Sälen und schimmernden Galerieen, in denen Alles, was reich, groß und erhaben war im großen, reichen und stolzen Frankreich, zusammenströmte, um den Strahlenkranz zu bilden des königlichen Sonnengestirns, zu dessen mehr oder minder matten Abbildern sich alle Höfe Europas machten. Der große Adel, dessen Vorfahren in trotziger Selbstständigkeit sich erhoben hatten gegen Ludwig XIII., den gewaltigen und furchtbaren Richelieu und den geschmeidig-tückischen Mazarin, dieser hohe Adel, der vor dem Schaffot nicht erbebt war, das der große Kardinal für einen Montmorency errichten ließ, er war gezähmt durch den Festrausch, welcher die Luft von Versailles erfüllte. Wie bunte Libellen flatterten im Glanz des Thrones die Träger der großen Namen des Landes, welche einst die wirklichen Pairs der Könige sich dünkten, und bettelten um die Gunst eines Blickes, eines gnädigen Wortes, einer Einladung nach Marly oder eines Platzes in den Karrossen des Königs, und die Wenigen, die sich von diesem Treiben des Hofes fern hielten und schauderten vor dem Wahlspruch der Höflinge: ›apres nous le déluge‹, — sie saßen einsam und vergessen auf ihren Schlössern in den Provinzen, ohne einen Platz finden zu können in der Verwaltung des Staates und in der Führung der Armeen, — für das Königthum existirte eben nichts, was nicht vor seinen Augen erschien in dem von der übrigen Welt hermetisch abgeschlossenen Lichtkreis von Versailles, und jene bespöttelten und verachteten Edelleute der Provinz erschienen erst wieder, als es galt, sich auf der Schwelle ihres bedrohten Königs zerstückeln zu lassen oder mit dem Rufe ›Vive le roi!‹ ihr Haupt dem Fallbeil der Guillotine darzubieten.

      Die Bürger von Paris aber waren nicht gezähmt und verzaubert durch die Wunderwelt des Hofes von Versailles, die ihnen verschlossen blieb und von der sie nur zuweilen einen vorübergehenden Glanzblick sahen, wenn der König in feierlichem Auszug nach der Notredame kam, um vor dem Altar der hohen Schutzheiligen Frankreichs seine Andacht zu verrichten, oder wenn die glänzenden Equipagen der Großen mit den rücksichtslos Platz machenden Vorreitern durch die Straßen jagten, weil die Herren und Damen des Hofes sich in ihren Hotels in Paris ausruhen oder in ihren petites maisons die Fäden reizender kleiner Abenteuer verfolgen wollten.

      Das Volk von Paris, welches nicht vergessen hatte, daß einst seine Könige in seiner Mitte lebten, sich zuweilen mit ihm zankend, zuweilen ihm schmeichelnd, immer aber


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