Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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hundert Händen weilt,

       Und keiner ihr die ganze Summe schuldet.

       Von keinem hat sie alles zu verlangen, Und keiner will ihr ganzes Herz empfangen. O, wieviel reicher ward mein Los bestellt; Ich hab' nur einen auf der ganzen Welt. Leer war mein Herz, da Du mit Siegerfahnen Und Liederjubel es erobern kamst, Bis daß Du, Herr auf allen seinen Bahnen, Wie Frühlingsodem es gefangen nahmst. O laß mich Gott in dieser Stunde danken, – Daß ich so einsam war, bis ich Dich fand – Ja tot war, bis Sein Glockenschall die Schranken Des Grabes sprengte – und ich auferstand.

      Falk.

       Ja wir, die freundlos hier im Dunkel stehen,

       Wir sind die Reichen, – unser ist das Glück.

       Wir stehen draußen, aber neidlos sehen

       Wir auf das leicht entbehrte Fest zurück.

       Laß Lampen leuchten, laß Gesänge klingen,

       Laß die da drinnen sich im Tanze schwingen!

       Blick' aufwärts, Schwanhild, – in die blaue Nacht!

       Da sind auch tausend Lämpchen aufgewacht –

      Schwanhild.

       Still, horch, Geliebter, – wie der Abendwind

       Im Lindenwipfel süße Märchen spinnt –

      Falk.

       Für uns nur funkelt's dort im hohen Saal –

      Schwanhild.

       Für uns nur raunt und rauscht das weite Tal!

      Falk.

       Mir ist, als wär' ich der verlorene Sohn; –

       Ich ließ von Gott und tat den Menschen Frohn.

       Da rief er mich zurück zum Vaterherzen –

       Und, nun ich komme, zündet er die Kerzen

       Zum Fest, und schenkt dem heimgekehrten Kind

       Sein schönstes Kunstwerk, Dich, zum Angebind'.

       Von stund an dien' ich nur mehr seinem Lichte

       Und weiche nimmer aus dem ersten Glied; –

       Und Dein und mein beglücktes Leben dichte

       Siegreicher Liebe hehres Hohelied!

      Schwanhild.

       Und sieh, da ist für Zweifel kein Verbleib, Wo er ein Mann

      Falk. Und sie ein ganzes Weib, Zwei solche müssen alles überstehn!

      Schwanhild.

       Wohlauf zum Kampf denn wider Not und Sorgen.

       (Zeigt Falk seinen Ring, den sie am Finger trägt.)

       Und jetzt, jetzt sollen sie ihn alle sehn!

      Falk.

       Nein, Schwanhild, jetzt nicht! Warte noch bis morgen!

       Heut, mit von Rosen überfüllten Händen,

       Noch Tagwerk üben, hieße Sabbat schänden.

       (Die Tür vom Gartenzimmer öffnet sich.)

       Verbirg Dich! 's tät mir weh, wenn hier im Haus

       Heut abend Dich noch andre Blicke fänden!

      (Sie gehen durch die Bäume bei der Laube ab. Frau Halm und Goldstadt treten auf die Veranda.)

      Frau Halm.

       Er zieht wahrhaftig aus!

      Goldstadt. Es sieht so aus.

      Stüber (kommt.)

       Er zieht wahrhaftig –

      Frau Halm. Nun so zieht er aus! Was weiter!

      Stüber. 's ist 'ne mißliche Geschichte.

       Er macht kaltblütig unsern Ruf zunichte

       Und setzt uns allzusammen in sein Blatt.

       Da steht denn meine Braut gedruckt inmitten

       Von Körben, Zwillingen, Gevatterbitten ...

       Nein, wißt Ihr, setzen wir uns lieber matt

       Und die Gewehre wiederum in Ruhstand!

      Frau Halm.

       Doch glauben Sie, daß er –

      Stüber. Unzweifelhaft!

       Indizien sind gegeben, deren kraft

       Die ganze Prahlerei und Leidenschaft

       Zurückzuführen auf berauschten Zustand.

       Zum Beispiel ist, wenn auch nicht alles klärend,

       Doch weitern Schlüssen reichlich Raum gewährend,

       Was er heut Nachmittag, wie man erfuhr,

       In Linds und seiner Wohnung angerichtet,

       Wie er dort Lamp' und Tintenfaß vernichtet,

       Wie er sich –

      Goldstadt (sieht Falk und Schwanhild flüchtig, wie sie sich trennen; Falk geht nach dem Hintergrund, Schwanhild bleibt verborgen an der Laube stehen.)

       Halt! Da sind wir auf der Spur.

       Nur auf ein Wort, Frau Halm! Herr Falk wird bleiben, Und geht er doch, so nicht in bösem Sinn.

      Stüber.

       Nicht wahr, Sie glauben auch –?

      Frau Halm. Wo woll'n Sie hin?

      Goldstadt.

       Nicht weiter, als mich Herz und Klugheit treiben.

       Getrost, ich stell' den Frieden wieder her.

       Auf einen Augenblick nur –

      Frau Halm. Bitte sehr!

      (Sie gehen zusammen in den Garten; während des Folgenden sieht man sie ab und zu im Hintergrund, in eifrigem Gespräch begriffen.)

      Stüber (steigt in den Garten hinab und entdeckt Falk, der sinnend übers Wasser hinausblickt.)

       Die Dichter sind Gewalts- und Attentatsmänner,

       Doch wir Regierungsleute feine Staatsmänner;

       lch möchte mich salvieren –

       (Sieht den Pastor, der aus dem Gartenzimmer kommt.)

       Ah, sieh da!

      Strohmann (auf der Veranda.)

       Er zieht wahrhaftig!

       (Gesellt sich zu Stüber.)

       Würden Sie wohl – ja? –

       Nur einen Augenblick mein Amt verwalten?

       So halten Sie mein Weib –

      Stüber. Wen soll ich halten?

      Strohmann.

       Verstehn Sie, – ich, die Kleinen und Mama

       Sind immer wie ein Leib und seine Glieder, Und niemals – (Die Frau und die Kinder zeigen sich in der Tür.) Na, da sind sie ja schon wieder!

      Frau Strohmann.

       Wo bist Du, Strohmann?

      Strohmann (leise zu Stüber.)

       So, nun los, und wähl'n Sie

       Was Fesselndes! Erfinden Sie! Erzähl'n Sie!

      Stüber (geht zu Frau Strohmann auf die Veranda.)

       Sie lasen schon das Bittgesuch des Kreises?

       Der Stil der Schrift ist etwas Vorzugsweises!

       (Zieht ein Buch aus der Tasche.)

       Wenn Sie vielleicht ein Pröbchen draus ergetzt –

      (Nötigt sie höflich ins Zimmer hinein und geht selbst mit. Falk kommt nach vorn; er und Strohmann begegnen sich. Sie messen sich eine Weile mit den Augen.)

      Strohmann.

      


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