Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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die man gleichfalls liebt,

       Doch sie zu einigen ist manchmal schwer.

       Die Ehe aber ist ein Ozean

       Von Fordrungen, die mit dem schönen Wahn

       Der Liebe wenig mehr zu schaffen haben.

       Hier frommen keine großen Geistesgaben,

       Hier gilt es Häuslichkeit, Genügsamkeit,

       Geduld, Fleiß, Pflichtbewußtsein, Fügsamkeit, –

       Und viel noch, was des Fräuleins Gegenwart

       Mir, weiter auszuführen, wohl erspart.

      Falk.

       Und darum –?

      Goldstadt. Wenn ich Ihnen raten soll,

       So schaun und hören Sie herum im Leben.

       Da nimmt ein jedes Paar den Mund so voll,

       Als hätt' es Millionen zu vergeben.

       Da wird denn spornstreichs zum Altar gerannt,

       Ein Nest gebaut, das Glück steht im Zenith;

       Ein Weilchen meint man alle Not verbannt;

       Dann kommt der Rechnungstag – dann kommt die Gant –

       Ja, ja! dann ist das große Haus fallit!

       Fallit der Mädchenwangen Jugendglut,

       Fallit der Mädchenträume Frühlingsblüte,

       Fallit des Mannes siegesfroher Mut,

       Fallit ein jeder Funke, der einst glühte;

       Fallit, fallit des Hauses ganze Masse –:

       Und prahlten doch einst beide, jung und gut,

       Als Liebeshandelsfirma erster Klasse!

      Falk (bricht leidenschaftlich in die Worte aus:)

       Das ist ja Lüge!

      Goldstadt (unerschütterlich.)

       Doch vor einer Stunde,

       Da war's noch Wahrheit, war's Ihr eigen Wort,

       Da Sie hier standen und die Teetischrunde

       Bekämpften, – und da klang's auch hier und dort,

       Wie jetzt von Ihnen: All das ist ja Lüge!

       Doch Ihnen drob zu zürnen, liegt mir fern,

       Wir hören alle nicht gerade gern

       Vom Tode, tun wir just die letzten Züge.

       Sehn Sie den Pastor, der, auf Freiersfüßen,

       Mit Art und Witz gemalt und komponiert –

       Und sehn ihn nun mit langer Dumpfheit büßen,

       Daß er so rasch mit ihr sich kopuliert.

       Sie war geschaffen, daß er für sie schwärmte – Doch nicht mit ihr, als seiner Frau, sich härmte. Und der Kopist mit seinem Verstalent? Kaum hat der Mann den Hals im Joche liegen, Ist auch die ganze Reimerei zu End', Und seine Muse hat seitdem geschwiegen, In Schlaf gekarrt vom ewig gleichen Jus. Da seht Ihr deutlich – – (Betrachtet Schwanhild.) Friert Sie?

      Schwanhild (leise.) Nein, mich friert nicht.

      Falk (zwingt sich zu einem spöttischen Ton.)

       Und endet's stets mit Minus, nie mit Plus, –

       Weswegen spielen Sie dann? Denn verliert nicht In dieser zweifelhaften Lotterie So der wie jener? Oder halten Sie Sich selbst für einen, der vom lieben Gott Speziell zum Bankrotteur geschaffen sei?

      Goldstadt (blickt ihn an, lächelt und schüttelt den Kopf.)

       Mein kecker, junger Falk, – was soll der Spott! –

       Der Arten sich ein Haus zu baun, sind zwei.

       Man kann's auf Illusionskredit hin wagen,

       Auf Wechsel felsenfester Zuversicht,

       Auf Permanenz von ewigen Jugendtagen

       Und auf Unmöglichkeit von Gripp' und Gicht;

       Auf Augen, deren Schimmer nie erblindet,

       Auf langes Haar und frisches Wangenrot,

       Auf Sicherheit, daß all dies nie verschwindet

       Und der Perücke Stunde niemals droht.

       Man kann's auf stimmungsvolle Träume gründen,

       Luftspiegelungen und Sirenensang,

       Auf Herzen, die sich täglich neu entzünden,

       Wie, da des Jaworts erster Funke sprang.

       Wie nennt man doch Geschäfte, so betrieben? –

       Man nennt sie Humbug, Humbug, meine Lieben!

      Falk.

       Sie sind mir ein Versucher, muß ich sagen, –

       Dem seine Million nicht Abbruch tut, –

       Indessen just mein ganzes Hab' und Gut Zwei Kofferträger durch die Gassen tragen.

      Goldstadt (scharf.)

       Was soll das heißen?

      Falk. Nun, worauf beruht

       Denn ein solides Haus? Ich kann mir's denken; – Doch wohl auf Geld – dem Wundermittel Geld, Das ält'ster Witwen schlotternden Gelenken Noch Reiz verleiht –

      Goldstadt. Ach nein, mein junger Held;

       Es ruht doch noch auf mehr als totem Erze.

       Es ruht auf Achtung vor des andern Wert,

       Auf stiller, warmer Freundschaft, die ein Herze

       So tief wie des Berauschten Jubel ehrt;

       Darauf, daß man der Pflichterfüllung Segen,

       Der Sorgfalt Glück, des Obdachs Frieden kennt,

       Den Hausschatz, der sich Selbstverleugnung nennt,

       Des Wachens Süßigkeit, das von den Wegen

       Der Auserkornen jedes Unheil trennt.

       Es ruht auf Händen, die die Wunden lindern,

       Auf Schultern, denen jede Last behagt,

       Auf Gleichgewicht, das Jahre nicht vermindern,

       Auf Armen, deren Treue nie versagt –

       (Zu Schwanhild.)

       Mit dem will ich Ihr Glück zu gründen wagen, Das ist mein Einsatz, – nun entscheid' es sich. (Schwanhild macht heftige Anstrengungen zu sprechen, Goldstadt erhebt abwehrend die Hand.) Durchdenken Sie's, eh' Sie mir Antwort sagen! Und wählen Sie bewußt – Falk oder mich.

      Falk.

       Und woher wissen Sie –

      Goldstadt. Daß Sie sie lieben?

       Das stand zu klar auf Ihrer Stirn geschrieben.

       Ich gehe jetzt, – nun sprechen Sie mit ihr. (Drückt ihm die Hand.) Nicht wahr, des Spiels ist nun genug getrieben! Und können Sie mit Hand und Munde mir Geloben, stets so über sie zu wachen, Ihr solch ein Halt, ihr solch ein Trost in Not Zu sein, wie ich es sein kann, – (Wendet sich zu Schwanhild.) Gut, so machen Wir einen Strich durch alles, was ich bot. Dann siegt' ich, siegte ganz in aller Stille; – Sie werden glücklich, und das war mein Wille. (Zu Falk.) Noch eins, – das Geld, das nehm' ich doch in Schutz, 's ist doch wohl mehr als eitel Tand und Putz. Ich steh' allein, hab' keinen Freund auf Erden; All das, was mein ist, das soll Ihrer werden. Sie sollen mir wie Sohn und Tochter stehen. Sie wissen wohl, ein Landgut ist noch mein; Da richt' ich mich, hier richten Sie sich ein; Und jährt sich's, wollen wir uns wiedersehen. Sie kennen mich nun, – prüfen Sie sich gut, Bedenken Sie, daß auf des Lebens Flut Allein die Könner, nicht die Schwärmer zählen, – – Und nun in Gottes Namen – mögt Ihr wählen.

      (Geht


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