Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
Hinab, mein Traum! Hinab, Welteitelkeit!
Da nimm mein Opfer, tiefer, bittrer Bronnen!
(Tut ein paar Schritte nach dem Hintergrund, wirft den Ring in den Fjord hinaus und nähert sich Falk mit verklärten Zügen.)
Nun hab' ich Dich verloren für die Zeit –
Doch Dich auf Ewigkeit dafür gewonnen!
Falk (kraftvoll.)
Ans Werk nun, hüben der und drüben der!
Auf Erden kreuzt sich unser Weg nie mehr.
Ein jeder geh' den seinen ohne Klage!
Auch uns beschlug der Neuzeit Fieberdampf;
Wir wollten Siegespreise ohne Kampf,
Wir wollten Sabbat ohne Werkeltage,
Obschon die Pflicht sprach: Kämpfe und entsage!
Schwanhild.
Doch, Falk, nicht siech!
Falk. Nein, – mit der Wahrheit Mut.
Uns droht kein Irrlicht trügerischer Flut;
Denn die Erinnerung, die wir erwarben, Steht unverrückbar überm Wolkentrott, In siebenfachen Regenbogenfarben Als Wunderzeichen zwischen uns und Gott. In ihrem Schein gehst Du zu stillen Pflichten –
Schwanhild.
Und Du empor zu ewigen Gedichten!
Falk.
Als Dichter, ja, – denn das ist jeder Mann,
Ob er als Lehrer, Priester, Redner handelt,
Ob er ein Geistwerk oder Handwerk kann,
Der mit dem Ideal vor Augen wandelt.
Jawohl, empor! Mein Flugroß steht bereit, – Mein Lebenswerk, ich weiß, es ist geweiht! Lebwohl!
Schwanhild.
Lebwohl!
Falk (umarmt sie.) Ein Kuß –!
Schwanhild. Der letzte Kuß!
(Reißt sich los.)
Nun kann ich tragen, was ich tragen muß!
Falk.
Und würd' auf Erden alles Licht ein Spott,
Der Lichtgedanke lebt, denn der ist Gott.
Schwanhild (entfernt sich nach dem Hintergrund.)
Lebwohl!
(Geht weiter.)
Falk. Lebwohl! – Und was uns auch geschah, –
(Schwenkt den Hut.)
Die Lieb' auf Gottes schöner Welt, hurrah!
(Die Tür öffnet sich. Falk geht nach rechts hinüber. Die jüngeren Gäste drängen in lauter Fröhlichkeit heraus.)
Die jungen Mädchen.
Zum Tanz, zum Tanz!
Eine Stimme. Das Leben ist ein Tanz!
Eine Andere.
Zum Tanz in Blütenduft und Sternenglanz!
Mehrere.
Ja, tanzen, tanzen!
Alle. Schlingt den Reigenkranz!
(Stüber und Strohmann kommen Arm in Arm. Dahinter Frau Strohmann und die Kinder.)
Stüber.
Ja, Du und ich sind Freunde von heut an.
Strohmann.
Und ich und Du stehn künftig einen Mann.
Stüber.
Und stützt dies Säulenpaar des Staats Gebäude –
Strohmann.
Ersprießt für jeglichen –
Stüber (rasch.) Gewinn!
Strohmann. Und Freude.
(Frau Halm, Lind, Anna, Goldstadt und Fräulein Elster samt den übrigen Gästen erscheinen. Die Augen der ganzen Familie suchen Falk und Schwanhild. Allgemeine Verblüfftheit, da man jeden für sich allein sieht.)
Frl. Elster (inmitten der Tanten, schlägt die Hände zusammen.)
Wie? Geh' ich denn in Träumen oder Wachen?
Lind, (der nichts gemerkt hat.)
Ich will mich doch an meinen – Schwager machen.
(Zugleich mit mehreren anderen Gästen nähert er sich Falk; aber er fährt bei seinem Anblick unwillkürlich einen Schritt zurück und bricht in die Worte aus:)
Was ist mit Dir geschehn? Du hast wie Janus Zwei Antlitze!
Falk (mit einem Lächeln.)
Ich rufe mit Montanus:
Die Erd' ist flach, Messieurs; – nun ist's entschieden;
Flach wie ein Fladen, – seid Ihr's nun zufrieden?
(Geht rasch rechts ab.)
Frl. Elster.
Ein Korb!
Die Tanten.
Ein Korb?
Frau Halm. Nur still! Nichts weiter sagen!
(Geht zu Schwanhild hinüber.)
Frau Strohmann (zum Pastor.)
Denk Dir, ein Korb!
Strohmann. So ist es möglich?
Frl. Elster. Ja.
Die Damen (durcheinander.)
Ein Korb! Ein Korb!
(Einzelne Gruppen bilden sich weiter drinnen im Garten.)
Stüber (wie versteinert.)
Er hat sich angetragen?
Strohmann.
Ja, denk Dir, Du! Er höhnte uns, haha –
(Sie sehen einander sprachlos an.)
Anna (zu Lind.)
Ganz recht! Sein Poltern ging doch übern Scherz.
Lind (umarmt und küßt sie.)
Hurrah, nun bist Du mein in allen Teilen!
(Sie gehen tiefer in den Garten.)
Goldstadt (blickt auf Schwanhild zurück.)
Hier ist wohl ein gebrochnes junges Herz;
Doch was in ihm noch lebt, das will ich heilen.
Strohmann (gewinnt die Sprache wieder und umarmt Stüber.)
Nun ist der Teufel endlich ausgetrieben,
Und Du magst Deine Elster weiter lieben!
Stüber.
Und Du magst Jähr- um Jährlein Dein Geschlecht
Mit jungen Strohmännern vergnügt vermehrt sehn!
Strohmann (reibt sich vergnügt die Hände und sieht hinaus nach Falk.)
Das freut mich, das geschah dem Burschen recht; –
Möcht' jeder Weisheitsrab' sich so belehrt sehn.
(Sie gehen im Gespräch nach hinten, während Frau Halm sich mit Schwanhild nähert.)
Frau Halm (leise, eifrig.)
Und Dich hält nichts?
Schwanhild. Nein, nichts auf dieser Welt.
Frau Halm.
Nun gut, – so kennst Du einer Tochter Pflicht –
Schwanhild.
Bestimme!
Frau Halm. Danke, Kind!
(Mit einem