Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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Gattin

       Sigrid, seine Schwester

       Margrete, seine Tochter

       Guthorm Ingesson

       Sigurd Ribbung –

       Nikolas Arnesson, Bischof von Oslo

       Dagfinn der Bauer, Håkons Staller

       Ivar Bodde, sein Hofkaplan

       Vegard Väradal, einer seiner Höflinge

       Gregorius Jonsson, Lehnsmann

       Paul Flida, Lehnsmann

       Ingebjörg, Gemahlin Andres Skjaldarbands

       Peter, ihr Sohn, ein junger Priester

       Sira Viljam, Hauskaplan des Bischofs Nikolas

       Meister Sigard aus Brabant, ein Arzt

       Jatgjer der Skalde, ein Isländer

       Bård Bratte, ein Häuptling aus dem Trondhjemschen

       Städter und Landvolk aus Bergen, Oslo und Nidaros Kreuzbrüder, Priester, Mönche und Nonnen Gäste, Höflinge und höfische Frauen Kriegsvolk usw.

      Das Stück spielt in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts.

      (Sprich: Hokon Hokonsson, Warteig, Iwar, Wegard Wäradal, Wiljam, Bord und Steinwäg, Bordsson, Gronback, Holagoland, Torsteinsson, Jostein, Eilif, Wike, Rein, Kolbein, Horfager, Eidsvold, Inderred, Ladehammer.)

      Erster Akt

       Inhaltsverzeichnis

      Der Christkirchhof in Bergen. Im Hintergrund die Kirche, deren Hochportal den Zuschauern zugewandt ist. Links im Vordergrunde stehen Håkon Håkonsson, Dagfinn, Vegard Väradal, Ivar Bodde mit mehreren Lehnsmännern und Häuptlingen. Ihnen gegenüber Jarl Skule, Gregorius Jonsson, Paul Flida und andere Anhänger des Jarls. Weiter zurück auf derselben Seite erblickt man Sigurd Ribbung mit seinem Gefolge, und in mäßiger Entfernung von ihm Guthorm Ingesson mit verschiedenen Häuptlingen. Die Zugänge zur Kirche sind mit Wachen besetzt; die Volksmenge erfüllt den ganzen Kirchhof; viele sitzen hoch in den Bäumen und auf der Kirchenmauer; mit höchster Spannung scheinen alle auf etwas zu warten, das sich ereignen soll. Von allen Kirchtürmen fern und nah läuten die Glocken.

      Jarl Skule mit gedämpfter Stimme und ungeduldig zu Gregorius Jonsson. Auf was harren sie drinnen so lange?

      Gregorius Jonsson. Still! Jetzt beginnt der Gesang.

      Aus dem Innern der geschlossenen Kirche erschallt mit Posaunenbegleitung:

      Chor der Mönche und Nonnen. Domine coeli usw. usw.

      Während des Gesanges wird die Kirchentür von innen geöffnet; in der Vorhalle gewahrt man den Bischof Nikolas, umgeben von Priestern und Klosterbrüdern.

      Bischof Nikolas tritt in die Tür und verkündet mit erhobenem Stabe. Nun besteht Inga von Vartejg die Eisenprobe für Håkons Thronrecht.

      Die Kirche wird wieder geschlossen; der Gesang drinnen dauert fort.

      Gregorius Jonsson leise zum Jarl. Ruf den heiligen König Olaf an für das, was Rechtens ist.

      Jarl Skule hastig und abwehrend. Jetzt nicht. Besser, ihn nicht an mich zu mahnen!

      Ivar Bodde ergreift Håkons Arm. Bete Zu Gott Deinem Herrn, Håkon Håkonsson.

      Håkon. Tut nicht not – ich bin seiner gewiß.

      Der Gesang aus der Kirche erschallt stärker; alle entblößen das Haupt, viele fallen auf die Knie und beten.

      Gregorius Jonsson zum Jarl. Dies ist eine große Stunde für Dich und viele.

      Jarl Skule blickt voll Spannung nach der Kirche. Eine große Stunde für Norwegen.

      Paul Flida dicht neben dem Jarl. Jetzt hält sie das Eisen.

      Dagfinn drüben bei Håkon. Sie schreiten den Kirchenflur hinab.

      Ivar Bodde. Christus schirme Deine reinen Hände, Inga, Du Königsmutter!

      Håkon. Diese Stunde will ich ihr gewißlich mein Lebelang lohnen.

      Jarl Skule, der mit Spannung gelauscht hat, ruft plötzlich. Schrie sie auf? Ließ sie das Eisen fallen?

      Paul Flida geht auf die Kirche zu. Ich weiß nicht, was es war.

      Gregorius Jonsson. Die Weiber weinen laut in der Vorhalle.

      Der Chor in der Kirche fällt jubelnd ein. Gloria in excelsis deo!

      Das Portal springt auf; Inga tritt heraus, begleitet von Nonnen, Priestern und Mönchen.

      Inga auf der Kirchentreppe. Gott hat gerichtet! Seht diese Hände – mit ihnen trug ich das Eisen!

      Stimmen aus der Menge. Sie sind rein und weiß, wie zuvor!

      Andere Stimmen. Ja, schöner noch!

      Die ganze Volksmenge. Er ist gewißlich Håkon Sverressons Sohn!

      Håkon seine Mutter umarmend. Hab Dank, Dank, Du Gesegnete des Herrn!

      Bischof Nikolas im Vorbeigehen zum Jarl: Unklug war's, die Eisenprobe zu befürworten.

      Jarl Skule. Nein, Herr Bischof, in dieser Sache mußte Gott sprechen.

      Håkon hält tiefbewegt Ingas Hand fest. Nun ist es also vollbracht, das, wogegen alles in meiner Seele geschrieen – das, worunter mein Herz sich gewunden und gekrümmt hat –

      Dagfinn zur Volksmenge. Ja, seht dieses Weib an, und besinnt Euch, alle die Ihr hier seid! Wer hat an ihrem Worte gezweifelt, ehe es einzelnen gelegen kam, daß Zweifel entstände?

      Paul Flida. Der Zweifel raunte in jeder Hütte von der Stunde an, da Håkon, der Thronerbe, als Kind in Königs Inges Haus getragen ward.

      Gregorius Jonsson. Und letzten Winter wuchs der Zweifel zu einem Schrei an und ging laut durchs Land, gen Norden und Süden, – das kann jedermann, denk' ich, bezeugen.

      Håkon. Am besten kann ich selbst es bezeugen. Drum hab' ich auch dem Rate so vieler treuer Freunde nachgegeben und mich so tief gebeugt, wie kein andrer zum König erwählter Mann seit langen Zeiten es getan hat. Mit der Eisenprobe hab' ich meine Geburt, hab' ich mein Recht bewiesen, als Håkon Sverressons Sohn Land und Reich in Erbe zu nehmen. Nicht will ich hier genauer forschen, wer den Zweifel genährt und ihm eine so laute Stimme geliehen hat, wie die Freunde des Jarls sagen; aber das weiß ich, daß ich bitterlich darunter gelitten habe. Schon als Kind bin ich zum König gewählt worden, aber geringe Königsehre ward mir erwiesen, selbst da, wo ich es meines Bedünkens am sichersten hätte erwarten dürfen. Ich will nur an den letzten Palmsonntag in Nidaros erinnern, da ich zum Altar schritt, um dem Herrn zu opfern, und der Erzbischof sich umwandte und tat, als ob er mich nicht sähe, um mich nicht grüßen zu müssen, wie's Könige zu grüßen Brauch ist. Solches hätt' ich leicht zu tragen gewußt; doch offener Krieg drohte im Lande auszubrechen, und den mußte ich verhindern.

      Dagfinn. Gut mag es für Könige sein, weisen Ratschlägen zu lauschen; aber wäre mein Rat in dieser Sache gehört worden, so wäre nicht mit glühendem Eisen, sondern mit kaltem Stahle Håkon Håkonsson sein Recht wider seine Gegner verschafft worden.

      Håkon. Beherrsche Dich, Dagfinn; das ziemt dem Manne, der als der Erste im Reich regieren soll.

      Jarl Skule mit einem leichten Lächeln. Des Königs Feind nennt man so gern jeden, der dem Willen des Königs zuwider ist. Ich meine nun, der ist dem König der ärgste, der ihm davon abrät, sein Recht auf den Königsnamen zu erhärten.

      Håkon. Wer weiß! Wär' es mein Recht allein, um was es sich hier handelte, dann vielleicht hätt' ich es nicht so teuer erkauft; aber wir müssen den Blick höher richten; hier gilt es Beruf und Pflicht. Ich fühle das tief und warm in mir, und ohn' Erbleichen darf ich


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